Fund sorgt deutschlandweit für Entsetzen
„Können nur noch kapitulieren“: Erfrorene Schildkröte sorgt für Mega-Frust bei Wildtierschützer

„Wir können nur noch die Fahne hissen!“
Eine in Hamburg tot aufgefundene Riesenschildkröte aus Afrika sorgt derzeit für Entsetzen. Aller Wahrscheinlichkeit nach entstammt sie einem illegalen Reptilienhandel. Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrums bei Elmshorn fordert: Die Politik muss etwas tun, damit derartige Fälle sich nicht wiederholen.
Als Negativbeispiel: Wildtier- und Artenschutzzentrum nimmt tote Schildkröte auf

Gut getarnt lag die Riesenschildkröte im Herbstlaub, als sie von einer Spaziergängerin in Ellerbek gefunden wurde. Wie Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrums, erzählt, habe die Frau sofort den Tierschutzverein Pinneberg alarmiert. Der habe das Tier eingesammelt und unverzüglich ins Wildtier- und Artenschutzzentrum gebracht. Doch Christian Erdmann konnte nur noch den Tod des Tieres feststellen: „Wir haben das gleich gemerkt, dass sie tot ist. Es gab schon einen Madenbefall am Kopf der Schildkröte, die Augen waren nicht mehr vorhanden.“ Nun wolle man so lange warten, bis die Maden das Tier komplett aufgefressen haben. Danach soll sie ausgestellt werden – „als Negativbeispiel für exotische Haustierhaltung.“
Im Gespräch mit RTL zeigt sich der Tierschützer sichtlich empört, dass es überhaupt zu derartigen Zwischenfällen kommen kann. Seiner Meinung nach müsse die Politik in Bezug auf den Handel mit und die Haltung von exotischen Tieren drastische Maßnahmen ergreifen.
Im Video: Illegaler Raubtierhandel in Deutschland - RTL-Reporter deckt auf
Tierschützer fordern strengere Regeln von der Politik
Kürzlich habe der Tierschützer die Reptilienmesse in Hamm besucht. Hier habe er zahlreiche Missstände beobachten können. Doch: Die Messe sei legal und die Politik unternehme nichts. „Wenn das Amt solche Börsen zulässt und genehmigt, macht das für Tierschützer und Auffangstationen wenig Sinn, dagegen anzukämpfen.“
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Das Problem liege darin: Man erwarte eine Eigenverantwortung von den Bürgern, die jedoch nicht in der Lage seien zu entscheiden, was gut und was schlecht ist. „Das muss von der Politik kommen. Wir brauchen eine Kennzeichnungspflicht für solche Haustiere, damit man nachverfolgen kann, von wem die Tiere kommen.“
Der einzige Weg: kapitulieren!
Jährlich nehme Christian Erdmann rund 60 bis 70 Schildkröten, Schlangen und Echsen auf, die von ihren Haltern ausgesetzt wurden. Ständige Energiekosten und hohe Tierarztkosten, die seit der neuen Gebührenordnung noch höher geworden sind, würden oft unterschätzt. Doch auch die Wildtierstation muss diese Kosten stemmen, wenn sie ausgesetzte Tiere aufnimmt, erklärt er.
Ein Beispiel: Kürzlich sei der Tierschützer mit fünf Reptilien beim Fachtierarzt gewesen – für rund 800 Euro. Zwar seien diese Kosten legitim, aber: „Das kann man nicht mehr durch Spenden wuppen, das geht nicht mehr.“ Die Folge: In Zukunft möchte die Wildtierstation die Aufnahme von Fundtieren einschränken. Denn: Das Wildtier- und Artenschutzzentrum werde hauptsächlich durch die Tierschutzstiftung „Vier Pfoten“ finanziert. Zwar würden einzelne Projekte vom Land unterstützt, doch für den Großteil der Kosten sei man auf Spenden angewiesen.
Christian Erdmann sieht also derzeit nur noch einen Weg: kapitulieren. Jedenfalls so lange, bis die Politik strengere Maßnahmen erhebt und Tierschützer eine bessere Unterstützung erfahren.