Praktische Techniken gegen AlltagsängsteJugendtherapeutin verrät: Diese vier Werkzeuge verschönern das Teenie-Leben

Lockdown, strikte Kontaktbeschränkungen und steigende Selbstzweifel – die Corona-Pandemie hat auch Jugendliche stark getroffen. Laut des Ärzteblatts ist die Anfälligkeit für psychische Probleme bei jungen Erwachsenen während der Pandemie gestiegen und immer mehr leiden an psychischen Auffälligkeiten und weisen Ängstlichkeit oder depressive Symptome auf. Auch eine aktuelle Studie der DAK bestätigt einen massiven Anstieg psychischer Störungen bei Jugendlichen Mädchen zwischen 13-18 Jahren.
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Zusätzlich fließen auch noch die negativen Einflüsse des Ukraine-Kriegs auf die eigentlich positiven und lebensfrohen jungen Menschen ein. Aus diesen Gründen ist es laut der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Miriam Hoff wichtiger denn je, den jungen Menschen geeignete Techniken gegen die steigenden Alltagsängst und positive Perspektive zu bieten. Hoff ist überzeugt: „Wenn man sein Mindset richtig nutzt, kann man sein Leben so ändern, dass es ein schönes Leben wird." Im Gespräch mit RTL verrät Hoff konkrete Techniken und Übungen, die jeder direkt anwenden kann.
Selbsthilfe für junge Erwachsene im Alltag

„Viele gehen ins Fitnessstudio und arbeiten an ihrem Körper. Aber was ist mit dem eigenen Mindset? Dafür macht man nichts!“, sagt Jugendtherapeutin Hoff. Dabei gebe es so viele hilfreiche Übungen, um den eigenen Geist zu trainieren.
In ihrem Buch „Mind is Magic“ präsentiert Miriam Hoff einfach Lösungen mit hilfreichen Techniken für alltägliche Probleme von jungen Erwachsenen. „Die Übungen sind wie ein kleiner Werkzeugkasten, um das Leben selbst verbessern zu können“, erklärt Hoff im Gespräch mit RTL. Alle Übungen hat sie in ihren 15 Jahren Berufserfahrungen erprobt und sie basieren auf wissenschaftlich fundierten Techniken mit einem eindeutigen Ziel: Raus aus negativen Gedanken und der Abwärtsspirale.
Die Übungen sind wie TikTok-Beiträge gestaltet. Mit vielen ansprechenden Illustrationen wird das Problem kurz beschrieben und dann schnell eine konkrete sowie direkt umsetzbare Lösung geboten.
Bereich 1: Du und dein Kopf - Angststörungen und Depressionen
Der erste Bereich des Buchs behandelt den Themenkomplex „Du und dein Kopf“. Dabei werden unter anderem Angststörungen und depressive Phasen thematisiert, beispielsweise wenn sich Kinder in der Schule nicht trauen, sich zu melden oder Angst vor dem Präsentieren eines Referates haben. Hilfreich für die beschriebenen Verhaltensweisen ist laut der Kinder- und Jugendtherapeutin Miriam Hoff die Übung „Happy Buttons“.
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„Bei der Übung sucht man sich fünf schöne, bunte Knöpfe aus und steckt sie in die rechte Hosentasche. Immer wenn etwas Positives passiert, darf ein Knopf von der rechten in die linke Hosentasche wandern.“, erklärt Hoff. Von einem Kompliment über eine nette WhatsApp Nachricht bis hin zu einem leckeren Kaffee seien den positiven Erlebnissen im Alltag keine Grenzen gesetzt.
Am Abend gucke man, wie viele bunte Knöpfe sich jetzt in der linken Hosentasche befinden und lässt die positiven Erlebnisse des Tages Revue passieren. „Dadurch findet eine Fokusverschiebung der negativen zu den positiven Seiten statt. Je mehr man sich auf das Positive fokussiert, desto mehr zieht man positive Dinge auch in sein eigenes Leben. Man filtert in der Aufmerksamkeit quasi gezielt positive Erlebnisse raus.“, berichtet die Jugendtherapeutin im Gespräch mit RTL. Daraufhin vermehren sich die schönen Erlebnissen im Alltag ganz automatisch und man gerät in eine positive Gedankenspirale.
Bereich 2: Du und dein Körper - Essstörungen
Der Bereich „Du und dein Körper“ thematisiert verschiedene Formen der Essstörungen und richtet sich vor allem an junge Erwachsene, die sich unwohl in ihrem eigenen Körper fühlen und kein gesundes Verhältnis zum Essen haben.
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„Zur Reflexion des eigene Essverhaltens kann man sich folgende Frage stellen: Was habe ich früher gern bei Oma gegessen? Mit welchem Lebensmittel verbinde ich positive Erinnerungen?“, führt Miriam Hoff aus. Die eigenen Antworten können ganz individuell in das Buch geschrieben werden. Dadurch werden die Leser selbst aktiv, erinnern sich an positive Essens-Momente und nähern sich wieder einem gesunden Essverhalten an.
Außerdem werden in dem Kapitel „Du und dein Körper“ auch Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken beschrieben.
Bereich 3: Du und die Anderen - Social Life, Mobbing

Das dritte Kapitel „Du und die Anderen“ umfasst das gesamte soziale Leben der jungen Erwachsenen. Mobbing, Dating oder die Angst, auf eine Party zu gehen sind nur ein paar Themenbereiche des Kapitels.
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Für den Umgang mit einer Person, die man nicht mag, erklärt die Kinder- und Jugendtherapeutin Miriam Hoff ein geeignetes Tool im Gespräch mit RTL. „Bei jeder Person, findet man auch kleine, positive Dinge. Egal ob das tolle Sneaker, eine schöne Frisur oder ein angenehmer Duft sind. Man sucht sich also drei positive Dinge an der Person aus und konstruiert sich den Menschen dadurch in einem anderen Licht. Damit ändert man das eigene Mindset gegenüber der besagten Person und tritt ihr dann auch anders gegenüber“, stellt Hoff dar.
Bereich 4: Du und deine Zukunft - Zukunftsvisionen und -ängste
In dem vierten Kapitel des Buchs „Du und deine Zukunft“ geht es um die Zukunftsvisionen und damit verbunden auch um die Zukunftsängste von jungen Erwachsenen. „Was will ich überhaupt, Wo sind meine Stärken? Und was sind meine Interessen?“, fragt Hoff. In den hier vorgestellten Tools liege der Fokus auf einem gesteigerten Selbstwertgefühl, so dass man sich selbst mehr zutraue.
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„Ich empfehle allen, ein eigenes Visionboard zu machen. Dafür schneidet man alles interessante aus Zeitungen und Zeitschriften aus, denkt dabei ganz groß und klebt das Gefundene auf. Diese Übung hilft beim Beantworten der Frage: Wo will ich wirklich hin?“, erklärt die Jugendtherapeutin im Gespräch mit RTL. Eine weitere hilfreiche Übung sei das Power Posing. Dabei nehme man eine ausdrucksstarke Pose ein und halte diese zwei Minuten lang. „Als Hilfestellung kann man sich das Gefühl vorstellen, einen Oscar zu bekommen. Es wird eine Laudatio über einen gehalten und tosender Applaus bricht aus. Welche Haltung nimmt man dabei an?“, führt Hoff aus. Das Einnehmen und Halten dieser Pose helfe jungen Erwachsenen dabei groß zu denken, ihre Träume zu konkretisieren und sie letztendlich auch in die Tat umzusetzen.