Missbrauchsprozess in der Türkei
Mädchen (6) mit Mann (29) zwangsverheiratet: Eltern und Ex-Mann angeklagt
Das kleine Mädchen war gerade einmal sechs Jahre alt, als es verheiratet wurde. Ihr Ehemann war zu diesem Zeitpunkt 29 Jahre alt. Erst jetzt, 20 Jahre später, müssen ihre Eltern und ihr mittlerweile Ex-Ehemann Konsequenzen fürchten.
Mutmaßliche Zwangsverheiratung: Arzt soll Missbrauch bemerkt haben
Ihr eigener Vater soll seine Tochter im Jahr 2004 mittels einer islamischen Trauung mit einem 23 Jahre älteren Mann verheiratet haben. Als das Mädchen Jahre später die Volljährigkeit erreicht hat, seien die beiden auch standesamtlich getraut worden.
Doch im Jahr 2012 soll dann ein Arzt auf den mutmaßlichen Missbrauch aufmerksam gemacht worden sein. Er soll auch die Behörden verständigt haben, berichtet die türkische Zeitung „Birgün“. Trotzdem sei es nicht zu einer Strafverfolgung gekommen. Daher habe die Staatsanwaltschaft nun auch Beschwerde gegen die damals ermittelnden Behörden eingereicht.
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Ex-Ehemann drohen 67 Jahre Gefängnis
Ende 2020 hat das mutmaßliche Opfer eine Klage eingereicht. Der Prozessauftakt fand am Montag in Istanbul unter großer medialer Aufmerksamkeit statt. Angeklagt sind die Eltern und der Ex-Ehemann der heute Erwachsenen. Allen drei wird Kindesmissbrauch vorgeworfen. Der Ex-Mann wird zudem der sexuellen Nötigung beschuldigt, wie die Tageszeitung „Hürriyet“ unter Berufung auf die Anklageschrift berichtet.
Der Vater der jungen Frau sei außerdem Gründer der einflussreichen islamischen Hiranur-Stiftung. Er und die anderen Angeklagten befinden sich aktuell in Untersuchungshaft. Dem Ex-Ehemann drohen „Hürriyet“ zufolge mehr als 67 Jahre, den Eltern mehr als 22 Jahre Gefängnis. (dpa/jsi)
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