Experte gibt Einschätzung

Seltenes Q-Fieber breitet sich in Norddeutschland aus - wie gefährlich ist es?

Das Q-Fieber-Bakterium
Das Q-Fieber-Bakterium infiziert vor allem Kühe, Schafe und Ziegen, aber auch Menschen. In einer Gemeinde im Landkreis Lüneburg häufen sich nun die Fälle.
deutsche presse agentur (sport)

von Jessica Bürger

Eine kleine Gemeinde, die eine Info-Veranstaltung über eine seltene Krankheit für seine Bürger organisiert. Was sich wie eine Zeitreise ins Jahr 2020 anhört, findet tatsächlich am 08. März 2023 statt – in Amt Neuhaus im Landkreis Lüneburg. Dort mehren sich die Infektionen mit dem seltenen Q-Fieber.

Q-Fieber: „Es ist auf keinen Fall die nächste Pandemie“

„Das ist nicht unbekannt. Mediziner kennen es. Nicht, weil es häufig ist, sondern weil es alt ist“, sagt Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht zu RTL. Seit 1995 registriert das Robert Koch-Institut (RKI) einen Anstieg der Infektionszahlen mit dem Q-Fieber, nennt Deutschland sogar das „häufigste Infektionsland“.

Doch ein Blick ins infektionsepidemiologische Jahrbuch des RKIs von 2020 zeigt vor allem, dass die Zahlen schwanken. Während 2016 275 Fälle registriert werden, sind es 2020 nur noch 55 Fälle. Zum Vergleich: In den USA schwanken die Zahlen nach Angaben des „Centers for Disease Crontrol and Prevention“ (CDC) zwischen 19 Infektionen in 2000 und 170 Infektionen 2007.

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„Es ist auf keinen Fall die nächste Pandemie“, beruhigt auch Specht. Das Q-Fieber werde durch das Bakterium Coxiella burnetii ausgelöst, das vor allem bei Kühen, Schafen und Ziegen auftrete. Die Tiere selbst zeigen nur selten Krankheitssymptome, so Specht, doch sei das Bakterium „sehr umweltresistent“ und kann über Jahre hinweg im Staub überleben. „Wenn der Mensch es dann einatmet, infiziert er sich.“ Eine Übertragung von Mensch zu Mensch finde wiederum nur sehr, sehr selten statt. „Das sind einfach immer wieder neue Infektionsherden von Tier zu Mensch“, erklärt Specht, die meist lokal und vor allem in ländlichen Gebieten auftreten.

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Infektion verläuft meist asymptomatisch

Dr. Christoph Specht schätzt die Lage im RTL-Interview ein.
In Norddeutschland ist es zu einem Ausbruch mit dem seltenen Q-Fieber gekommen. Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht schätzt die Lage ein.
RTL

Wie das RKI auf seiner Website schreibt, verlaufen „circa 50 Prozent aller Infektionen asymptomatisch oder mit milden grippeähnlichen Symptomen und heilen spontan in ein bis zwei Wochen aus.“

Weitere Symptome können sein:

  • hohes Fieber
  • Schüttelfrost
  • Muskelschmerzen
  • Stirnkopfschmerz

Manche Patienten bekommen zudem eine Lungenentzündung oder eine Hepatitis. „In den meisten Fällen bekommt man eine Infektion gut mit zwei bis drei Wochen Antibiotikum in den Griff“, sagt Specht.

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Laut dem RKI infizieren sich vor allem Personen, die einen engen Umgang mit Tieren pflegen, darunter Schlächter aber auch Tierhalter und Tierärzte. Als Risikogruppen Personen mit einem Herzfehler oder „Herzklappenprothesen“ und: „Schwangere sind besonders gefährdet“, sagt Specht, „da kann es zu Fehlgeburten im ersten Trimester kommen.“

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Wie viele Neuinfektionen es in Amt Neuhaus gibt, ist nicht klar. Bei der Infoveranstaltung Anfang März will das Gesundheitsamt Lüneburg wohl nun erklären, „wie sich eine Infektion zeigt und wie Ärzte sie diagnostizieren und behandeln können“.