Urteil am Landgericht Gießen

Jan Heiko P. ging auf „Mädchen-Akquise“ - Ayleens Mörder muss lebenslang hinter Gitter

Jan Heiko P. stand seit Juni wegen Mordes von Ayleen A. vor dem Gießener Schwurgericht - und im Fokus der Medien.
Jan Heiko P. stand seit Juni wegen Mordes von Ayleen A. vor dem Gießener Schwurgericht - und im Fokus der Medien.
RTL
von Karl Wirz, Bella Christophel und Gunda Möller

Lebenslange Haft wegen Mordes mit Nötigung und Entziehung Minderjähriger. Besondere Schwere der Schuld mit anschließender Sicherungsverwahrung – ein Urteil, das es in sich hat.

Nach 13 Verhandlungstagen wird Ayleens Mörder Jan Heiko P. heute am Landgericht Gießen verurteilt. Die 14-Jährige war im Juni 2022 tot in einem See in Hessen gefunden worden.

Richterin: "Jan Heiko P. hat keine Grenzen, keine Moral - ist perfide und penetrant"

Die Haare durcheinander, mit Vollbart und Anstaltskleidung – einen ungepflegten Eindruck macht Jan Heiko P. zur Urteilsverkündung am 28. September. Reglos nimmt der 30-Jährige das Urteil, das über den weiteren Verlauf seines Lebens entscheidet, entgegen.

Mord, Vergewaltigung mit Todesfolge und Nötigung – alle Fakten sprechen gegen ihn. Und seine Emotionslosigkeit: Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger bringt es auf den Punkt: „Ich habe noch nie erlebt, dass jemand so gleichgültig und ignorant ist, wenn er ein Leben ausgelöscht hat.“

Das Urteil und die besondere Schwere begründet die Richterin auch damit, dass Jan Heiko P. keinerlei Reue zeige. Bereits bei einer versuchten Vergewaltigung eines anderen Mädchens habe er sich „völlig gleichgültig und emotionslos“ gezeigt. Er sei damals im Anschluss nach der Tat ins Schwimmbad gegangen und habe sich einen vergnüglichen Tag gemacht, so die Richterin in ihrer Begründung weiter. Der Verurteilte habe keine Grenzen, keine Moral, sei perfide und penetrant. Auch nach der Tötung von Ayleen sei Jan Heiko P. weiter auf „Mädchen-Akquise“ gegangen.

RTL-Reporterin Bella Christophel verfolgte den Prozess vor Ort am Landgericht Gießen.
RTL-Reporterin Bella Christophel begleitete den Prozess vor Ort am Landgericht Gießen.
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Verurteilter versenkte 14-jährige Ayleen im See

Als Ermittler am 29. Juli 2022 am Teufelsee bei Echzell (Hessen) die Leiche eines Mädchens fanden, war ganz Deutschland schockiert. Schnell stand fest: Es handelte sich um die sterblichen Überreste der 14-jährigen Ayleen aus Gottenheim. Sieben Tage zuvor hatten ihre Eltern sie als vermisst gemeldet. Ihre Tochter habe sich bereits mehrere Wochen vor ihrem Verschwinden verändert gezeigt, berichtete Ayleens Mutter später vor Gericht. Sie dachte, es läge vielleicht an Problemen in der Schule. Jetzt steht fest, für Ayleens verändertes Verhalten war maßgeblich Jan Heiko P. verantwortlich.

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Jan Heiko P.: Ein Täter mit langer Vorgeschichte

Nur kurze Zeit nach dem Fund der Leiche fiel der Verdacht auf Jan Heiko P. aus Waldsolms (Hessen). Beamte fanden persönliche Dinge des Mädchens in der Wohnung des 30-Jährigen. Er sei schon immer auffällig gewesen, erfuhr auch RTL-Reporterin Alicia Beisel von seinen Nachbarn kurz nach seiner Verhaftung. Auch in seinem Heimatort habe er schon einmal ein Mädchen angegriffen. Zudem lassen RTL-Recherchen vermuten, dass der 30-Jährige in mehrere Brände in der Nähe seines Wohnortes involviert gewesen sei. Diese entstanden rund um seinen Wohnort und Jan Heiko P. habe sich durch mehrmaliges Auftauchen bei den Löscharbeiten auffällig gezeigt.

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HUB Teaser 16zu9 - Ayleen
Mit nur 14 Jahren musste Ayleen A. sterben.

Erpresst, bedrängt, getötet - Ayleens grausame Begegnung mit Jan Heiko P.

Am 13. Juni 2023 startete der Prozess gegen Jan Heiko P. am Gießener Landgericht – und damit eine schwere Zeit für die Angehörigen. An jedem der 13 Verhandlungstage kamen neue grausame Details der Tat ans Licht.

Über einen Chat sollte der 30-Jährige unter dem Namen „Henker“ das Mädchen zunächst emotional erpresst und später zu einem Treffen überredet haben. Nach diesem Date war Ayleen tot. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass Jan Heiko P. die Schülerin von ihrem Heimatort Gottenheim nahe Freiburg in ein Waldstück nach Langgöns gebracht habe. Hier habe er versucht, sie zu vergewaltigen. Später habe er sie erwürgt und ihre Leiche im Teufelsee versenkt.

VIDEO: Jan Heiko P. leugnet Mordabsicht

Der bereits wegen einer Sexualstraftat verurteilte Jan Heiko P. hatte zunächst gestanden, Ayleen erwürgt zu haben. Die Schülerin habe ihn provoziert und beleidigt, deshalb sei er wütend geworden und habe sie getötet, so seine Angaben. Doch immer wieder kamen im Laufe des Prozesses Zweifel an der anfänglichen Aussage des Angeklagten auf. Nun bestätigt es das Urteil am 28. September endgültig: Jan Heiko P. hat Ayleen vorsätzlich getötet. Es war Mord.