Nach Unfall und verzögerter Bergung von Radfahrerin in Berlin

Aktivisten der "Letzte Generation" werfen Medien Hetze gegen Klima-Proteste vor

31.10.2022, Berlin: Ein zerstörtes Fahrrad liegt auf der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf. Eine Radfahrerin ist bei dem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen lebensgefährlich verletzt worden. Die Verletzte sei unter dem Betonmischer eingeklemmt worden,
Zerstörtes Fahrrad auf der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf. Die Radfahrerin erlag inzwischen ihren Verletzungen.
sab, dpa, Paul Zinken

Seit Tagen schlägt der Unfall einer inzwischen verstorbenen Radfahrerin in Berlin hohe Wellen. Hätte das Leben der Frau gerettet werden können, wenn ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr schneller da gewesen wären? Klimaaktivisten der "Letzten Generation" hatten ein Verkehrschaos produziert. Sie müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, eine Mitschuld an der verzögerten Rettung zu tragen. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Kurz bevor die Polizei den Tod der Radfahrerin bestätigte, hat sich die Gruppe schriftlich zu Wort gemeldet und den Medien schwere Vorwürfe gemacht.

Klima-Aktivisten werfen den Medien Hetzkampagne vor

In dem Schreiben heißt es, die „Letzte Generation“ sei „auf die Straße getreten, weil wir das unfassbare Unrecht in unserer Gesellschaft nicht mehr hinnehmen wollen.“ Es ist die Rede von moralischer Verpflichtung. Die Geschichte habe gezeigt, „dass friedlicher ziviler Widerstand funktioniert.“ Die Gruppe sei davon ausgegangen, „dass wir uns viele Feinde machen würden. Weil wir Menschen unterbrechen. Weil wir stören.“

Gewundert hätten sich die Aktivisten jedoch über die Reaktionen der Öffentlichkeit. „Dass ein ganzes Mediensystem sich gegen uns wenden würde, damit haben wir nicht gerechnet“, schreiben sie. „Seit Montag bricht eine Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze über uns hinein. Eine Welle anders als je zuvor. Von privaten bis öffentlich-rechtlichen Medien.“

Video: Retter kommen zu spät zu Unfallstelle - Klima-Kleber behindern Verkehr

Retter kommen zu spät zu Unfallstelle - wegen Klima-Klebern Radfahrerin von Betonmischer überfahren
01:44 min
Radfahrerin von Betonmischer überfahren
Retter kommen zu spät zu Unfallstelle - wegen Klima-Klebern

30 weitere Videos

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Indirekte Vorwürfe auch gegen Polizei

Nach diesen pauschalen Vorwürfen schränkt das Schreiben ein: „Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dass die Radfahrerin im Straßenverkehr verunglückt ist, ist furchtbar. Wir sind bestürzt und in Trauer.“

Dennoch sei es „an der Zeit, eine Grenze zu ziehen.“ Die Aktivisten argumentieren, dass der Unfall „mehrere Kilometer von jedem unserer Aktionsorte“ stattgefunden habe. Die Polizei habe den Verkehr unterhalb jener Schilderbrücke geregelt und auf eine Fahrspur reduziert. Sie hätte aber nicht dem Wunsch der Klima-Aktivisten entsprochen, den Verkehr dort komplett zu sperren.

Kein Ende der Proteste: "Bis dahin geht der Widerstand weiter“

Weiter geht es mit den Vorwürfen: „Die mediale Öffentlichkeit instrumentalisiert den Unfall der Radfahrerin. Das können wir nicht fassen.“ Die Gruppe behauptet, die Medien würden „unseren friedlichen Protest durch den Dreck ziehen.“

Das Schreiben endet mit der Ankündigung, die Aktionen auch zukünftig fortzusetzen. Ein Ende der Aktionen könne nur die Politik herbeiführen, finden die Aktivisten: „Die Bundesregierung soll unseren Protest beenden – jetzt –, indem sie die Krise in den Griff bekommt. Bis dahin geht der Widerstand weiter.“ (uvo)