Mediziner erklärt „stummen Herzinfarkt"Vierfach-Vater plötzlich tot - dahinter steckt ein besonders tückischer Herzanfall

Marius Nickel wurde nur 40 Jahre alt. Er starb an einem Hinterwandinfarkt.
Familienvater Marius Nickel wurde nur 40 Jahre alt. Vor wenigen Wochen starb er an den Folgen eines ganz besonders tückischen Herzinfarkts. Seine Frau Wiebke (35) und die vier Kinder sind nun auf sich allein gestellt.
GoFundMe/Svenja Bieber
von Vera Dünnwald

Wenn das Schicksal plötzlich zuschlägt! Marius Nickel ist 40 Jahre alt, Familienvater und kerngesund. Bis er im Sommer völlig unerwartet im Bad zusammenbricht, stirbt und erst am folgenden Morgen von seiner Frau Wiebke (35) gefunden wird. Die Todesursache: ein Hinterwandinfarkt. Die traurige Geschichte – und was es mit dem tückischen Herzanfall auf sich hat.

Marius Nickel klagt über Schulterschmerzen und Unwohlsein - am nächsten Morgen ist er tot

Seine vier Kinder sind erst zwölf, sieben und zwei Jahre alt, sein jüngstes ist sogar erst ein Jahr alt. Doch schon jetzt ist klar: Ihr restliches Leben werden sie ohne ihren leiblichen Papa verbringen müssen.

Ihre Mutter Wiebke (35) verliert die Liebe ihres Lebens: Eigentlich wollten sie und ihr Ehemann Marius im kommenden Jahr ihre kirchliche Hochzeit nachholen, wie Bild berichtet. Jetzt ist der erst 40-Jährige aus Sundern im Sauerland tot.

Im Juli klagt er nach der Arbeit über Schulterschmerzen, wie seine Witwe der Zeitung erzählt. Um sich auszuruhen, lässt er sich ein Bad ein, während seine Frau mit ihrer zweijährigen Tochter kuschelt und einschläft.

Aber: Dem 40-Jährigen wird schlecht, und er muss sich übergeben. Wiebke Nickel wacht erst am nächsten Mogen wieder auf – und muss ihren toten Ehemann im Badezimmer vorfinden.

Für Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht sind das tatsächlich alles klassische Herzinfarkt-Symptome, wie er im RTL-Interview erklärt: „Es ist eben nicht so wie immer in den Filmen dargestellt, dass sich jemand ganz plötzlich ans Herz greift und krümmt. Das kommt extrem selten vor. Eher verläuft es so, dass man sich unwohl fühlt, Kreislaufprobleme und Schwindelgefühle hat, einem schlecht wird und eben Rücken- oder Schulterschmerzen auftreten. Bei Frauen können die Symptome noch unauffälliger sein.

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Hinterwandinfarkt: Was ist das überhaupt?

Die ganze Familie ist am Boden zerstört: „Ich denke immer noch, dass Marius nur verreist ist, bald wiederkommt“, erzählt sie Bild. Wie konnte das alles nur passieren? Die 35-Jährige sagt, dass ihr Mann sich noch habe durchchecken lassen, eben weil sein Vater mehrere Herzinfarkte hatte. „Da war alles in Ordnung“, sagt die vierfache Mutter.

Marius, der als Vertriebler für Fotovoltaikanlagen arbeitete, wird nach seinem Tod obzudiert. Das Ergebnis: ein Hinterwandinfarkt.

Dieser ist besonders selten, wie Specht erzählt: „Er kommt vor, aber nicht so häufig wie der Vorderwandinfarkt, bei dem zum Beispiel ganz starke Schmerzen auftreten. Der Hinterwandinfarkt wird auch oft ‘stummer Herzinfarkt’ genannt, weil kaum Symptome auftreten und hier oft erst im Nachhinein bemerkt wird, dass jemand überhaupt einen Herzanfall hatte. Die Betroffenen haben währenddessen nämlich meist gar nichts mitbekommen. Und wenn sie sich an ein Unwohlsein erinnern, hätten sie es niemals mit dem Herzen in Verbindung gebracht.“

Was passiert währenddessen im Körper?

„Die – meist rechte – Herzkranzarterie, die dafür da ist, den Herzmuskel selbst mit Blut zu versorgen, liegt, gemeinsam mit der linken Herzkrankzarterie, als Kranz um das Herz herum. Sie verstopft plötzlich. In der Folge dieses Herzinfarkts kommt es zu Herzrhythmusstörungen, zum Kammerflimmern. Das heißt das Herz bewegt sich ganz, ganz schnell – aber völlig ineffektiv, es kann das Blut nicht mehr richtig pumpen“, erklärt der Mediziner.

Und: „Kein Blut bedeutet kein Sauerstoff, und kein Sauerstoff heißt, dass die Muskeln des Herzens nicht mehr mit Energie versorgt werden. Sie hören dann auf zu arbeiten, und die Zellen sterben innerhalb weniger Stunden ab.“

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Schwester der Witwe sammelt nun Spenden

Dr. Specht betont jedoch: „Wir wissen im Fall Marius Nickel zu wenig. Hatte er Vorsymptome? Hat er geraucht? Es ist wirklich ein sehr tragischer Fall.“

Die Schwester von Wiebke Nickel (35), Svenja Bieber, sammelt nun Spenden via GoFundMe, „für einen geliebten Menschen, der viel zu früh von uns gegangen ist“ und damit die Familie über die Runden kommt. Dort heißt es: „Da Marius zuletzt selbstständig war und noch relativ am Anfang stand, hat die Familie leider bisher noch keine finanziellen Rücklagen bilden können.“