Türkischer Präsident in der Krise
Droht Erdogan am Sonntag die Abwahl?

Noch nie stand der amtierende Präsident Erdogan in den Umfragen so schlecht da, wie aktuell. 44 Prozent würden ihn wieder wählen, Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu liegt aktuell bei 46 Prozent.
Erdogan ist einer der einflussreichsten Politiker in der Geschichte der Türkei
Recep Tayyip Erdogan ist einer der einflussreichsten Politiker in der Geschichte der Türkei. 2003 wurde er Ministerpräsident, 2014 Staatspräsident. Durch eine Verfassungsänderung hat Erdogan seit fünf Jahren weitreichende Vollmachten. Sollte der 69-Jährige weiter an der Macht bleiben, werde es noch schwieriger für Oppositionelle und Kritiker, befürchten manche. Außerdem gab es in den letzten Wochen immer wieder Spekulationen, über den Gesundheitszustand von Erdogan.
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Ihre Meinung ist gefragt!
Hinweis: Das Ergebnis der Umfrage ist nicht repräsentativ!
Währungskrise, parteiische Justiz und das Erdbeben
Erdogan hat das Land in eine Währungskrise geführt, die Justiz gilt als nicht mehr unabhängig, die Institutionen als ausgehöhlt. Nach dem Erdbeben im Februar mit Zehntausenden Toten wurde Erdogan Versagen im Krisenmanagement vorgeworfen. Immer noch sind die Menschen mit dem Aufbau beschäftigt – auch deswegen läuft der Wahlkampf nur schleppend voran.
Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu tritt für sechs Parteien an
Der aussichtsreiche Kandidat, Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu tritt für ein breites Bündnis aus sechs Parteien an. Er will das Land wieder in eine parlamentarische Demokratie führen. Die prokurdische HDP hat ihre Wähler zudem aufgerufen, Kilicdaroglu zu unterstützen. Rund 20 Prozent der türkischen Bevölkerung sind kurdisch - wie bei vergangenen Wahlen wird erwartet, dass sie den entscheidenden Unterschied ausmachen können.
Übringens gibt es in der Türkei keine Briefwahl, die Menschen müssen also am Sonntag in ihrem Wohnort die Stimme abgeben. Um das zu erleichertn, werden die, die bei Verwandten untergekommen sind, mit Bussen zurückgefahren.
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Schmutziger Wahlkampf

Der Wahlkampf, der ruhig begonnen hatte, wurde zuletzt immer schmutziger. Ein beliebter Oppositionspolitiker wurde mit Steinen beworfen, Erdogan warf Kilicdaroglu vor, Terroristen zu unterstützen und zeigte sogar ein gefälschtes Video, um die Behauptung zu untermauern. Einer der ehemals drei Erdogan-Herausforderer, Muharrem Ince, gab am Donnerstag auf.
Egal, wer am Ende gewinnt, es steht eine Mammutaufgabe bevor. Die wirtschaftlichen Probleme sind gewaltig, das Land ist polarisiert und das Erdbeben hat tiefe Wunden gerissen, die es zu heilen gilt. (dbl/dpa)
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