Nicht nur die Verpflegung auf der Klimakonferenz ist schlicht ein Desaster

RTL-Reporterinnen: "Dieser Klimagipfel verhöhnt seine eigenen Ziele"

Klimakonferenz
Heike Boese (links) und Clara Pfeffer in Scharm e-Scheich
von Clara Pfeffer und Heike Boese

Wie um alles in der Welt konnte man nur auf die Idee kommen, die Weltklimakonferenz COP27 in Scharm e-Scheich auszurichten? Dass so große Treffen mit Tausenden Vertretern aus aller Welt nie klimaneutral sind, muss man wohl hinnehmen, aber dieser Gipfel verhöhnt seine eigenen Ziele. Und das fängt schon mit der Anreise an.

Die meisten der 45.000 COP27-Teilnehmer kommen mit dem Flieger

Klimaaktivistin Luisa Neubauer
Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer auf der Weltklimakonferenz COP27 in Sharm-El-Sheikh.
RTL, RTL, RTL

Ohne das klimaschädliche Flugzeug kommt man nur sehr schwer hierher. Die Alternative mit Bus und Bahn dauert lang, ist teuer und strapaziös. Die deutsche Klimaaktivisten Luisa Neubauer und ihre Mitstreiter haben eine sechstägige Anreise aus Deutschland in Kauf genommen. Sie sind fünf Tage mit der Bahn bis Istanbul gefahren und das letzte Stück geflogen. Viele andere haben ähnliche Touren unternommen, aber die meisten der 45.000 Teilnehmer kommen per Flugzeug nach Ägypten.

Besonders an den ersten beiden Konferenztagen, als die Staats- und Regierungschefs da sind, donnern permanent Jets über den Tagungsort. Nur, um Minuten, nachdem die Passagiere ausgestiegen sind, wieder in die Luft zu gehen. Anders als ein Jahr zuvor in Glasgow wollen die Organisatoren womöglich die Bilder vermeiden, auf denen Dutzende Privat- und Regierungsjets nebeneinander stehen. Also fliegen die Maschinen leer nach Assuan, Hurghada oder Luxor und tags darauf genauso leer zurück, um die Fluggäste wieder aufzunehmen.

Klimagipfel: Draußen schwül, drinnen extrem runtergekühlt

09.11.2022, Ägypten, Scharm el Scheich: Die Teilnehmer treffen zum vierten Tag der UN-Klimakonferenz COP27 ein. Foto: Gehad Hamdy/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
UN-Weltklimakonferenz COP27: Draußen heiß, drinnen kalt
KQ sb, dpa, Gehad Hamdy

Vor Ort kämpfen die Teilnehmer mit Klimafragen anderer Art. Draußen schwüle 28 Grad, die Innenräume extrem runtergekühlt. Wer nicht zwingend in einem der Pavillons, Tagungsräume oder dem Mediencenter sein muss, verabredet sich im Freien, um sich kurz aufzuwärmen. Auf der COP27 friert man in der Wüste.

Wer länger als einen Tag auf dem Gipfel ist, bringt spätestens ab dem zweiten Tag mit, was unfallfrei vom Frühstücksbuffet im Hotel zu transportieren ist. Wasser, Obst, ein paar Nüsse. Die Verpflegung auf der Klimakonferenz ist schlicht ein Desaster. Qualitativ und quantitativ. Vor allem Wasser ist knapp. Witze darüber, dass das in der Wüste nichts Besonderes ist, bleiben einem am trockenen Gaumen kleben.

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Besser klappt die Versorgung mit anderen Erfrischungsgetränken, vor allem denen von Coca-Cola. Der amerikanische Getränkeriese sponsert den Gipfel, was Klimaaktivisten und Teilnehmer gleichermaßen empört. Auch RTL-Klimareporterin Clara Pfeffer sieht das sehr kritisch: „Das ist keine gute Botschaft. Coca-Cola ist nun mal einer der größten Plastikverschmutzer der Welt.

Die einzige Hoffnung, die ich habe, ist, dass dadurch Druck auf das Unternehmen ausgeübt wird. Denn, wenn man ehrlich ist, brauchen wir Unternehmen wie Coca-Cola im Klimakampf.“ Und auch die Verpflegung kann Clara nur mit einem Kopfschütteln kommentieren. Viel zu wenig, viel zu teuer.

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Wer mindestens eine halbe Stunde an einem der wenigen Stände ausgeharrt hat, kann wählen zwischen einem Sandwich mit Thunfisch oder einem mit Lachs. Vegetarische oder gar vegane Varianten: Fehlanzeige. Clara Pfeffer: „Es wäre so einfach in einem Land wie Ägypten, wo es das beste Falafel und Hummus gibt. Wirklich schade, dass es überhaupt kein regionales und saisonales Essen gibt.“

Selbst Kritiker sagen, dass Mammuttreffen dieser Art durchaus ihre Berechtigung haben. Hier werden – im besten Fall – Klimaziele für die nahe Zukunft formuliert, die für die meisten Staaten der Welt bindend sind. Die Frage ist nur, wo und unter welchen Bedingungen treffen sich die Teilnehmer. Die Weltklimakonferenz 2023 findet übrigens in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Durchschnittstemperatur Anfang November: 30 Grad.

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