1.000 Euro als Todesurteil?
Seniorin getötet – Prozessauftakt in Bonn
Im Februar stirbt eine 90-Jährige in ihrer Wohnung in Oberdollendorf bei Königswinter. Der Nachbar soll die Seniorin getötet haben - offenbar, weil er 1.000 Euro brauchte. Seit Montag (18.11.) steht der 33-Jährige in Bonn vor Gericht. Wie genau er seine Nachbarin getötet haben soll, ist unklar. Dass der Türke die Seniorin umgebracht hat, da ist sich die Bonner Staatsanwaltschaft sicher.
Nachbarn waren in gutem Kontakt
„Der Angeklagte und die Geschädigte waren Nachbarn im selben Haus. Sie sollen eine gute Bekanntschaft gepflegt haben und sich durchaus auch gemeinsam zum Kaffeetrinken getroffen haben", so Gerlind Keller vom Landgericht Bonn. Der Angeklagte schweigt beim Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht. Laut Staatsanwaltschaft gibt es zwei mögliche Szenarien: Entweder Mord aus Habgier: Der Türke besuchte die Seniorin, brachte sie um und beklaute sie. Oder Raub mit Todesfolge: Der Mann brach bei der 90-Jährigen ein, wurde erwischt und tötete die Frau: „In Tötungsdelikten ist es nicht ungewöhnlich, dass man den genauen Tathergang nicht mehr ermitteln kann. Aus der Rückschau. Denn die einzige Zeugin, der einzige Zeuge ist nicht mehr da, weil er ja getötet worden ist“, erklärt Gerlind Keller vom Bonner Landgericht.
Seniorin wurde bestohlen
Laut Anklage soll die 90-Jährige im Februar in ihrer Erdgeschosswohnung erstickt worden sein. Der Notarzt allerdings geht zunächst von einem natürlichen Tod aus. Weil aber Bargeld, Schmuck und die EC-Karte fehlen, fällt der Verdacht schnell auf ihren Nachbarn. Denn der brauchte offenbar dringend 1.000 Euro. Zuvor soll er versucht haben, sich das Geld bei Bekannten zu leihen. Der 33-Jährige bestreitet aber die Frau getötet zu haben. „Die Hauptfrage ist noch gar nicht geklärt, nämlich: Wie ist die Dame tatsächlich verstorben? Ist das ein natürlicher Tod oder ist sie gewaltsam ums Leben gekommen? Und da ist das Ergebnis der Rechtsmedizin zurzeit sogar eher so, dass man davon ausgeht, dass sie einem Herzinfarkt erlegen ist“, erklärt Martin Kretschmer, der Verteidiger des Angeklagten. Das Urteil soll Anfang Dezember fallen. Spricht das Gericht den 33-Jährigen wegen Mordes schuldig, muss er mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe rechnen.