Fanny gibt die Hoffnung nicht auf

Dieses Ritual gibt Mutter von vermisster Lina Kraft

Frankreich bangt um Lina. Die Teenagerin aus dem Elsass in Frankreich verschwand auf dem Weg zum Bahnhof. Ihr Mutter gibt die Hoffnung nicht auf.
Frankreich bangt um Lina. Die Teenagerin aus dem Elsass in Frankreich verschwand auf dem Weg zum Bahnhof. Ihre Mutter gibt die Hoffnung nicht auf.
ENEX
von Henrik Zinn

Wie hält Fanny Groll das bloß aus?
Diese Ungewissheit, die Dauerhafte Angst um das eigene Kind? Seit über einem halben Jahr ist ihre Tochter Lina spurlos verschwunden, die Ermittler tappen seither im Dunklen. Doch ein besonderes Ritual verleiht der Mutter Kraft.

Lina seit einem halben Jahr verschwunden

Am 23. September 2023 macht sich die 15-jährige Lina aus dem französischen Elsass auf in Richtung Straßburg. Sie will ihren Freund besuchen und macht sich auf den Weg zum Bahnhof – doch dort kommt sie nie an. Seitdem fehlt von der Jugendlichen jede Spur. Hundestaffeln, Suchtrupps, Drohnen und Taucher begaben sich vergebens auf die Suche. Heute ein erster Vorstoß: Die Polizei nimmt drei Menschen fest, die im Zusammenhang mit Linas Verschwinden stehen könnten.

Im Video: Linas Mutter - „Ich habe keine Wahl als weiter zu hoffen“

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Ein ganz besonderer Zufluchtsort gibt Fanny Groll Kraft

Fanny Groll kann und will die Suche nach ihrer Tochter nicht aufgeben.
Fanny Groll kann und will die Suche nach ihrer Tochter nicht aufgeben.
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Für Fanny Groll, die Mutter von Lina, waren die letzten Monate ein emotionaler Horrortrip. Jede Sekunde bangt sie um ihre Tochter. Jeden Tag nimmt Fanny Groll einen 30-minütigen Fußweg in Kauf, um an eine bestimmte Stelle zu gelangen: Ein alter Baum mit beachtlicher Krone. Dieser Baum gibt ihr nicht nur ein Gefühl von Sicherheit – es ist für sie der feste Platz, an dem sie zu Lina sprechen kann.

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„Jeden Tag versuche ich, ihr zu sagen: Halte durch, halte durch. Wir sind da. Vor allem sage ich ihr, dass wir dich nicht aufgeben. Alle suchen dich. Ich liebe dich, sage ich immer wieder. Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich“, so die Mutter im Interview mit dem französischen Fernsehsender franceinfo.

„Ab dieser Stelle haben die Füße von Lina den Boden nicht mehr berührt"

Lange weiß Fanny Groll nichts von dem Verschwinden ihrer Tochter und geht davon aus, dass sie in den Armen von ihrem Freund Thao liegt. Doch irgendwann überbringt er die schreckliche Nachricht. „Ich habe danach ununterbrochen versucht, sie anzurufen. Aber das Telefon war komplett ausgeschaltet“, erzählt sie im Interview.

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Fanny ging noch am selben Tag den Fahrradweg entlang, den ihre Tochter zum Bahnhof hätte zurücklegen müssen. Entlang des Weges fragt sie alle Menschen, auf die sie trifft. So auch die lokalen Fischer. „Sie haben mir gesagt, dass sie seit dem Morgen da waren und wenn sie dort entlanggekommen wäre, hätten sie sie sehen müssen. Und da habe ich verstanden, dass es ein großes Problem gibt. Eine halbe Stunde später waren dann die ersten Polizisten bei mir, es kamen die ersten Hunde an. Die Hunde verfolgten die Spur und hielten an einer ganz bestimmten Stelle. Ab dieser Stelle haben die Füße von Lina den Boden nicht mehr berührt.“

Fanny Groll hat einen Verein für Lina gegründet

Seitdem sind 185 Tage vergangen. Eine Zeit, die sich für Fanny Groll wie Jahrzehnte anfühlen muss. Mit jeder Sekunde rückt ein Happy End in weitere Ferne. „Ich habe mir verboten, darüber nachzudenken, ob sie lebendig ist. Weil wenn nicht, die Bilder, damit kann ich nicht leben. Dann kann ich gar nicht mehr damit klarkommen“, sagt Linas Mutter mit zittriger Stimme.

Doch noch hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben – und das wird sie auch nicht tun. Sie hat einen Verein gegründet, damit ihre Tochter niemals in Vergessenheit gerät und damit weiterhin mit allen Kräften nach ihr gesucht wird.