Wenn nur noch der Bildschirm zählt
Studentin (22) ist süchtig nach TikTok: "Ich benutzte die App sogar beim Autofahren"
Eine 22-jährige Studentin aus London war so besessen von der Video-Plattform TikTok, dass sie mit der Nutzung nicht nur sich selbst, sondern auch andere in Gefahr gebracht hat. Denn Rebecca (Name geändert, Anm. d. Red.) konnte selbst während der Autofahrt nicht die Augen vom Handy-Bildschirm lösen. Sie war süchtig und hat eingesehen, dass es so nicht weitergehen kann. Alleine konnte sie dem Teufelskreis jedoch nicht entkommen.
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TikTok hat eine Studentin aus London regelrecht in die Sucht getrieben
Rebecca ist eigentlich eine ganz normale junge Frau, studiert in London und nutzt, wie so viele andere junge Menschen auch, verschiedene Social-Media-Plattformen. „Ich hatte eine Facebook-Seite, einen Twitter-Account und war auf Instagram aktiv. Hier habe ich regelmäßig Updates veröffentlicht, die am Ende Tausende von Followern begeisterten. Ich war sehr oft auf Instagram, aber ich war nie süchtig und es wurde nie zu einem Problem in meinem Leben. Dann kam TikTok", gesteht die Studentin im „Mirror“.
Seitdem habe sie jede freie Minute mit der App verbracht und widmete ihre Aufmerksamkeit lieber den kurzen Videos als dem Unterrichtsstoff in den Universitätsvorlesungen.
Irgendwann hat Rebecca eingesehen, dass sie Hilfe braucht
Während des Lockdowns sei Rebeccas Abhängigkeit noch größer geworden. „Ich zog mich aus meinem sozialen Leben komplett zurück, nur um alleine TikTok-Inhalte zu verschlingen. Ich hatte plötzlich diesen starken Drang, zu jeder Tages- und Nachtzeit zum Telefon zu greifen“, so die 22-Jährige. Und weiter: „Ich blieb bis spät in die Nacht wach, benutzte die App im Badezimmer und sogar beim Autofahren, was absoluter Wahnsinn war.“
Aufgrund des übermäßigen TikTok-Konsums schlief Rebecca immer schlechter und suchte letztendlich einen Arzt auf. Der riet ihr, sich dringend professionelle Hilfe zu suchen, da Schlaftabletten allein das Problem nicht lösen würden.
Tatsächlich entschied sich die Studentin für Unterstützung und ging in eine spezielle Kur. „Ich erkannte, dass meine psychische Gesundheit in einer schlechten Verfassung war und ein Freund empfahl mir dann das Paracelsus Recovery.“ Hier zahlen Patienten rund 65.000 Euro die Woche. Rebecca hat die Behandlung geholfen, Therapeuten haben mit ihr an ihrem Selbstwertgefühl gearbeitet und andere Bausteine besprochen.
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Die Aussicht auf Erfolg verursacht eine chemische Veränderung in jungen Gehirnen
„Ich habe mit ihnen zusammengearbeitet, um Grenzen für die App-Nutzung und die Telefonnutzung im Allgemeinen festzulegen. Sie sagten, dass ich im Idealfall ganz von TikTok wegkommen sollte, zumindest für sechs Monate“, so Rebeccca.
Nach einer kognitiven Verhaltenstherapie und einer Hypnotherapie hat es Rebecca geschafft, sich von den Sozialen Medien zu lösen. Sie hat angefangen, sich wieder mit Freunden zu treffen und auch ihre Noten verbesserten sich schlagartig.
Rebeccas Geschichte ist kein Einzelfall. Experten bezeichneten die Video-App TikTok laut „Mirror“ sogar als „das Heroin der sozialen Medien“, nachdem die Zahl der Suchtfälle, die in Zusammenhang mit der App stehen, anstieg. Außerdem warnen sie davor, sich nicht von dem Versprechen auf schnellen Ruhm blenden zu lassen. Genau diese Aussicht auf Erfolg verursache laut Suchtexperten offenbar eine chemische Veränderung in jungen Gehirnen und steigere so das Suchtpotential.
TikTok-Sucht wird mit einer ähnlichen Methodik behandelt wie Drogenmissbrauchsprogramme
Paracelsus Recovery zufolge habe es eine „Explosion" bei jungen Menschen gegeben, die mit der Abhängigkeit von TikTok zu kämpfen hatten. In den letzten zwölf Monaten seien die Überweisungen für TikTok-Sucht um das Fünffache angestiegen. „Da viele der eine Milliarde monatlichen Nutzer von TikTok zwischen 16 und 24 Jahre alt sind, müssen wir sicherstellen, dass Eltern und Betreuer diese neurochemischen Gefahren verstehen", so Jan Gerber, Leiter von Paracelsus Recovery.
Die Therapeuten des Suchtbehandlungszentrums behandeln die TikTok-Sucht mit einer ähnlichen Methodik wie bestehende Drogenmissbrauchsprogramme. Außerdem warnt Gerber: „Je mehr sich Jugendliche auf soziale Medien verlassen, um eine Lücke zu füllen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie narzisstische Persönlichkeitsmerkmale entwickeln.“
Die Betreiber von TikTok halten dagegen und erklären, dass sie „sich sehr um die Sicherheit und das Wohlbefinden junger Menschen kümmern". Außerdem seien extra Erinnerungen installiert worden, die die Nutzer daran erinnern sollen, Pausen zu machen.
TikTok ist eine chinesische Social-Media-Plattform, auf der Benutzer Videos erstellen können. Sie ist zu einer der am häufigsten heruntergeladenen Apps der Welt geworden. (kko)
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