Frau lockte ihn mit einem "Überraschungsgeschenk"
Indien: Verlobtem Augen verbunden und zugestochen - um arrangierter Ehe zu entgehen

Am 18. April führte Viyyapu Pushpa (22) ihren zukünftigen Bräutigam Addepallu Ram Naidu zu einem Tempel im indischen Andhra Pradesh. Unter dem Vorwand, ein "Überraschungsgeschenk" für ihn zu haben, verband sie dem Mann die Augen – und schnitt ihm die Kehle durch. Wie durch ein Wunder überlebte er, die 22-Jährige sitzt im Gefängnis. Sie habe keinen anderen Ausweg gewusst, sich aus der arrangierten Verlobung zu lösen.
Braut wolle „weder diesen noch einen anderen Mann heiraten"
Einheimische hatten den 28-Jährigen blutüberströmt gefunden, er wurde in ein Krankenhaus gebracht und mit 30 Stichen genäht, wie indische Medien berichten. Den Ärzten zufolge habe es keine tiefen Schnitte gegeben, es seien lediglich oberflächliche Venen durchtrennt worden, so „Metro“. Seine Verlobte habe die Tat gestanden. Sie wurde wegen versuchten Mordes angeklagt und sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft.
Sunil Kumar, der stellvertretende Polizeichef von Andhra Pradesh, sagte „Vice World News“, Pushpa habe laut eigener Aussage zu der extremen Gewalt gegriffen, weil sie keinen anderen Ausweg gesehen habe, der arrangierten Ehe zu entkommen. Sie wolle „weder diesen noch einen anderen Mann heiraten", so Kumar. „Ihre Eltern behaupten, sie sei unschuldig, während die Eltern des Mannes Gerechtigkeit fordern.“ Die 22-Jährige habe Angst gehabt, vor ihren Angehörigen zuzugeben, dass sie die Eheschließung nicht wolle, die die Familien der beiden im vergangenen Jahr für den 29. Mai 2022 terminiert hatten. Die Hochzeit wurde nach dem Vorfall abgesagt.
Addepallu Ram Naidu liegt einem lokalen TV-Sender zufolge noch immer im Krankenhaus. Er erinnere sich an den Angriff im Tempel. Pushpa habe zugegeben, dass sie ihn nicht heiraten wolle, nachdem sie ihm die Kehle durchgeschnitten hatte, sagte er.
Zwangsheirat: Fast alle Ehen in Indien arrangiert
In Indien ist die Gesellschaft sehr konservativ und patriarchal. Die meisten Ehen sind arrangiert und gelten vielmehr als Verbindung zweier Familien als nur eines Paares, Scheidungen kommen nur sehr selten vor. Sex in der Ehe wird von vielen als Pflicht der Frau angesehen. Gewalt in der Ehe kommt häufig vor, wie Untersuchungen zeigen.
Die britische „BBC“ berichtet über eine 2018 durchgeführte Umfrage unter mehr als 160.000 Haushalten, wonach 93% der verheirateten Inderinnen angaben, ihre Ehe sei arrangiert worden. Doch immer mehr Menschen gehen dazu über, mit der Tradition zu brechen. (cwa mit dpa)