RTL-Reiseexperte Ralf Benkö schätzt ein
Pauschalreisen bald auch mit Privatjets: Können sich das auch Normalverdiener leisten?

Reisen in Corona-Zeiten stellt Urlauber vor große Herausforderungen. Neben den Einreise- und Quarantänebestimmungen der verschiedenen Länder ist vor allem die Angst vor einer Ansteckung während der An- und Abreise ein großes Thema, wenn es darum geht, ob man denn nun buchen soll oder nicht. Wäre es da nicht traumhaft, einfach in den Privatjet steigen und losfliegen zu können? Ein Traum, den sich die meisten nur leider nicht leisten können – oder doch? Der Reiseveranstalter Travelcoup Deluxe bietet jetzt nämlich Pauschalreisen – zum Beispiel nach Mallorca – mit dem Privatjet an. Kann sich das aber auch eine normale Familie leisten? Wir haben den RTL-Reiseexperten Ralf Benkö gefragt, was die Angebote taugen.
Diese Reiseziele sind von Deutschland aus möglich
Das Schweizer Reise-Startup Travelcoup Deluxe steuert mit seinen Privatjets ab Mai 2021 zweimal wöchentlich ab Frankfurt, München und Düsseldorf die beiden beliebten Mittelmeer-Inseln Mallorca und Ibiza an. Ab München und Frankfurt stehen zudem Flüge nach Nizza auf dem Plan. Venedig-Reisen bietet das Unternehmen zusätzlich von München aus an. „Travelcoup Deluxe bietet ein Geschäftsmodell, das in ganz Europa einzigartig ist: Eine Pauschalreise mit dem Privatjet im Einzelplatzverkauf – so wird Reisen und Fliegen endlich wieder zu einem echten Erlebnis“, erläutert Niclas Seitz, CEO von Travelcoup Deluxe, in der Pressemitteilung des Unternehmens.
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Wie teuer ist eine Pauschalreise im Privatjet?

Ein Trip nach Mallorca mit Hin- und Rückflug mit Privatjet, zwei Transfers und sieben Hotelübernachtungen mit Frühstück ist in der Nebensaison ab 2.320 Euro pro Person möglich, wie uns ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage mitteilt. In der Hauptsaison ziehen die Preise, wie man es kennt, an. Dann bekommt man den Privatjet-Flug nach Mallorca inklusive Flughafentransfer und drei Hotelübernachtungen mit Frühstück ab 2.166 Euro pro Person. In diesem Preis enthalten sind auch einige Luxus-Goodies: An Bord wird zum Beispiel Champagner gereicht, je nach Route erwartet Reisende zudem ein Gourmet-Catering.
„Preislich dürfte ein solcher Urlaub die Kasse eines Normalbürgers jedoch recht schnell sprengen“, meint RTL-Reiseexperte Ralf Benkö. Hinzu komme, dass Kinder, sofern sie einen eigenen Sitzplatz benötigen, denselben Preis wie Erwachsene zahlen. „Aber auch für einen Trip zu zweit kommen hier schnell hohe Kosten zusammen, wenn man daran denkt, dass die Angebote in der Regel nur kostenfreies Frühstück beinhalten, vor Ort also noch Zusatzkosten entstehen. Auch sind manche der angebotenen Hotels deutlich teurer als der ‘ab’-Preis“, gibt Benkö zu bedenken. „Aber wenn sich jemand einmal den Traum eines Fluges im Privatjet erfüllen möchte und eine der günstigen Reise-Varianten wählt, dann könnte ihm diese Erfahrung aber vielleicht auch dieses Geld wert sein.“
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Darauf sollten Urlauber beim Buchen achten
Interessierte, die ihr Reisebudget im Blick behalten wollen, sollten vor allem auf die entstehenden Zusatzkosten durch die Verpflegung vor Ort achten, rät Ralf Benkö. „Der Flug im Privatjet ist hier sicherlich der entscheidende Preisanteil. Ein Kurztrip ist dadurch, je nach Hotel, also nicht unbedingt viel günstiger als ein etwas längerer Aufenthalt.“
Zudem handle es sich hierbei um ein neues Angebot einer neuen Firma, die sich jetzt erst einmal im Markt beweisen müsse, so Benkö. „Es ist kein deutscher Veranstalter, sondern eine Firma aus der Schweiz. Das kann bedeuten, dass man sich bei Problemen mit rechtlichen Regeln der Schweiz auseinander setzen muss.“ Man sollte hier auch darauf achten, wie hoch Anzahlung und Stornobedingungen für eine solche Reise sind.
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Reisen in Corona-Zeiten: Fliegt man im Privatjet sicherer?
Entspannter und luxuriöser ist so eine Reise im Privatjet sicherlich, aber bringt sie Urlaubern auch mehr Sicherheit vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus? Der Mindestabstand von 1,5 m lasse sich im Privatjet aufgrund der Bestuhlung einfach realisieren, erklärt ein Unternehmenssprecher gegenüber RTL. Zusätzlich werde jede Maschine vor jedem Flug „vollständig desinfiziert und tiefengereinigt.“
Und: In jeder Maschine sind lediglich acht Sitzplätze für Fluggäste verfügbar. Darin sieht auch der RTL-Reiseexperte als einen Vorteil gegenüber normalen Linienflügen, in denen viele Menschen eng nebeneinander sitzen. „Man dürfte insgesamt zu deutlich weniger Menschen Kontakt haben als bei einem normalen Urlaubsflug, auch durch die exklusivere Art des Boardings“, so Benkö.
Wer sich erhofft, durch den Flug im kleinen Kreis das Tragen der Maske umgehen zu können, wird übrigens enttäuscht. Auch an Bord der Privatjets gilt natürlich die Maskenpflicht.
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Kann sich das Modell durchsetzen?
Bisher sei die Resonanz in Deutschland auf die Pauschalreisen mit Privatjets positiv verlaufen, teilt uns ein Travelcoup Deluxe-Sprecher mit. „Unsere Erwartungen und Ziele für die erste Woche in Punkto Kundeninteresse und konkrete Buchungen wurden übertroffen.“ Die aktuelle Nachfrage sei besonders die Destinationen Mallorca und Ibiza stark.
Ob die Angebote sich aber auch in der breiten Masse durchsetzen können? Ralf Benkö ist skeptisch: „Es ist eine interessante Idee, die sicherlich Menschen ansprechen wird, die schon immer einmal von so etwas geträumt haben“, glaubt der Reiseexperte. „Ohne den passenden Geldbeutel dürfte es, meiner Meinung nach, für viele aber eher nur bei einem ‘Schnuppertrip’ bleiben.“