Nach Festnahme von Oligarch Viktor Medwedtschunk

Selenskyj will gefangenen Putin-Freund gegen gefangene Ukrainer tauschen

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Viktor Medwedtschuk wurde im Rahmen eines Sondereinsatzes des ukrainischen Geheimdienstes SBU festgenommen. Dieses Foto soll den 67-Jährigen in Handschellen und ukrainischer Militärkleidung zeigen. Foto: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa
deutsche presse agentur

Der Ukraine ist nach eigenen Angaben eine Spezialoperation geglückt: Vor zwei Tagen hat der ukrainische Geheimdienst den Oligarchen Viktor Medwedtschunk, einen engen Verbündeten von Wladimir Putin festgenommen. Der 67-jährige ukrainische Politiker und Geschäftsmann gilt als „bester Freund Putins in der Ukraine“ – doch nun befindet er sich in Gefangenschaft, wie Präsident Wlodomyr Selenskyj und der ukrainische Geheimdienst auf Social Media verkünden. Selenskyj will nun einen Tausch gegen andere Gefangene erreichen.
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"Ihre Jungen gegen unsere Jungen"

SCREENSHOT - 13.04.2022, Ukraine, Kiew: HANDOUT - Dieses vom Pressebüro des ukrainischen Präsidenten zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, während einer Videobotschaft. In seiner Videobotschaft warnt der ukrainische Präsident davor, dass der Krieg ohne zusätzliche Waffen zu einem «endlosen Blutbad wird, das Elend, Leid und Zerstörung verbreitet». Foto: Ukrainian Presidency Press Offic/ZUMA Press Wire Service/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Präsident Selenskyi schlägt Russland einen Gefangenen-Tausch vor.
hjb, dpa, Ukrainian Presidency Press Offic

Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte auf Facebook den Erfolg der Agenten bei einer Spezialoperation. Zusätzlich veröffentlichte der Geheimdienst SBU Fotos von Medwedtschuk, die ihn mit Handschellen gefesselt in ukrainischer Uniform zeigen sollen.

„Kein Verräter wird der Bestrafung entgehen, und er wird nach dem Gesetz der Ukraine zur Rechenschaft gezogen werden“, kommentierte SBU-Chef Iwan Bakanow die Festnahme.

Selenskyj schlägt nun jedoch einen Austausch von Medwedtschuk gegen Ukrainer in russischer Kriegsgefangenschaft vor. Medwedtschuk habe sich mit einer Uniform getarnt, also solle er nach Kriegsrecht behandelt werden, sagte Selenskyj in seiner üblichen nächtlichen Videoansprache in Kiew. „Ich schlage der Russischen Föderation vor, ihren Jungen gegen unsere Jungen und Mädchen in russischer Gefangenschaft auszutauschen.“

Russlands Ex-Präsident wirft Ukraine Folter vor

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew reagierte erbost auf die Festnahme des prorussischen Politikers Viktor Medwedtschuk. Er erhob schwere Vorwürfe gegen Kiew: „Vereinzelte Missgeburten, die sich selbst als ‘ukrainische Regierung’ bezeichnen, erklären, dass sie ein Geständnis aus Viktor Medwedtschuk herausprügeln, ihn ‘schnell und gerecht’ verurteilen und dann gegen Gefangene austauschen wollen“, schrieb Medwedew ein Tag nach der Festnahme auf seinem Telegram-Kanal. Auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, warf Kiew Foltermethoden vor, lieferte dafür jedoch keine Beweise.

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Was über Putin-Freund Medwedtschuk bekannt ist

Der Großunternehmer und Politiker Medwedtschuk (67) gilt seit Jahren als Schlüsselfigur im Konflikt zwischen Moskau und Kiew. Sein Draht zu Putin erlaubte ihm manchmal, als Vermittler aufzutreten. Außerdem soll der russische Präsident Putin der Patenonkel von Medwedtschuks Tochter sein.

Seine politischen Projekte und die von ihm beherrschten Fernsehsender vertraten jedoch prorussische Positionen. Selenskyj ließ die Sender deshalb schließen. Im Mai 2021 wurde Medwedtschuk dann unter dem Vorwurf des Hochverrats unter Hausarrest gestellt. Daraus setzte er sich wenige Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine ab.