Polizei ermittelt Schießerei in Duisburg: Rocker-Rache nach Verrat durch Libanesen-Clan?

Am Mittwochabend kam es in Duisburg zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen der Rockergruppierung Hells Angels und einem türkisch-arabischen Clan. Rund 100 Menschen aus beiden Lagern waren beteiligt, es fielen sogar Schüsse, vier Menschen wurden verletzt. Die noch in der Tatnacht festgenommenen 15 Verdächtigen sind wieder auf freiem Fuß, wie ein Polizeisprecher mitteilt. Die Polizei ermittelt weiter – und erklärt im Video gegenüber RTL, welche zwei Auslöser für den Rocker-Clan-Krieg am wahrscheinlichsten sind.

Duisburg: Rocker gegen Clan am Hamborner Altmarkt

Die Schüsse am Altmarkt im Duisburger Stadtteil Hamborn sind nach bisherigen Erkenntnissen auf einen eskalierten Konflikt zwischen der Rockergruppe Hells Angels und einem türkisch-arabischen Clan zurückzuführen. Bis zu insgesamt 100 Personen aus beiden Lagern sollen an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen sein. Eine 15-köpfige Mordkommission sowie im Umgang mit Clan-Kriminalität erfahrene Staatsanwälte sind dabei, die Hintergründe der blutigen Auseinandersetzung am Mittwochabend mit zwei Schwer- und zwei Leichtverletzten zu durchleuchten.

Sowohl NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) als auch Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis hatten am Tag nach den mehr als 30 Schüssen von einer "Schießerei" beziehungsweise einem "Schusswechsel" gesprochen. 19 Patronenhülsen konnte die Polizei nach eigenem Bekunden sicherstellen. Wer aus welchem Grund auf wen geschossen habe, ist weiter unklar. "Die Hintergründe sind offensichtlich, das muss aber noch genau ausermittelt werden: Finanzielle Interessen, die da im Vordergrund stehen, im Zusammenhang mit Betreiben von Geschäften, von Dönerbuden möglicherweise", so Michael Maatz, Gewerkschaft Polizei.

"Die Täter sollten sich nicht sicher fühlen"

Sie habe auf Rocker- und Clankriminalität spezialisierte Staatsanwältinnen und Staatsanwälte auf den Fall angesetzt, betonte die Leitende Oberstaatsanwältin Christina Wehner. "Die Täter sollten sich nicht sicher fühlen. Wir verfolgen die Straftaten mit Nachdruck und all dem, was der Rechtsstaat aufbieten kann."

Duisburg gehöre in Bezug auf Rocker- und Clanstrukturen zu den "üblichen Verdächtigen", sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens, der "WAZ" (Freitag). In derselben Zeitung (Samstag) fordert Mertens mehr Videoüberwachung. "Die Ereignisse zeigen, dass es sich lohnen könnte, die mobile Videoüberwachung in NRW auszuweiten, um Bereiche, in denen die Organisierte Kriminalität aktiv ist, besser beobachten zu können." Dafür müssten bestimmte Straßen und Plätze zu gefährlichen Orten erklärt werden. Die Rechtsgrundlage dafür liegt laut Mertens vor. Bisher gebe es aber nur vereinzelte Tests mit dieser relativ teuren Technik.

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Duisburgs Oberbürgermeister kündigt Aufklärung an

"Schockiert und traurig" zeigte sich Oberbürgermeister Sören Link, der im Stadtteil Duisburg-Hamborn geboren ist. "Hier wurden Auseinandersetzungen im Rocker- und Clanmilieu auf offener Straße ausgetragen, unbeteiligte Menschen wurden in Lebensgefahr gebracht. Ein ganzer Stadtteil wurde in Angst und Schrecken versetzt." Die Taten müssten bis ins letzte Detail aufgeklärt werden und dürfen sich nicht wiederholen, sagte der SPD-Politiker.

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kündigte indes die Fortsetzung des Kampfes gegen Clan-Kriminalität an. Zwar löse das Wort bei einigen Menschen auch Sorge vor Stigmatisierung aus, sagte er am Freitag im WDR 5-"Morgenecho". "Trotzdem muss man die Dinge beim Namen nennen und Clan-Kriminalität bekämpfen." Reul habe bei der Inneren Sicherheit in den vergangenen Jahren "sehr viel nach vorn gebracht", NRW sei "objektiv sicherer geworden", so Wüst: "Trotzdem sieht man an dem Fall, dass noch eine Menge zu tun ist und dass man dran bleiben muss." (dpa/mna)