„Kot und Urin bedeckten den Boden..."
Tierheim rettet Hunde aus Horror-Pension

Der Boden voller Kot und Urin, überall Müll, bestialischer Gestank…
Sie ahnten ihre Lieblinge in guten Händen, doch hinter den Türen einer Tierpension in Hessen bot sich den Mitarbeitern des Tierschutzvereins Gießen ein grausames Bild: Verwahrloste Hunde voller Kot, Katzen in einem völlig vermüllten Zimmer. Die Besitzer der Hunde hatten wohl keine Ahnung, in was für eine Hölle sie ihre Tiere geschickt hatten. Für 13 Hunde ging es direkt ins Tierheim: Wie sich herausstellte, waren viele dieser Vierbeiner Tierschutzhunde, die eigentlich zur Pflege in der Pension waren.
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Hundebesitzer waren von den Zuständen in der Pension „geschockt"
„Das kann man sich gar nicht vorstellen“, fasst Tierheimleiterin Hannah Wern die Zustände im RTL-Interview zusammen. Die Hunde, Katzen und eine Schildkröte lebten eingesperrt in kleinen Verschlägen und Zimmern, ohne eine Chance, diese zu verlassen. Von außen sei das Einfamilienhaus völlig unscheinbar gewesen.
Drei Hunde wurden sofort von ihren Besitzern abgeholt, einer noch direkt aus der Tierpension, die zwei anderen im Tierheim. „Die Besitzer waren total geschockt“, so Hannah Wern weiter. Aber wie konnte sie die Zustände in der Pension nicht bemerken? „Die Hunde wurden vorne am Gartentor abgegeben“, erklärt die Tierheimleiterin. Eine Vorgehensweise, vor der das Tierheim in einem Facebook-Post ganz klar warnt: „Bitte schaut euch genau an, wohin ihr eure Tiere gebt, wenn ihr sie fremd unterbringen müsst. Lasst euch die Unterbringung und Ausläufe zeigen und kontrolliert diese bei jedem Besuch aufs neue, denn auch wenn Jahre lang immer alles gut war, muss dies nicht für die Ewigkeit gelten.“ Denn im Fall von Gießen vermutet das Tierheim Animal Hoarding, ein krankhaftes Sammeln von Tieren. „Es kann immer alles in Ordnung gewesen sein und dann gerät das Leben aus den Fugen“, so Hannah Wern.
Erlaubnis für den Betrieb einer Tierpension lag wohl nicht vor
„Die Person, bei der die Tiere lebten, war für uns keine unbekannte“, schreibt das Tierheim auf Facebook weiter. Laut Hannah Wern gab es bereits in der Vergangenheit Meldungen über die Tierpension. Doch warum wurde erst jetzt reagiert? Auf RTL-Anfrage teilte der Landkreis Gießen schriftlich mit: „Grundsätzlich ist für den Betrieb einer Tierpension eine Erlaubnis nach dem Tierschutzgesetz erforderlich. Diese lag im betreffenden Fall nicht vor. Die Pensionshaltung erfolgte ohne Kenntnis des Veterinäramts. Das Veterinäramt erhielt einen entsprechenden Hinweis.“
Die geretteten Hunde, Katzen und eine Schildkröte wurden ins Tierheim Gießen gebracht. „Im Tierheim stellte sich heraus, dass viele der Hunde Tierschutzhunde sind, die in der Pension auf Pflegestelle waren. Wir informierten die Vereine über die Geschehnisse und entschieden mit ihnen, dass die Hunde bei uns bleiben sollten“, so das Tierheim auf Facebook. Die Hunde seien am Anfang völlig durch den Wind und zurückhaltend gewesen. Die Tiere mussten mehrfach gebadet werden, um den Geruch zu entfernen, ein Hundefriseur entfernte Filz- und Kotklumpen aus dem Fell, entzündete Augen und zu lange Krallen wurden behandelt. Die Zähne der Hunde waren so schlecht, dass sich das Alter nur schwer am Zahnstatus ablesen lässt. „Wir vermuten ein mittleres Alter“, erklärt Wern.
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Einer Hündin muss das Bein amputiert werden
Glücklicherweise haben sich die Hunde schnell gefangen, sind mittlerweile sehr nett und menschenfreundlich. Die erste Runde auf der Wiese im Tierheim hätten die Vierbeiner sehr genossen. „Man kann davon ausgehen, dass sie nicht oft draußen waren“, so Hannah Wern. Bei einer Hündin wird man voraussichtlich ein Bein amputieren müssen. „Bei ihr liegt ein Geburtsfehler vor, ihr Bein steht seitlich ab. Wenn sie damit irgendwo hängen bleibt, kann das gravierende Verletzungen nach sich ziehen“, erklärt die Tierheimleiterin.
Wie hoch die Kosten für Behandlung und Hundefriseur am Ende sein werden, kann das Tierheim noch nicht abschätzen. Auf Facebook rufen sie zu Spenden auf.
Tierheim sucht nun ein neues Zuhause für die geretteten Vierbeiner
Welche Konsequenzen auf die Person zukommen, die die Tierpension geleitet hat, kann der Landkreis Gießen wegen des laufenden Verfahrens noch nicht sagen: „Grundsätzlich werden diese im Einzelfall getroffen. Sie können – allgemein – von einer Anordnung zur Beseitigung von Mängeln bis hin zum Haltungsverbot und zur Strafanzeige beim Vorliegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz reichen.“
Für das Tierheim zählt jetzt vor allem eins: Ein schönes, sicheres und vor allem sauberes Zuhause für ihre Schützlinge zu finden. Und da gibt es bereits positive Nachrichten: „Für einige Hunde haben sich bereits Interessenten gemeldet.“