Tragischer Tod

Ovtcharov trauert um seine Oma: "Habe sie durch den Krieg verloren"

Germany's Dimitrij Ovtcharov reacts after losing a point against South Korea's Lee Sang-su in their men's singles second round match at the World Table Tennis Championships in Suzhou, Jiangsu province April 29, 2015. REUTERS/Aly Song
Dimitrij Ovtcharov
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Dimitrij Ovtcharov ist in tiefer Trauer. Der Tischtennis-Nationalspieler hat einen seiner liebsten Menschen verloren – seine Oma. Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine hatte er seiner Großmutter zunächst zur Flucht aus Kiew verholfen. Jetzt ist sie tot. "Die Reise war für sie aber unheimlich schwer, sie ist gefallen und hat es nicht überlebt", sagte der 33-Jährige dem Münchner Merkur und der tz. Er habe seine Oma "durch den Krieg verloren, so muss man es sagen".

"An allen Fronten war es einfach echt schwierig"

Ovtcharov, in Kiew geboren und Sohn eines früheren sowjetischen Nationalspielers, hatte mit Kriegsausbruch versucht, seine 85 Jahre alte Großmutter aus ihrer Wohnung in Kiew zu holen. "Freunde haben sie spontan im Auto mitgenommen, sie hatte nur ihre Handtasche und ihren Pass dabei", hatte er im April der SZ gesagt. Nun sei sie aber verstorben.

Seinen Vertrag beim russischen Verein Fakel Orenburg hatte Ovtcharov nach zwölf Jahren gekündigt, in der kommenden Saison spielt er vornehmlich in der Champions League und im Pokal für den TTC Neu-Ulm. "Es war klar für mich, dass es in Russland nicht weitergeht. Ich kenne viele Kollegen in Russland, Wladimir Samsonow ist einer meiner besten Kollegen im Tischtennis überhaupt. All denen dann zu sagen, dass wir uns wahrscheinlich nie wiedersehen, war für mich sehr hart. An allen Fronten war es einfach echt schwierig", sagte der zweimalige Europameister.

Ovtcharov ist Papa geworden

Doch es gab auch Positives für den zuletzt verletzten Ovtcharov. "Der Knöchel hält, und ich habe Nachwuchs bekommen", sagt der zweimalige Olympiadritte, der im August in München seinen dritten EM-Titel anpeilt: "Mein Comeback lief viel besser als erwartet. Das gibt mir Hoffnung, hier bei der EM um den Titel zu kämpfen."

Kein Wunder, dass Ovtcharov derzeit vor allem in der Halle anzutreffen ist. Einerseits arbeitet er dort fleißig an seiner Form. Vor allem aber kommt er so auf andere Gedanken. "Der Sport war und ist für mich eine gute Art und Weise, mich von allem anderen abzulenken", sagt Ovtcharov. (sid/lgr)