Weil er zustach, kann Lea heute nur noch flüstern
Urteil gegen Annaberg-Stalker gefallen: Jan K. muss für acht Jahre in Haft!
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von Marisa Caligiuri und Frank Vacik
An diesem Mittwoch musste Lea ihrem Stalker ein letztes Mal in die Augen sehen. Nun wurde der Angreifer verurteilt. Jan K. muss wegen versuchten Totschlags für acht Jahre hinter Gitter und 25.000 Euro Schmerzensgeld zahle. Im Juni 2022 hatte der 32-Jährige mit einem Messer auf die Teenagerin eingestochen, unter anderem in den Hals. Lea überlebte die Attacke, verlor dabei aber ihre Stimme.
Täter entschuldigt sich bei Stalking-Opfer Lea
Jan K. entschuldigte sich bei seinem Stalking-Opfer vor Gericht. Doch Lea kauft ihm die Reue nicht ab. „Ich denke, das war gestellt. Das war nicht ernst“, sagte sie im Gespräch mit RTL-Reporter Frank Vacik. Die 16-Jährige beschreibt, wie wechselhaft der 32-Jährige sich verhalten habe: „Mal hat er geweint, mal hat er mich angegrinst, mal hat er mich ignoriert.“
Auch ein ehemaliger Schulfreund von Jan K. nimmt am Prozess teil. Auch ihm hat die Entschuldigung des Täters nicht gereicht. „Ich würde die Entschuldigung nicht annehmen. [...] So eine Tat ist nicht zu entschuldigen. Das ist nicht wieder gutzumachen.“
Der Schulfreund ist noch immer erschrocken, was sein ehemaliger Kumpel getan hat. „Er war immer der ruhige, zurückhaltende Typ. [...] Ich sag immer: Stille Wasser sind tief. Ich hätte es wirklich nie erwartet, dass er zu sowas bereit wäre.“
Lea möchte andere Betroffene von Stalking warnen: "Es begann ganz harmlos"
Die damals 15-Jährige und K. hatten sich über gemeinsame Freunde kennengelernt. Jan K. war arbeitslos, hielt sich daher wohl sehr oft im Jugendtreff auf. Lea berichtet: „Unser Verhältnis war nie wirklich gut.“
Immer wieder sei der 17 Jahre ältere Mann zufällig an Orten aufgetaucht, wo die Teenagerin war. Zu komplett unterschiedlichen Uhrzeiten. Dann habe er angefangen, ihr via Handy merkwürdige Liebeserklärungen zu schicken. Leas Eltern wurden daraufhin skeptisch, sahen aber zunächst keine wirkliche Gefahr für ihre Tochter.
Im Juni 2022 lud Jan K. mehrere Freunde zu sich ein. Unter anderem Teenager aus dem Jugendtreff. Lea war an dem Tag mit ihnen unterwegs, ging also auch zu ihm nach Hause. Sofort nachdem die Gruppe Jugendlicher bei ihm angekommen war, habe der Arbeitslose allein mit der Schülerin sprechen wollen, so Lea. Er habe sie für ein angebliches Gespräch in seinen Waschkeller gelockt.
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Dann stach er zu!
„Er hat mich in den Keller gezogen, in den Waschraum“, sagt Lea. „Dann hat er angefangen, mich zu küssen. Das habe ich aber nicht erwidert. Daraufhin hat er nur noch gesagt: ‘Wenn ich dich nicht haben kann, dann kriegt dich keiner!’“
Jan K. stach mit einem Messer mehrfach auf sie ein. Danach haute der Stalker ab, ließ Lea schwerverletzt zurück.
Lea schaffte es mit allerletzter Kraft allein aus dem Waschkeller. Eine Nachbarin sah die blutüberströmte Jugendliche und rief einen Notarzt. Die damals 15-Jährige überlebte die lebensgefährliche Attacke. Doch Lea verlor bei dem Angriff fast komplett ihre Stimme, kann heute nur noch flüstern. Dadurch ist ihr einstiger Traum, Ergotherapeutin zu werden, in die Ferne gerückt. (mca)