Umweltfreundliche SchweinehaltungSchweine-Wolkenkratzer statt Mastbetrieb: Chinas Radikal-Lösung in der Fleischproduktion

Das 26-stöckige Schweine-Hochhaus in China erinnert an ein Hotel, dient allerdings als Mastbetrieb.
Das 26-stöckige Schweine-Hochhaus in China erinnert an ein Hotel, dient allerdings als Mastbetrieb.
Hubei Zhongxinkaiwei Modern Farming, Pressebild
von Gernot Kramper

26 Stockwerke erhebt sich ein Wolkenkratzer in China in die Höhe. Die Bewohner: nur Schweine. Geplant ist ein weiterer Schweine-Turm – zusammen sollen hier 1,2 Millionen Schweine im Jahr produziert werden.

Chinesische Schweine-Wolkenkratzer mit 26 Stockwerken

Tiermast verbraucht wertvolle Ackerfläche, dazu dringen Emissionen in die Atmosphäre und Gülle wird im Übermaß auf den Boden ausgebracht – diese Probleme kennt man auch hier. In China geht man das Problem mit einer radikalen Lösung an: mit Schweine-Türmen. Die Ställe breiten sich nicht in der Fläche aus, sie streben in die Höhe. Dazu sind diese Gebäude voll klimatisiert. Zwischen Schwein und natürlicher Umgebung gibt es keinerlei Verbindung.

In der Nähe der Stadt Ezhou wurde von der Firma Hubei Zhongxinkaiwei Modern Farming der Wolkenkratzer mit 26 Stockwerken errichtet. Das ist auch für China ein Rekord. Diese Schweinefarm hat umgerechnet etwa 500 Millionen Euro gekostet. China ist schon jetzt der größte Produzent von Schweinefleisch. Um die wachsende Nachfrage bedienen zu können, soll aber nicht immer mehr Bodenfläche versiegelt werden. Man erhofft sich auch, dass die abgekapselten Anlagen die Bestände vor Seuchen wie der Schweinegrippe schützen. Nach der letzten Seuchenwelle 2019 hat Peking den Bau mehrstöckiger Anlagen für die Schweinezucht angestoßen.

Mehrstöckige Anlage spart Grundstückskosten

Zheng Chengzhi, Direktor eines Landwirtschaftskonzerns sagte der "Times", dass die Grundstückskosten ein Hauptgrund dafür seien, sich für mehrstöckige Anlagen zu entscheiden. Ein Hochhaus könne auf einem Fünftel der Fläche genauso viele Schweine produzieren wie ein konventioneller Betrieb, so Zheng. Dadurch kann die Produktion näher an die Verbraucher heranrücken. Man kann Schweine in der Nähe von Ballungsräumen mit hohen Grundstückspreisen züchten oder in Bergregionen, in denen es kaum ebene, große Flächen gibt. Das wiederum verringert die Transportwege.

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Hinzu kommt, dass die Regierung, um neuen Seuchen vorzubeugen, das Land in mehrere Regionen aufgeteilt hat. Kein lebendes Schwein darf die Grenzen seiner Region überschreiten. In der Folge wurden mehrstöckige Farmen in Gegenden gebaut, die das Fleisch zuvor importiert hatten.

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Nachdem der erste Schweine-Wolkenkratzer bei Ezhou fertiggestellt wurde, wird bereits an einer zweiten Anlage gebaut. Beide Türme sollen jährlich 1,2 Millionen Schweine produzieren, und zwar weitgehend automatisch. Das Ganze wirkt wie ein riesiges Labor. Das Futter wird über ein geschlossenes System im Gebäude verteilt. Ein Echtzeit-Überwachungssystem kontrolliert Luftqualität, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, so das Unternehmen. Die Firma ist sehr stolz auf die monströse Anlage: "Es wird einer der effizientesten, sichersten Schweinemastbetriebe werden, noch dazu mit dem geringsten CO2-Ausstoß. Ein Betrieb, der die besten Löhne zahlt, und die niedrigsten Gesamtkosten hat."

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.

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