Champions-League-Trainer kämpft für Ukraine

Real-Madrid-Bezwinger Vernydub zieht in den Krieg: "Ich habe keine Angst"

 Rueda de prensa del Sheriff Tiraspol antes del partido de Liga de Campeones ante el Real Madrid. En la imagen, Yuriy Vernydub. press conference, PK, Pressekonferenz of Sheriff Tiraspo before the Champions League match against Real Madrid. In this picture, Yuriy Vernydub. PUBLICATIONxNOTxINxESP
Vom Trainingsplatz an die Front: Sheriff-Coach Yuriy Vernydub
www.imago-images.de, imago images/Marca, FOTO CHEMA REY via www.imago-images.de

Mit Kämpfen gegen übermächtige Gegner kennt Yuriy Vernydub sich aus. Im September gelang dem ukrainischen Trainer eine Sensation: Mit Sheriff Tiraspol aus Transnistrien/Moldau bezwang Vernydub in der Champions-League-Gruppenphase Real Madrid mit 2:1. Doch in dem Kampf, dem sich der 56-Jährige jetzt stellt geht es um mehr – am Ende um Leben und Tod. Vernydub, der einst in der 2. Bundesliga für den Chemnitzer FC auflief, hat dem Fußball vorerst den Rücken gekehrt und ist für sein Heimatland in den Krieg gezogen.

"Ich bin bereit. Immer. Jederzeit."

"Ich habe kein Problem damit, Feuerwaffen zu benutzen. Ich weiß, wie das geht", schrieb Wernydub am Freitag in einem Beitrag für die BBC. Über seine genaue Rolle in der Armee dürfe er keine Auskunft geben, nur so viel: "Noch habe ich meine Waffe nicht benutzt. Aber ich bin bereit. Immer. Jederzeit."

Als der Krieg vor einer Woche ausbrach, war Wernydub gerade in Portugal, Sheriff spielte in der Europa League beim SC Braga. "Mein Sohn rief mich morgens um 4.30 Uhr an und erzählte, dass Russland uns angegriffen hat. Ich wusste, sofort, dass ich in die Ukraine zurückkehren und kämpfen würde", schreibt der Trainer in seinem Gastbeitrag, mit dem er einen Bericht des ukrainische Sportportals "Zorya Londonsk" bestätigte.

„Zorya Londonsk" hatte Anfang der Woche ein Foto veröffentlich, das Vernydub umgeben von zwei Kameraden zeigt. "Sheriff Tiraspols Trainer Yuriy Vernydub ist bereit! Er besiegte Real Madrid im Herbst. Jetzt ist er auch bei der Territorialverteidigung dabei", schrieb "Zorya Londonsk".

Familie konnte ihn nicht aufhalten

Vernydub, der in der Saison 1993/94 für Chemnitz sieben Zweitligaspiele absolvierte, ließ sich auch von seiner Familie nicht aufhalten, obwohl "meine Frau, meine Kinder und meine Enkel versucht haben, mich zu stoppen“, so Wernydub. „Aber meine Frau kennt meinen Charakter. Wenn ich eine Entscheidung treffe, ändere ich diese nicht mehr."

Angst habe er keine, auch weil er viel Unterstützung erhalten habe. Sheriff habe am Wochenende auch ohne ihn 1:0 gegen Milsami gewonnen und die Tabellenführung gefestigt. "Einige Spieler haben mich angerufen, einige Trainer auch. Sie haben mich ermutigt", schrieb Vernydub. Derzeit befinde er sich "nicht weit von dem Konflikt" entfernt.

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"Ich hoffe, dass dieser Krieg nicht zu lange dauern wird"

Zweifel an einem Sieg der Ukraine habe er nicht. "Ich kann an nichts anderes denken. Frieden wird es nur geben, wenn wir gewinnen", schrieb er. Noch vor wenigen Monaten, beim Sieg über Real Madrid, habe er sich eine solche Situation nicht vorstellen können. Zuletzt seien die Sorgen aber immer größer geworden.

Und der Fußball? Irgendwann will Vernydub wieder auf seinen Trainerstuhl zurückkehren. "Der Gedanke daran motiviert mich. Fußball ist mein Leben. Ich hoffe, dass dieser Krieg nicht zu lange dauern wird", schrieb er: "Ich bin sicher, dass ich wieder als Trainer arbeiten und Pokale gewinnen werde." (wwi/sid)