Viele Opfer nach der Katastrophe Schweres Erdbeben erschüttert Haiti - mehr als 700 Tote

Ein schweres Erdbeben hat den Süden des Karibikstaats Haiti am Samstagmorgen (Ortszeit) erschüttert. Bei dem schweren Erdbeben im Süden Haitis ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 724 gestiegen. Das gab der Leiter von Haitis Zivilschutzbehörde, Jerry Chandler, am Sonntag bei einer Pressekonferenz bekannt. Hunderte weitere Menschen sind verletzt oder werden vermisst, wie der Katastrophenschutz des Landes am Samstag auf Twitter meldete.

Die US-Behörde USGS gab die Stärke des Bebens mit 7,2 an. Das Beben hat sich offiziellen Angaben nach rund 12 Kilometer von der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud in einer Tiefe von rund zehn Kilometern ereignet. Mehrere Nachbeben erschütterten die Insel, die nach USGS-Angaben Stärken bis zu 5,2 erreichten.

Menschen unter Trümmern begraben, Krankenhäuser überlastet

Den Berichten zufolge kamen 17 Menschen im südwestlichen Department Grand-Anse und 12 im Department Sud ums Leben. Unter den Toten war auch der ehemalige Senator Jean Gabriel Fortuné, der nach Informationen des Onlineportals «Gazette Haiti» in der Stadt Cayes unter den Trümmern seines Hotels begraben wurde. In der Stadt Aquin kamen zwei Kinder im Alter von sieben und neun Jahren ums Leben.

Viele Gebäude wurden zerstört, wie auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war. Menschen seien unter den Trümmern begraben, berichtete ein Augenzeuge aus Les Cayes, einer der größten Städte des Landes, dem „Haiti Press Network“. Bewohner des Departments Nippes, in dem das Epizentrum des Bebens lag, sendeten laut „Gazette Haiti“ einen SOS-Ruf an die Behörden, weil die Krankenhäuser überlastet seien.

14.08.2021, Haiti, Les Cayes: Ein Mann hilft beim Tragen einer Person, die nach einem Erdbeben aus den Trümmern gerettet wurde. Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,2 hat den Süden des Karibikstaates Haiti erschüttert. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben. Foto: Duples Plymouth/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Laut den Behörden werden nach dem Erdbeben auf Haiti noch Hunderte Menschen vermisst.
RE, dpa, Duples Plymouth

Menschen in Küstennähe sollen weiter vorsichtig sein

Die Behörden gaben zunächst eine Tsunami-Warnung heraus, die wurde inzwischen aber wieder aufgehoben. Der Nationale Wetterdienst der USA (NOAA) riet den Menschen am Samstag aber, weiterhin vorsichtig zu bleiben. In den Küstengebieten in der Nähe des Erdbebens könnte es weiterhin geringfügige Schwankungen des Meeresspiegels von bis zu 30 Zentimetern geben, hieß es weiter.

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Haiti droht nach dem Erdbeben auch noch eine Tropensturm

Nach dem heftigen Erdbeben droht dem Karibikstaat Haiti schon das nächste Unglück: Der Tropensturm „Grace“ könnte Anfang kommender Woche auf die Region treffen, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA mitteilte. Erwartet werden heftige Winde und starker Regen in Haiti. Bisher warnen die Behörden vor tropischen Sturmbedingungen unter anderem für die Dominikanische Republik und Puerto Rico.

Heftige Regenfälle und Wind könnten die Situation in dem vom Erdbeben betroffenen Gebiet noch verschlimmern. Beschädigte Häuser könnten endgültig einstürzen. Außerdem würden derartige Wetterbedingungen die Rettungsmaßnahmen massiv behindern.

14.08.2021, Haiti, Les Cayes: Eine Frau steht vor einem zerstörten Haus nach einem Erdbeben in Les Cayes. Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,2 hat den Süden des Karibikstaates Haiti erschüttert. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben. Foto: Duples Plymouth/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wie groß die Schäden sien, die das Erdbeben auf Haiti angerichtet hat, ist noch unklar.
RE, dpa, Duples Plymouth

2010 richtete ein schweres Beben große Schäden auf Haiti an

Das Beben weckt böse Erinnerungen an eine andere Katastrophe: Haiti war im Jahr 2010 von einem schweren Erdbeben nahezu verwüstet worden. Im Zentrum des Erdbebens mit einer Stärke von 7,3 lag damals Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. Durch das Beben starben rund 222.000 Menschen, mehr als 300.000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause. Die Schäden durch das Beben wurden auf 8 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) geschätzt. Der Wiederaufbau kam auch durch die politische Instabilität nur schleppend in Gang. (dpa/jgr)