Lebensgefährlich oder hilfreich?
Selbstdiagnose über TikTok - Esther (15): Plattform hat mir gezeigt, dass ich depressiv bin
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von Leonie Dorn, Toke Reimer und Gunda Möller
„Wenn du Depressionen hast, hast du irgendwann einen Punkt erreicht, wo du dich einfach nur noch tot fühlst.“ Solche und ähnliche Aussagen in TikTok-Videos hören sich täglich tausende Teenager an – UND diagnostizieren sich selbst. Wie gefährlich Ratschläge von Dr. TikTok sein können und was die 15-jährige Esther aus Dietzenbach (Hessen) aus ihrer Selbstdiagnose Depression gemacht hat, sehen Sie im Video.
Umfrage: Wie gefährlich ist TikTok Ihrer Meinung nach?
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind nicht repräsentativ.
TikTok-Videos über Depression statt Arztbesuch
Esther (15) fühlt sich in letzter Zeit immer wieder traurig, weiß nicht, was mit ihr los ist. „Als ich dann mittendrin war in diesen Unsicherheiten und ich wusste nicht, was los ist mit mir, habe ich Videos gesehen, wo eine Influencerin bei einem Interview war und sie hat darüber geredet, wie man sich fühlt, wenn man halt Depressionen hat.“ TikTok wirft für Esther die Frage auf: Bin ich auch depressiv? Denn was die Videos auf der Plattform beschreiben, fühlt sich für den Teenager irgendwie vertraut an.
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Jugendtherapeutin: Dr. Google ist gefährlich!
Eigendiagnosen wie bei Esther über TikTok oder auch generell über Google sind für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Ariadne Sartorius eine große Gefahr. Dieselben Probleme können oft Hinweise auf ganz andere unterschiedliche Diagnosen oder aber es ist gar keine Diagnose möglich. „Beispielsweise kann es vorkommen, dass es ihnen ganz, ganz schlecht geht und dass sie ganz traurig sind und den ganzen Tag im Bett liegen. Es könnte eine Depression sein. Es könnte aber auch Liebeskummer oder vielleicht sogar etwas Körperliches sein.“ Daher sei ein Besuch beim Arzt durch nichts zu ersetzen, warnt die Therapeutin.
Tipps müssen professionell und individuell sein
Und auch Esther ist im Gegensatz zu vielen anderen Jugendlichen klar: „Jeder versucht irgendwie auf TikTok Aufmerksamkeit zu bekommen. Deswegen ist das sehr gefährlich, finde ich, weil man besonders Jüngere damit beeinflussen kann.“ Sie hat mit ihrer Mutter über ihre Erkenntnisse durch TikTok gesprochen und ist nun bei einem Therapeuten, der ihr professionelle und individuelle Tipps geben kann. TikTok kann sie nun nutzen, um sich gute Laune zu machen – nicht als Ratgeber in Sachen Depression.