Von Stiefvater zu Tode misshandelt
Vater von Leonie (†6): Wir sagen ihrem Bruder, dass sie auf einer Wolke schläft
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Oliver E. brüllte dem Angeklagten seine Wut entgegen
Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Oliver E. muss sich damit abfinden, dass er seine Tochter Leonie nie wiedersehen wird. Ihrem Stiefvater David H. wird vorgeworfen, das sechs Jahre alte Mädchen so heftig geschlagen und gequält zu haben, dass es an den Verletzungen starb. Beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Neubrandenburg brüllte Oliver E. dem mutmaßlichen Killer seiner Tochter seine Wut und Verzweiflung entgegen. RTL hat Leonies Vater am Tag vor dem Gerichtstermin getroffen. Wie er mit dieser schwierigen Situation umgeht, sehen Sie im Video.
"Ich bin nicht derselbe Mensch, der ich mal war"
Wenn Oliver E. spricht, sieht man ihm den Schmerz an. Er weint nicht, doch die Tränen stehen in seinen Augen. "Ich bin nicht derselbe Mensch, der ich mal war", erzählt er. Seit dem Tod seiner Tochter ist er in psychiatrischer Behandlung. Er hat nachts Albträume, kann nur schwer verarbeiten, was seinen Kindern angetan wurde. Auch Leonies jüngerer Bruder Noah-Joel wurde schwer misshandelt.
Für Oliver E. zählt jetzt vor allem eins: Für seinen Sohn ein guter Vater zu sein. "So langsam bricht es aus ihm raus, was er gesehen und miterlebt hat." Der Dreijährige ist nachts oft wach. "Er schnarcht sehr laut, weil sein Nasenbein so zertrümmert ist und schläft auch schwer wieder ein. Viele ärztliche Behandlungen werden noch folgen." Doch nicht nur körperlich wurde der Kleine schwer misshandelt. Auch die Noah-Joels Seele hat große Wunden davongetragen. "Er weiß, dass er seine Schwester verloren hat. Er fragt jeden Tag, wo Leonie ist", sagt Oliver E. Wie soll man einem Dreijährigen erklären, dass er seine große Schwester nie wiedersehen wird? Zusammen mit seiner Familie hat er sich eine bewegende Antwort auf die Frage des Jungen überlegt: "Wir sind zu dem Entschluss gekommen zu sagen, dass Leonie auf einer Wolke schläft. Noah-Joel guckt dann hoch in den Himmel." Er selbst bekomme manchmal dabei Heulkrämpfe und zittere, so Oliver E. "Der Kleine nimmt mich dann in den Arm."
"Ich werde allen zeigen, dass es machbar ist"
Umso mehr schmerzt es ihn zu lesen, was seinen Kindern zugestoßen ist. "Als ich mir die Anklageschrift durchgelesen habe, hat sich mir der ganze Magen umgedreht. Mir wurde schlecht, ich musste auf die Toilette gehen, um mich zu übergeben", sagt er. Doch Oliver E. will wissen, was am 12. Januar passiert ist - dem Tag, als Leonie starb. Er will jeden Tag im Gericht dabei sein. "Ich will dem Täter in die Augen gucken und ihm zeigen, dass dieser Kampf erst begonnen hat", sagt er. "Acht Monate habe ich darauf gewartet. Jetzt kommt alles ans Licht." Leonies Stiefvater David H. wünscht er, dass dieser nie wieder aus der Haft kommt. "Er soll dafür bezahlen, was er gemacht hat."
Auch an seine Ex, die Mutter von Leonie und Noah-Joel, hat er viele Fragen. Sie gibt vor, von den Ereignissen am Todestag ihrer Tochter nichts mitbekommen und in einem Nebenzimmer Musik gehört zu haben. "Warum hat sie beim Familiengericht nichts gesagt? Warum hat sie nichts unternommen?", sagt Oliver E. "Wenn einem so etwas von einer Frau angetan wird, die man mal sehr geliebt hat, dann ist das sehr schwer." Antworten erhofft Oliver E. sich im Prozess. Er hofft, dass danach in seinem Leben mit Noah-Joel langsam Ruhe einkehrt. "Es sind viele Hindernisse, die ich noch bewältigen muss. Aber ich werde allen Menschen zeigen, dass es machbar ist."