Wegen des Verdachts des zweifachen Mordes verhaftet
Tötete ein Arzt der Berliner Charité zwei seiner Patienten?

Krimi auf der Kardiologie!
Am Montagmorgen klickten die Handschellen: Ein an der Charité in Berlin angestellter Facharzt für Kardiologie ist wegen des dringenden Tatverdachts des zweifachen Mordes aus niedrigen Beweggründen verhaftet worden. Gegen den 55-Jährigen, der bereits im August 2022 von der Charité freigestellt wurde, besteht der Verdacht, in zwei Fällen schwer erkrankten Patienten auf der Intensivstation wissentlich so hohe Dosen eines Betäubungsmittels verabreicht zu haben, dass diese starben.
Bereits im Jahr 2022 freigestellt worden
Die Vorfälle sollen in den Jahren 2021 und 2022 passiert sein. Der dringende Tatverdacht konnte aber erst nach einem medizinischen Gutachten angenommen werden. Denn zuvor war nicht auszuschließen, dass die hohe Dosierung des Mittels noch medizinisch vertretbar gewesen wäre, so die Generalstaatsanwaltschaft Berlin. Auf die Spur gekommen war man dem Mediziner nach einem anonymen Hinweis im Rahmen des internen Whistleblower-Systems der Klinik.
Dort waren im August 2022 insgesamt vier Fälle eines „nicht-rechtmäßigen medizinischen Vorgehens mit Todesfolge“ gemeldet worden. Die Charité habe das sehr ernst genommen und „den unter Verdacht stehenden Facharzt sofort freigestellt“, teilte die Klinik in einer Stellungnahme mit. Ein Gutachter kam in zwei der vier gemeldeten Fälle zu dem Ergebnis, dass „keine medizinische Indikation vorlag“, sagte Sebastian Büchner von der Staatsanwaltschaft Berlin im Interview mit RTL.
Der Beschuldigte wurde am Montag einer Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Tiergarten vorgeführt und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen hat eine Mordkommission des Landeskriminalamtes Berlin aufgenommen. Ob weitere Todesfälle in der Charité untersucht werden müssen, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch unklar.
Kardiologe unter Mordverdacht: Kein Hinweis auf Sterbehilfe
Die Ermittler gehen bisher nicht davon aus, dass die schwerkranken Patienten den Arzt um Unterstützung gebeten haben könnten. „Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen gibt es keine Hinweise darauf, dass von den Patienten Sterbehilfe erbeten worden wäre“, sagte der Behördensprecher. Weitere Informationen könne die Klinik wegen der andauernden Ermittlungen derzeit nicht publik machen, hieß es.
Die traditionsreiche Charité zählt zu den größten Universitätskliniken Europas und ist einer der größten Arbeitgeber Berlins. Sie ist berühmt für Nobelpreisträger wie Emil von Behring, Robert Koch und Paul Ehrlich. Überregional ist vor allem das Bettenhochhaus in Mitte bekannt - tatsächlich verteilt sich die Krankenversorgung aber auf drei Standorte in Berlin.
(cko/sbl)
TVNOW-Doku „Der Todespfleger – Die Morde des Niels Högel" seit 20.9. verfügbar
Die TVNOW Original Doku-Reihe „Der Todespfleger - Die Morde des Niels Högel“, die seit dem 20.9. auf TVNOW verfügbar ist, geht in vier Folgen den drängendsten Fragen nach: Wie konnte es zu dieser Vielzahl an Morden kommen? Wieso wurde Niels Högel nicht früher gestoppt? Was für ein Mensch ist Niels Högel, was trieb ihn an? Und wer waren die Toten?