Mutter und Stiefvater geschockt

Förderschul-Direktorin soll Kind mit Down-Syndrom in Kiste gesperrt haben

von Denise Kylla

Wenn der kleine Max mit seinen Freunden der Förderschule auf dem Pausenhof spielt, ist er glücklich. Er lacht, tollt herum, hat Spaß. Doch was dem kleinen Jungen mit Down-Syndrom jetzt passiert sein soll, hinterlässt einen sprachlos. Ausgerechnet seine Vertraute, die Förderschul-Direktorin soll den Neunjährigen in eine Holzkiste gesperrt und sich darauf gesetzt haben. Seine Eltern sind entsetzt. Wie es der Familie mit dem Vorfall geht, erzählt Mutter Mandy (40) im Video.

Max kann sich nicht richtig ausdrücken und wird manchmal handgreiflich

Max
Max mit seinen Eltern Mandy und Björn

Max kann sich wegen seiner geistigen Behinderung nicht richtig ausdrücken. Manchmal ist er laut, manchmal tritt oder bespuckt er andere Kinder. Deshalb ist Max (9) auf einer speziellen Förderschule, damit Lehrer auf seine besonderen Bedürfnisse eingehen können. Umso erschreckender sind die Vorwürfe, die Max’ Eltern, Mutter Mandy und Stiefvater Björn (40) aus Jessen in Sachsen-Anhalt erheben.

Ganze 25 Minuten soll die Tortur des Jungen gedauert haben. Beinahe hätten seine Eltern gar nichts davon erfahren, sagen sie. Als die Kinder auf dem Pausenhof spielten, soll die Direktorin seiner Förderschule den kleinen Max plötzlich in eine bunte Holzkiste gesperrt haben. Es seien aufmerksame Mitschülerinnen gewesen, die die Eltern über den Vorfall informiert hätten.

Mandy und Björn sind Max' Eltern. Sie können kaum fassen, was sie in der Förderschule gesehen haben, erzählen sie.
Max' Eltern kaum fassen, was sie in der Förderschule gesehen haben, erzählen sie.
RTL

Die bunte Holzkiste auf dem Schulhof

Den Kindern sei das Verhalten ihrer Lehrerin verdächtig vorgekommen. Offenbar schickten sie eine Sprachnachricht an Mandy und Björn (40), die sofort zum Schulgelände eilten.

„Es war auf dem Schulhof, alle Kinder draußen, haben gespielt. Drei, vier Lehrer standen draußen, haben sich unterhalten, sich mit den Kindern auch beschäftigt“, erinnert sich Max’ Stiefvater. „Und die Schuldirektorin saß auf einer bunten Kiste.“ Er habe die Erzieherin gefragt, ob sich sein Sohn darin befinde. Die Schulleiterin habe das „bejaht“. „Sie saß fröhlich lachend mit wackelnden Beinen auf diese Kiste“, erinnert sich Björn. Ein Schock für ihn und seine Frau.

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Familie hat einen Anwalt eingeschaltet

Björn habe Mandy daraufhin gebeten, die Polizei zu rufen. Für Mandy scheint das Erlebte heute noch schwer zu verarbeiten zu sein. Im Interview mit RTL weint die Mutter, als sie sich an den angeblichen Vorfall erinnert. Keiner hätte geholfen, nur die Mädchen, die sie und ihren Mann kontaktiert hätten. „Gott sein Dank – die Mädels haben es gemacht, wofür sie dann noch böse angegangen wurden von Polizei und Lehrern. (...) Wenn sie es nicht gemacht hätten, hätten wir es nicht erfahren.“

Mittlerweile hat die Familie den Anwalt Björn Schwede eingeschaltet. Das Schulamt habe empfohlen, den Vorfall "mittels eines anwaltlichen Schreibens" dort anzuzeigen, erklärt er. „Die Schulleiterin soll das Kind während der Pause auf dem Schulhof in einer Holzkiste eine Spielzeugkiste eingesperrt haben. Die Kiste ist ungefähr einen Meter breit und ungefähr so hoch wie mein Schreibtisch, ungefähr 80 Zentimeter hoch. Und das über mehrere Minuten“, so der Jurist.

Landesschulamt ermittelt im Fall Max

Psychologin: "Das ist Misshandlung"

Psychologin Nicola Gerlach bewertet das Einsperren eines Kindes in einer Kiste als "Misshandlung".
Psychologin Nicola Gerlach bewertet das Einsperren eines Kindes in einer Kiste als "Misshandlung".
RTL

Was macht so ein Vorfall mit einem Kind, das das Down-Syndrom hat? Im RTL-Interview erklärt die psychologische Psychotherapeutin Nicola Gerlach: „Es ist so, dass er (Anm. d. Red: Max) ein Bedürfnis gezeigt hat, das nicht verstanden wurde. Lehrerinnen, die in der Förderstufe arbeiten, sind in der Regel dafür ausgebildet, dass sie dieses symbolhafte Verhalten verstehen.“

Und weiter: „Wenn ein Kind aufgrund der Symbole, das es zeigt eingesperrt wird, dann ist es in meinen Augen eine Bestrafung und eine Misshandlung des Kindes.“ Das Kind in eine Kiste einzusperren, in der sich das Kind nicht orientieren könne, weil sie dunkel sei, bewertet Gerlach als „sehr brutale pädagogische Methode“.

So wie Nicola Gerlach sehen das auch Max’ Eltern. Sie wollen weiter für ihr „Mäxchen“ kämpfen. Damit sie ihren Sohn irgendwann wieder mit einem guten Gefühl in die Schule schicken können.