Wegen des Ukraine-Kriegs und dessen Auswirkungen

Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) fordert: Esst weniger Fleisch!

Kay Nietfeld
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat im RND-Interview erklärt, wieso es jetzt wichtig ist, weniger Fleisch zu essen.
deutsche presse agentur

Wir hier in Deutschland sollen nun – wegen Putins Krieg in der Ukraine – weniger Fleisch essen. Wie passt das zusammen? Das erklärt SPD-Entwicklungsministerin Svenja Schulze in einem Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND).
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Ukraine-Krieg stellt uns vor neue Herausforderungen

Gegenüber dem RND hat sich Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) kritisch zum Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Auswirkungen geäußert. Allen voran geht es um eine humanitäre Krise, die Deutschlands Hilfe benötigt und den knapp werdenden Weizen.

„Wir müssen uns die Dimensionen dieser Katastrophe klarmachen. (...) Auf unserem Kontinent gibt es eine Fluchtbewegung wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Vier Millionen Ukrainer sind bereits ins Ausland geflohen“, so Schulze im RND-Interview. Hinzu komme außerdem die weiter anhaltende Corona-Pandemie, das Artensterben und der Klimawandel – all diese Krisen seien miteinander verbunden, besonders mit Ernährungskrisen und Fluchtbewegungen. „Wir werden darum im Entwicklungsministerium unsere Aufbauhilfe ausweiten. (...) Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, mit all unserer Kraft zu helfen.“

Weniger Fleisch essen: "Getreide gehört zuallererst auf den Tisch"

28.03.2022, Zörbig, Sachsen-Anhalt: Wintergerste, aufgenommen in der Agrargenossenschaft Löberitz eG. Am Mittwoch (30.03.2022) beginnt die Agrarministerkonferenz unter Vorsitz der Landwirtschaftsministerin von Sachsen-Anhalt. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wird das Getreide knapp, ist es an der Zeit, umzudenken.
wil wst, dpa, Sebastian Willnow

Gerade wir in Deutschland beziehen einen großen Teil der Getreideexporte aus Russland und der Ukraine. Die Wahrscheinlichkeit, dass uns 2022 weniger Getreide erreicht als sonst, ist hoch. Experten warnen bereits jetzt vor einem Mangel. Für Schulze stehe in diesem Zusammenhang an oberster Stelle, dass vermieden werde, „dass wegen stark steigender Getreidepreise noch mehr Menschen Hunger leiden.“ Denn: „Eine schlechte Versorgungslage mit Grundnahrungsmitteln kann Staaten destabilisieren.“

Sie erklärt zudem, wieso wir als Verbraucher nun endlich umdenken müssen. Anstatt den wertvoll gewordenen Weizen an Tiere zu verfüttern, solle man verzichten. Und zwar auf Fleisch: „Wenn ein Produkt knapp ist, muss der Verbrauch gedrosselt werden. Getreide gehört zuallererst auf den Tisch – und zwar ohne den Umweg über den Futtertrog. Damit ein geschlachtetes Schwein eine Kalorie liefert, muss es zu Lebzeiten drei Kalorien pflanzliche Nahrung vertilgen. 60 Prozent des weltweit produzierten Maises wird an Tiere verfüttert, in der EU ist es bei Weizen ähnlich.“

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Svenja Schulze betont, dass sie niemandem Vorschriften beim Essen machen, sie aber auf einen wichtigen Zusammenhang hinweisen wolle: „Es würde der Getreideversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern mittel- und langfristig sehr helfen, wenn wir in den reichen Ländern weniger tierische Produkte essen würden.“ Alleine wenn in Deutschland die Schweinefleischproduktion um 30 Prozent reduziert werden würde, „wäre eine Ackerfläche von einer Million Hektar frei – etwa einem Zehntel der Ackerfläche in Deutschland. Darauf könnte man fünf Millionen Tonnen Getreide anbauen.“ Auch wenn eine solche Veränderung nicht über Nacht geschehe, „würde das die Versorgungslage verbessern.“

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Schulze: Getreide ist als Nahrungsmittel gedacht!

Auch die Situation rund um den Biosprit sieht Schulze kritisch, wie sie im Interview erzählt: „Mir ist der Teller wichtiger als der Tank. Ich sehe den Einsatz von Nahrungsmitteln im Tank daher sehr kritisch.“ Angesichts der drohenden Ernährungskrise brauche man Getreide in erster Linie, „um Menschen zu versorgen.“

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir kurzfristig auch Mais brauchen, „um Teile des russischen Erdgases mit heimischem Biogas zu ersetzen.“ Daher ist für die Entwicklungsministerin die Sache eindeutig: „Im Tank sind Mais und Getreide in diesen schwierigen Zeiten dagegen am schlechtesten aufgehoben. Ich bin daher dafür, hier noch mal zu prüfen, ob es Spielräume für schnelle Anpassungen gibt.“ (vdü)

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