Mordprozess um getötete Schülerin (14) aus GottenheimAyleens Mutter vor Gericht: „Die Veränderung meiner Tochter ist jedem aufgefallen“

19.06.2023, Hessen, Gießen: Der Angeklagte (M) wird von Justizwachtmeistern in den Verhandlungssaal gebracht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem zum Tatzeitpunkt 30-Jährigen vor, die 14 Jahre alte Schülerin Ayleen aus dem südbadischen Gottenheim in Baden-Württemberg im Juli 2022 umgebracht zu haben. Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
War er Schuld an Ayleens Veränderung? Jan Heiko P. steht wegen Mordes an der 14-Jährigen vor Gericht.
brx, dpa, Boris Roessler

Sie sei in den Wochen vor der schrecklichen Tat nicht die Ayleen gewesen, die man kannte. Bereits seit zwei Monaten vor ihrem Verschwinden habe sich die Teenagerin sehr verändert, so ihre Mutter am Mittwochvormittag (19. Juli 2023) vor dem Landgericht in Gericht. Im Juli 2022 war die 14-Jährige aus Gottenheim (Baden-Württemberg) spurlos verschwunden, bis sie einige Tage später tot in einem See in Hessen gefunden wurde.

Mutter: "Ayleen war lustlos und in sich gekehrt"

Es war ein schwerer Tag: Als Zeugin und als Mutter musste die 54-Jährige vor Gericht aussagen, wie die Tochter sich vor ihrer mutmaßlichen Ermordung durch den 30-jährigen Jan Heiko P. verhalten hat. Die Mutter von Ayleen aus Gottenheim erinnerte sich am siebten Prozesstag in Gießen, dass ihre Tochter seit Mai lustlos, teilnahmslos und in sich gekehrt gewirkt habe. „Es sei allen aufgefallen“, so die 54-Jährige im Zeugenstand. Bereits am dritten Prozesstag im Juni war die Aussage der Mutter angekündigt worden. Dort war sie aber aufgrund von Krankheit nicht erschienen.

VIDEO: Prozess im Fall Ayleen - War es Mord?

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Niemand kannte die wahren Gründe für Ayleens Wesenveränderung

Doch die inzwischen vermuteten Gründe, nämlich dass Ayleen zu dieser Zeit bereits in Kontakt mit ihrem späteren Mörder stand, nannte das Mädchen ihrer Mutter nicht. Ihre Tochter habe den Angeklagten nie erwähnt, so die 54-Jährige im Zeugenstand. Sie habe gedacht, es liege vielleicht an Problemen in der Schule oder mit einem Lehrer, äußerte sie im Zeugenstand. Das Mädchen sei generell sehr schüchtern und zurückhaltend gewesen und „Ärger weitgehend aus dem Weg gegangen“.

Täter Jan Heiko P. bestreitet Mordabsichten

Die Schülerin und der Angeklagte sollen sich aus dem Internet und über ein Online-Spiel gekannt haben. Bereits zu Prozessbeginn hatte Jan Heiko P. zugegeben, die 14-Jährige mit dem Auto abgeholt, in ein Waldstück in der Nähe von Langgöns gebracht und sie anschließend getötet zu haben. Er bestritt jedoch, dass die Tat sexuell motiviert gewesen sei. P. habe das Mädchen aus Gottheim (Baden-Württemberg) im Streit getötet und ihre Leiche im Anschluss im Teufelsee in Echzell versenkt. Er hatte den Ermittlern den angeblichen Tatort in Hessen gezeigt.

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Ayleens Nachricht hatte die Mutter nie erreicht

Auf dem Weg nach Hessen zum Teufelsee soll Ayleen sowohl ihrer Mutter als auch ihrem jüngeren Bruder noch eine Nachricht geschrieben haben. Sie sollten sich keine Sorgen machen, es sei alles gut, sie sei am nächsten Morgen wieder da, berichteten zwei Polizisten als Zeugen Mitte Juni vor dem Landgericht Gießen. Die Nachrichten seien jedoch nicht versandt worden, weil das Handy des Mädchens zu diesem Zeitpunkt keinen Zugang zum Internet gehabt habe. (dpa/gmö)