Skandal in Polen

Reine Schikane! Frau nimmt "Pille danach" und wird von Polizeimitarbeitern gedemütigt

Das Präparat "PiDaNa" der Firma HRA Pharma, hält ein Apotheker am 29.04.2015 in Hamburg. Foto: Daniel Reinhardt
Eine Frau in Polen nimmt die "Pille danach" und wird danach von der Polizei schikaniert. (Symbolbild)
DPA

Frau wird von Polizisten erniedrigt!
Dieser Fall dürfte in Deutschland für Kopfschütteln sorgen: Eine Frau aus Polen nimmt die „Pille danach“, das Medikament wirkt sich offenbar auf die Psyche der ohnehin schon angeschlagenen Frau aus. Hilfesuchend ruft sie ihre Psychiaterin an. Nichts ahnend, was dann passiert. Für sie beginnt ein Spießrutenlauf mit der Polizei.

Drama in Polen: "Pille danach" ruft Polizei auf den Plan

Dass Abtreibungen in ihrer Heimat verboten sind, weiß Johanna aus Polen wahrscheinlich. Aber wenn noch keine Schwangerschaft besteht, kann man diese auch nicht abbrechen. Die Frau will verhindern, dass es überhaupt dazu kommt und nimmt die „Pille danach“. Laut eigenen Angaben, hatte sie diese im Internet bestellt. Das Medikament verhindert die Befruchtung der Eizelle. Ist das schon geschehen, also besteht schon eine Schwangerschaft, ist die „Pille danach“ nutzlos. Dafür gibt es eine Abtreibungspille.

Johanna schluckt die Pille – doch sie verträgt das Medikament nicht so gut. Sie ist in psychiatrischer Behandlung und das Medikament beeinflusst ihr Wohlbefinden auf negative Weise.

Daher ruft sie am 27. April ihre behandelnde Psychiaterin an. Das berichtete der Sender TVN24 am Dienstag (18. Juli). Johanna erzählt ihr von der Einnahme und auch davon, dass sie sich körperlich und psychisch schlecht fühle, aber keinerlei Selbstmordgedanken habe. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellt. Die Psychiaterin ruft den Krankenwagen und die Polizei an. Beide schickt sie zu ihrer Patientin.

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Wegen Abtreibungspille: Im Krankenhaus wird die Frau erniedrigt

Mit mindestens sechs Polizisten wird Johanna in die Notaufnahme des Krankenhauses gebracht. Was klingt wie der spannende Abschluss eines Krimis wird für die Frau zum Albtraum: „Die Polizistinnen sagten mir, ich solle mich ausziehen, Kniebeugen machen und husten“, erklärt sie im Interview mit TVN24. „Ich zog mich aus, aber nicht meine Unterhose, weil ich immer noch blutete. Es war erniedrigend und demütigend für mich.“ Die Blutungen werden durch die „Pille danach“ ausgelöst und sind eine normale Reaktion des Körpers.

Aber nicht nur von diesen beiden Polizistinnen wird sie schikaniert. Auch vier der männlichen Kollegen können es nicht lassen, sich alles sehr genau anzusehen. So berichtet ein Arzt aus der Notaufnahme, dass sie sich um die verängstigte Patientin herumgestellt und den Medizinern die Arbeit erschwert hätten. Außerdem nehmen die Beamten den Laptop von Johanna mit. Für „das Protokoll der Festnahme“ begründen sie diese Aktion. Ein Einsatz, der viele Fragen aufwirft.

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Umstrittenes Abtreibungsgesetz in Polen: Menschenrechtler schlagen Alarm

Nicht nur aus deutscher Sicht, wo Abtreibungen nicht verboten sind, stößt der Fall auf Unverständnis: Der polnische Menschenrechtsbeauftragte Marcin Wiacek fordert von dem Chef der zuständigen Polizeidirektion in Krakau eine Aufklärung des Vorfalls.

Die Bezirksstaatsanwaltschaft in Polen ermittelt aber erst einmal weiter: wegen Beihilfe zum Selbstmord und Beihilfe zum illegalen Schwangerschaftsabbruch.

Die Polizei hat mittlerweile eine Stellungnahme zu dem Fall abgegeben. Darin heißt es, dass die Psychiaterin bei ihrem Anruf in der Einsatzzentrale gesagt habe, dass die Patientin möglicherweise Selbstmord begehen wolle und eine unbekannte Substanz eingenommen habe.

2021 ist in Polen ein umstrittenes Abtreibungsgesetz in Kraft getreten. Dieses besagt, dass Frauen selbst dann eine Schwangerschaft nicht beenden dürfen, wenn das ungeborene Kind eine schwere Fehlbildung aufweist. Aber es geht in diesem Fall immer noch um die „Pille danach“, die keinen Einfluss auf eine bestehende Schwangerschaft hat – an dieses Medikament zu kommen ist in Polen allerdings auch schon sehr schwierig. (she)