Tochter (2) vom eigenen Vater sexuell missbraucht - Mutter vertraute ihm blind

Dieser Fall verschlägt einem regelrecht die Sprache: Ein Familienvater hat seine zweijährige Tochter sexuell schwer missbraucht, dabei gefilmt und im Netz sogar anderen Männern angeboten. Das Landgericht Lübeck verurteilte ihn am 15. Juni wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung zu einer Haftstrafe von zehn Jahren und neun Monaten. Sein 47 Jahre alter Mittäter muss für zehn Jahre ins Gefängnis. Eine Frage, die vielen Menschen nun durch den Kopf geht, dürfte sein: Warum ahnte die Mutter nicht, was mit ihrer kleinen Tochter geschieht? Im Interview mit RTL erklärt die junge Frau, ihrem Mann fatalerweise blind vertraut zu haben.
"Ich habe mir nichts dabei gedacht, mein Kind beim Vater zu lassen"
Es ist schier unfassbar: Der Familienvater Johannes B. (29) hat gemeinsam mit einem Komplizen seine gerade einmal zwei Jahre alte Tochter sexuell missbraucht. Bei ihren Gräueltaten haben sich die zwei Männer auch noch gefilmt. Zuvor soll sich der Vater bereits alleine an seinem Kind in der Badewanne vergangen haben.
Später hat Johannes B. seine Tochter im Netz sogar anderen Männern zum Missbrauch angeboten. Gegen etwa 50 Männer, die den Missbrauch des Mädchens live im Internet verfolgt haben sollen, wird noch gesondert ermittelt. Jetzt quält sich die Mutter des kleinen Mädchens - Bente L. - mit großen Selbstzweifeln.
"Es gab eine Situation, in der ich aufmerksam geworden bin, weil sie nicht mehr baden wollte - und das von heute auf morgen. Aber als Mutter habe ich mir dabei nichts gedacht und nicht vermutet, dass da so etwas hinter steckt. Ich habe mir nichts dabei gedacht, mein Kind beim Vater zu lassen. Ich dachte, mein Kind wäre bei seinem Vater sicher", erklärt Bente L. im Interview. Im Video erfahren Sie, wie die Mutter nun mit der schrecklichen Situation umgeht und mit welchen Vorwürfen sie sich heute selbst plagt.
Kinderschützer raten in Verdachtsfällen zum Handeln

Sexuelle Gewalt schürt bei Kindern ein Gefühl von Hilflosigkeit, Verstörung und Todesangst. Nicht selten kämpfen die Betroffenen ein Leben lang mit einem tiefschürfenden Trauma. Die Vorsitzende des schleswig-holsteinischen Landesverbands des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), Irene Johns, schlägt deshalb Alarm: Für Eltern und Verwandte gebe es oft Warnzeichen. Etwa wenn Kinder unvermittelt verstummen, resignieren oder aggressiv werden, wenn sie sich plötzlich selbst verletzten oder sexualisiertes Verhalten zeigen, dann könnten das Anzeichen für Missbrauch sein, meint die Kinder-und Jugendpsychologin.
Aufmerksame Familienmitglieder, Freunde und Betreuungspersonen etwa in Kitas sollten dann "immer nach möglichen Gründen fragen und sich bei Unsicherheit unbedingt Rat oder Hilfe holen, zum Beispiel beim nächsten Kinderschutz-Zentrum oder einer Fachberatungsstelle vor Ort", fordert die Expertin.
Die Täter kommen meist aus dem direkten familiären Umfeld der Täter

Die Täter stammen überwiegend aus dem direkten familiären Umfeld des Opfers. In den meisten Fällen werden Familienangehörige, Nachbarn, Freunde, Personen, die die Kinder gut kennen, sexuell übergriffig. Das erklärt der Leiter des Kieler Kinderschutzbundes, Manuel Florian. Der Grund: Die Kinder seien ihnen oft schutzlos ausgeliefert, denn sie nutzten deren Loyalität, verpflichten sie auch mit Drohungen zum Schweigen und würden ihnen die Schuld zuschieben.
Im Jahre 2016 bundesweit fast 11. 300 Verdachtsfälle auf Kindesmissbrauch, in Schleswig-Holstein knapp 500 Fälle registriert, sagt Florian in Berufung auf eine polizeiliche Kriminalitätsstatistik. Die Dunkelziffer sei extrem hoch. Geschätzt würde höchstens ein Viertel der Taten überhaupt bekannt, noch weniger würden angezeigt und nur in einem ganz kleinen Bruchteil käme es zur Verurteilung. Für betroffene Kinder gehe es darum, alles zu tun, um ihnen wieder gute und sichere Lebensbedingungen zu schaffen. Ein normales, unbeschwertes Leben wie bei anderen Menschen sei ihnen oft nicht möglich.