RTL-Expertin schätzt ein
Mehr Lohn für Überstunden - bringt das überhaupt etwas?
Bekommen wir künftig mehr Geld, wenn wir Überstunden machen?
Das hat zumindest Finanzminister Christian Lindner (45, FDP) vorgeschlagen. Er fordert: Bis zu einem gewissen Satz sollen Überstunden steuerfrei ausgezahlt werden. Doch würde das überhaupt etwas bringen? Das erklärt RTL-Finanzexpertin Susanne Althoff.
„Herr Lindner hat grundsätzlich recht damit zu sagen, wir müssen mehr arbeiten“
Lindners Idee ist einfach erklärt: Wer mehr Überstunden macht, bekommt diese steuerfrei. Doch wie viel Geld springt dabei herum? Nimmt man den Durchschnittsverdienst, verdienen die Menschen hierzulande gut 22 Euro pro Stunde – vor Steuerabzug, versteht sich. Nach Steuern bleibt etwa die Hälfte davon übrig, also gut 11 Euro. Würde ein Arbeitnehmer also pro Tag eine Stunde mehr arbeiten, dann würde er pro Tag 11 Euro mehr verdienen, 77 Euro in einer Woche. Das natürlich nur, wenn die Überstunden auch bezahlt werden.
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Und schon da liegt der Hase im Pfeffer: RTL-Expertin Susanne Althoff ist sich nicht sicher, ob Finanzminister Lindner mitbedacht habe, „dass einige Unternehmen den Menschen in Deutschland einfach auch die Überstunden gar nicht bezahlen.“ Zwar nehme die Zahl der geleisteten Überstunden immer weiter ab – 2007 machten wir im Durchschnitt 70 Überstunden pro Jahr, 2023 waren es nur noch 31 – bezahlt werden davon allerdings nicht einmal die Hälfte.
Außerdem, so Althoff, sei eine solche Regelung sowohl für Unternehmen als auch für die Arbeitnehmer schlecht planbar. „Viele Unternehmen wollen auch vielleicht gar nicht so gerne, Überstunden bezahlen. Die haben lieber, dass die Leute Überstunden machen, wenn die Arbeit da ist und dann, wenn es mal ein bisschen ruhiger wird, die Überstunden abfeiern.“
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Mehr Wachstum durch Überstunden?
In einem Punkt hat Christian Lindner aber recht. „Wir haben zu wenig Wertschöpfung in Deutschland“, erklärt Althoff im Punkt-6-Talk. „Also Herr Lindner hat grundsätzlich recht damit zu sagen, wir müssen mehr arbeiten.“ Dazu sei es wichtig, die Leute in den Blick zu nehmen, die bereits Fachkräfte sind und in ihren Berufen arbeiten. Vor allem Frauen in Teilzeit nimmt sie in den Blick. Diese würden keine 100 Prozent arbeiten. Ebenso steht es um manche zugewanderte Fachkraft.
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Heftige Kritik kommt indess von den Gewerkschaften. So betont Yasmin Fahimi, Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, auf Nachfrage der Funke Mediengruppe: „Verrückte Ideen wie steuerfreie Überstunden laden gerade dazu ein, entweder Vollzeitarbeit zu verdrängen oder die geschlechterungleiche Verteilung von Arbeit noch weiter anzukurbeln“. (eon/dpa)