35 Erwachsene und vier Kinder sterben

Angriff auf Bahnhof von Kramatorsk: Russische Rakete trägt Aufschrift „Für Kinder"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk scharf verurteilt. Das russische Militär habe einen ganz gewöhnlichen Bahnhof angegriffen, sagte Selenskyj am Freitag zu Beginn einer Videoansprache vor dem finnischen Parlament. Zuvor teilte er in seinem Telegram-Kanal Bilder des Angriffs. Auf einem der Bilder ist eine russische Rakete mit der Aufschrift „Für Kinder“ zu sehen.
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Tausende Menschen warteten auf Evakuierung

Der ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy veröffentlicht auf seinem Telegram-Kanal Videos vom Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk. Auf dem Bild liegt ein Fragment einer Tochka-U-Rakete mit der russischen Aufschrift "Für Kinder".
Der ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy veröffentlicht auf seinem Telegram-Kanal Videos vom Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk.
AP, AP, dpa

Der ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy veröffentlicht auf seinem Telegram-Kanal Videos vom Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk. Auf dem Bild liegt ein Fragment einer Tochka-U-Rakete mit der russischen Aufschrift „Für Kinder“.

Auf dem Bahnhof der ostukrainischen Stadt warteten nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko Tausende Menschen auf ihre Evakuierung, als laut ukrainischem Eisenbahnchef Olexander Kamischyn zwei Raketen einschlugen.

Dem ukrainischen Geheimdienst SBU zufolge wurden dabei mindestens 39 Menschen getötet – 35 Erwachsene und 4 Kinder. Zuvor war von mindestens 30 Toten und 100 Verletzten die Rede. Auf Videos und Fotos waren leblose Menschen neben zurückgelassenen Koffern und Taschen sowie einem Kinderwagen zu sehen.

Was die Aufschrift bedeutet

Meint die Inschrift der Rakete jetzt, dass sie für Kinder bestimmt war und damit gezielt Kinder getötet werden sollten? Bereits auf anderen Raketen und Militärgeräten war „Für die Kinder des Donbass“ oder „Für die Vergeltung der Kinder des Donbass“ zu sehen. Dahinter steckt eher die Kreml-Propaganda, der zufolge die Ukraine seit 2008 Kinder im Donbass tötet. Es ist also davon auszugehen, dass die Rakete nicht dazu bestimmt war, gezielt Kinder zu töten, sondern die angeblich von Ukrainern getöteten Kinder im Donbass zu vergelten.

HANDOUT - 08.04.2022, Ukraine, Kramatorsk: Auf diesem Foto, das auf dem Telegramm-Kanal des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj veröffentlicht wurde, ist ein durch russischen Beschuss beschädigter Zug am Bahnhof in Kramatorsk, Ukraine, am Freitag, 8. April 2022, zu sehen. Foto: Uncredited/Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy's Telegram channel/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Ebenfalls auf dem Telegramm-Kanal des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde dieses Foto veröffentlicht, das einen durch russischen Beschuss beschädigten Zug am Bahnhof in Kramatorsk zeigt.
XBP, dpa, Uncredited
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Russische Offensive wird erwartet

Selenskyj machte Russland für die Attacke verantwortlich. Seinen Angaben zufolge handelte es sich bei den Geschossen um Raketen des Typs „Totschka-U“. Auch prorussischen Separatisten sprachen von einer „Totschka-U“, behaupteten aber, ukrainische Truppen hätten sie abgefeuert. Kramatorsk liegt im ukrainisch kontrollierten Teil der Region Donezk, auf die die Separatisten Anspruch erheben.

Die ukrainische Führung hatte Menschen in der Ostukraine aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen, weil eine russische Offensive erwartet wird. Russland kündigte an, Angriffe auf die Region zu konzentrieren.

Russland weist die Schuld von sich

Der Kreml hat eine Verantwortung russischer Truppen für den Angriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk zurückgewiesen. „Unsere Streitkräfte nutzen diesen Raketentyp nicht“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag russischen Agenturen zufolge. Er bezog sich dabei auf den mutmaßlich verwendeten Typ „Totschka-U“. Militärexperten bezweifeln diese Darstellung. Die „Totschka-U“ gelten als weniger zielgenau als Raketen vom Typ „Iskander“, die Russland häufig eingesetzt hat.

„Außerdem gab es keine Kampfeinsätze in Kramatorsk, und es waren heute auch keine geplant“, sagte Peskow weiter. Die Ukraine macht dagegen russische Truppen für den Angriff verantwortlich, die moskautreuen Separatisten gaben ukrainischen Einheiten die Schuld. (dpa/ija)