Angst vor Riesen-Flutwelle und Atom-Fiasko
Russen sollen Staudamm vermint haben: Cherson droht "historische Katastrophe"

Die Ukraine befürchtet einen beispiellosen Akt russischer Sabotage. Russische Soldaten sollen laut Ukraine-Präsident Selenskyi den Staudamm und Aggregate des Wasserkraftwerk Nowa Kachowka vermint haben. 80 Siedlungen, darunter die Stadt Cherson und ein Atomkraftwerk wären bei einer Sprengung von schweren Überschwemmungen betroffen. Dabei könnte Russland auf eine besonders perfide Taktik zurückgreifen.
Wenn Damm bricht, droht Katastrophe
Die Ukraine und ihr Präsident Wolodymyr Selenskyj sind in großer Sorge vor einer Katastrophe! Geheimdienstinformationen zufolge haben russische Soldaten Teile des Wasserkraftwerks Nowa Kachowka vermint. Der Damm und Aggregate seien präpariert worden, so Selenskyj. „Wenn die russischen Terroristen diesen Damm sprengen, werden mehr als 80 Ortschaften, einschließlich Cherson, im Gebiet einer Flutwelle liegen“, sagte der ukrainische Präsident einer Rede vor dem Europäischen Rat. Mehrere hunderttausend Menschen wären betroffen. Der Nord-Krim-Kanal würde „einfach verschwinden“.
Zudem könnte die Versorgung des Atomkraftwerks Saporischschja mit Kühlwasser unterbrochen werden. Dann würde der Ausfall des Kraftwerks, ein Zusammenbruch der Reaktorkühlung und schlimmstenfalls Kernschmelzen in sechs Reaktoren drohen. Eine Atomkatastrophe gigantischen Ausmaßes! Seit Beginn der russischen Großoffensive im Februar warnt die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) immer wieder vor Unglücken dieser Art an den besetzten Atomkraftwerken.
Russlands Angriffe auf Versorgungsinfrastruktur gehen weiter
Unmittelbare Folgen einer Überflutung der Region wären neben dem lebensbedrohlichen Hochwasser allerdings zunächst ein völliger Zusammenbruch der Wasserversorgung. Kochen, waschen, Trinkwasser: All das wäre für die Menschen in den betroffenen Ortschaften nicht mehr ohne Weiteres greifbar. Russland würde den systematischen Terror auf die Energieversorgung der Ukraine damit fortsetzen. Seit Oktober zerstörten die Angreifer rund 30 Prozent der ukrainischen Energie-Infrastruktur.
Die Ukraine vermutet, dass russischen Soldaten die Sprengung des Wasserkraftwerkes Nowa Kachowka zudem unter falscher Flagge, der ukrainischen, vornehmen könnte. „Russland tut dies, um eine weitere Operation unter falscher Flagge zu organisieren – um einen Terroranschlag durchzuführen und die Ukraine dafür verantwortlich zu machen“, so Präsident Selenskyj. Sicherheitsexperten halten dieses Vorgehen für realistisch. Es wäre eine besonders perfide Taktik. Russland dagegen macht die Ukraine für das verminte Kraftwerk verantwortlich und behauptet, die Ukraine würde es sprengen wollen.
Das Wasserkraftwerk liegt am Fluss Dnipro in der Region Cherson im Südwesten der Ukraine. Derzeit kontrollieren russische Truppen die Region.
(jak)