Keine 24 Stunden nach Kontakt kamen die Symptome

"Kehle wie zugeschnürt": Junge Frau warnt vor Eichenprozessionsspinner

Allergische Reaktion nach Eichenprozessionsspinner.
Sophie G. kam im Frühjahr 2022 beim Waldspaziergang mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners in Berührung. Die Folge: eine heftige allergische Reaktion.
dpa / Sophie G. (Privat)
von Vera Dünnwald

Laue Abende im Park, am Wochenende ein ausgiebiger Spaziergang im Wald, Grillen mit Freunden auf der Wiese – dass sich aus der Freude über den Frühling ein Horror-Szenario entwickeln könnte und plötzlich die eigene Gesundheit auf dem Spiel stehen würde, darauf wäre die damals 23-jährige Sophie G. aus Mittelhessen nicht gekommen. Im Frühjahr 2022 kam sie mit dem Eichenprozessionsspinner in Berührung – eine Begegnung mit dramatischen Folgen. Damals erzählte sie RTL ihre Geschichte.

Sophie kommt mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners in Berührung

Was war passiert? „Am Freitagabend war ich mit meinem Freund und mit meinen Eltern im Wald unterwegs. Wir wohnen eher ländlich, deswegen ist es immer sehr schön, dort mit den Hunden spazieren zu gehen. Weil mein Freund und mein Vater einen eher abenteuerlichen, steileren Weg gehen wollten und wir darauf keine Lust hatten, haben meine Mutter und ich uns für einen längeren Umweg entschieden. Und dort muss es dann passiert sein“, erzählte Sophie im Gespräch mit RTL im Mai 2022. Sie habe die Äste aus dem Weg gedrückt, damit ihre Mutter hinter ihr her gehen konnte. Diese nette Geste sollte sich keine 24 Stunden später als Fehler erweisen.

„Nach dem Spaziergang war eigentlich alles unauffällig und ruhig, ich war samstags sogar noch unterwegs. Doch dann hab ich auf einmal Pusteln und Quaddeln am Körper bekommen, die sehr geschmerzt haben und kurz darauf sogar zu richtigen Blasen wurden. Das Ganze hat angefangen zu jucken und zu brennen; es war die Hölle.“ Weil Sophie allergisch gegen Pollen, Gräser, Bienen und Wespen ist, habe sie sich zunächst nicht viel dabei gedacht. „Ich habe öfter mit allergischen Reaktionen zu kämpfen. Meine Stimme bleibt sogar manchmal weg. Das war dieses Mal auch der Fall, aber ich dachte halt, dass es schon nicht so schlimm sein wird und sich von alleine wieder beruhigt.“

Pusteln am Körper, im Rachen und in der Nase

Doch eine Sache verunsicherte sie: „Plötzlich fing auch mein Hals an wehzutun und es bildeten sich Pusteln im Mundbereich und im Rachen. Sogar in der Nase hatte ich welche. Das hat sich angefühlt, als ob mir die Kehle zugeschnürt wird – und da hab ich schon ein bisschen Panik bekommen, so etwas kannte ich nicht.“ Auch am nächsten Morgen war die Situation fast unverändert. „Wir haben uns dann mal meine Klamotten vom Spaziergang genauer angeguckt, weil wir überzeugt davon waren, dass da irgendetwas dran sein musste. Als ich die Kleidung dann erneut angefasst habe, kam wirklich sofort ein neuer Ausschlag“, so die Verwaltungsangestellte.

Sie fasste den Entschluss, nach Gießen ins Krankenhaus zu fahren. Ein Arzt bestätigte ihr den Kontakt mit dem gefährlichen Eichenprozessionsspinner – einer Schmetterlingsart, deren Brennhaare leicht abbrechen, auf Spaziergänger und Radler herabfallen und solche allergischen Reaktionen auslösen können. Die Hochphase des Eichenprozessionsspinners sind die Wochen von Ende Mai bis Juni, da werden die meisten Brennhaare der Raupen aus den Nestern geweht und über die Luft verteilt.

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Heftige Reaktion: Arzt warnt vor weiterer Begegnung mit dem Eichenprozessionsspinner

Sophie nach Begegnung mit Eichenprozessionsspinner.
Nach der Berührung mit dem Eichenprozessionsspinner musste Sophie einen Verband tragen
Sophie G. /(Privat)

Am Montag ging sie noch einmal beim Hausarzt, der warnte sie vor einem weiteren Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner: „Er hat mir erklärt, dass der Eichenprozessionsspinner aktuell Hochsaison hat und dass ich aufpassen soll, denn der zweite Kontakt wäre meist noch schlimmer. Wenn so etwas nochmal passiert, könnte es bei mir sogar bis zu einem anaphylaktischen Schock kommen, denn ich habe laut ihm hochallergisch auf die Brennhaare reagiert.“

Wie es danach für Sophie weiterging? Im Mai 2022 erzählte sie: „Ich habe ein paar Tage lang täglich hohe Dosen Cortison sowie einen Epipen bekommen. Meine Arme müssen regelmäßig mit Salbe eingeschmiert werden und befinden sich die meiste Zeit im Verband. Der Juckreiz macht mich fast wahnsinnig und ist wirklich furchtbar. Es brennt auch sofort, wenn Luft, Sonne oder Wasser dran kommen, denn teilweise habe ich ja noch immer offene Blasen.“

Mit ihrer Geschichte wollte Sophie Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer und Co. warnen und Bewusstsein für die Begegnung mit dem Eichenprozessionsspinner schaffen: „Es geht schnell, man bemerkt erst nichts – doch es kann wirklich etwas passieren. Ich bin erwachsen – aber ich will mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn ein Kind das durchmachen muss, was ich gerade durchmache. Und auch für Hunde kann es gefährlich werden.“

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Das hat es mit dem Eichenprozessionsspinner auf sich - und was Sie tun können

Das gefährliche am Eichenprozessionsspinner (EPS) sind seine Brennhaare – die sind von innen hohl und enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Die Härchen der Raupe brechen schnell ab, werden über die Luft transportiert und möglicherweise eingeatmet. Sie sind an der Außenseite mit Widerhaken versehen, mit denen sie sich an der Haut oder in den Schleimhäuten festsetzen können.

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Die dadurch entstehenden allergischen Reaktionen können sich als Ausschläge, leichte Schwellungen, starker Juckreiz und Brennen äußern. Aber auch stärkere Reaktionen sind bei manchen Menschen möglich, etwa die Bildung von Quaddeln. Werden die Haare eingeatmet, kann das Bronchitis, schmerzhaften Husten und Asthma verursachen.

Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündungen sind Begleiterscheinungen, in Einzelfällen sind sogar allergische Schockreaktionen möglich. Bei schweren Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Bei Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner hilft im Notfall folgendes:

  • Bei kleineren Reaktionen Lotionen oder Gels auftragen, die auch bei Mückenstichen zum Einsatz kommen.

  • Befallene Gebiete vermeiden und stets lange Kleidung tragen.

  • Getragene Kleidung schnell wechseln und waschen.

  • Die Kleidung getrennt von anderer Wäsche waschen.

  • Vor dem Waschen eine Kleiderbürste oder Fusselrolle nutzen.

Dieser Artikel erschien in einer ersten Version bereits am 23.5.2022 bei RTL.de.