Prozess wegen sexuellen Missbrauchs und KindesentführungAls Maria Henselmanns 15 wurde, wollte Bernhard H. keinen Sex mehr

Fünf Jahre lang war der heute 58-jährige Bernhard H. aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen mit einem 40 Jahre jüngeren Mädchen nach Sizilien abgehauen. Letzten Sommer kehrte Maria Henselmann zurück. Nun beginnt der Prozess gegen den langjährigen Begleiter des Mädchens. Er muss sich vor dem Landgericht Freiburg verantworten. Das Video zeigt die erste Begegnung nach der Flucht von Maria aus der gemeinsamen Wohnung in Sizilien.

Bernhard H. weint vor Gericht

Im RTL-Interview erzählte Maria vor dem Prozesstag, dass sie ihm gegenüber vor Gericht nicht zerrissen wirken möchte, um ihm nicht die Genugtuung zu geben. Nun steht sie das erste Mal seit ihrer Flucht dem Mann vor Gericht gegenüber, der sie gepeinigt hat.

Bernhard H. kam zu spät zum Gerichtstermin und wurde von Polizisten in den Gerichtssaal gebracht, sein Gesicht deckte er mit einem Aktenordner ab. Maria senkte ihren Kopf und versuchte, den Blickkontakt zu vermeiden. Der Angeklagte weinte hinter dem Aktenordner.

Die Anklage lautet: Kindesentführung und sexueller Missbrauch. Bernhard H. soll im Mai 2013 mit der damals 13-jährigen Maria Henselmann ins Ausland gegangen sein. Ihre Eltern wussten von nichts. Bernhard H. soll das Mädchen in mehr als 100 Fällen sexuell missbraucht haben.

Bernhard H. nahm unter dem Nicknamen "Karlchen" Kontakt mit Maria Henselmann auf

Bernhard H. nahm unter dem Nicknamen "Karlchen" Kontakt mit dem jungen Mädchen auf. Das Alter von Maria Henselmann sei ihm damals bekannt gewesen, so die Anklageschrift weiter: Er schickte ihr damals Nacktbilder von sich und gab vor, sie zu lieben und mit ihr eine Familie gründen zu wollen. Seit 2012 trafen sich die beiden heimlich in Freiburg. Dabei kam es auch zum sexuellen Kontakt und Geschlechtsverkehr. Bernhard H. habe Druck ausgeübt und sie gegen ihren erkennbaren Willen zu sexuellen Handlungen genötigt, ist die Staatsanwaltschaft überzeugt.

Maria befürchtete anfangs sogar, schwanger zu sein. Aus Angst, dass die ihre Mutter das herausbekommt, flüchteten beide aus Freiburg nach Polen. Von dort aus reisten sie durch Slowenien nach Italien und vermieden Großstädte. Während der Reise sollen die beiden bis zu zwei Mal wöchentlich Sex gehabt haben. Nach Marias 15. Geburtstag hatten die beiden keinen Sex mehr. Bernhard H. soll wegen ihres Alters das Interesse verloren haben. Er wollte aber weiterhin die Beziehung dominieren. Maria liefen beim Thema Sex die Tränen, wie RTL-Reporter erfuhren.

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Bernhard H. drohen bis zu zehn Jahre Haft

Während der Verlesung der Anklage las Bernhard H. alles mit und schüttelte immer wieder den Kopf. Der Angeklagte räumte ein, mit Maria untergetaucht zu sein. Für seine Aussagen zu den Vorwürfen der Anklage wurde die Öffentlichkeit wegen seiner Persönlichkeitsrechte ausgeschlossen. Sein Verteidiger wollte sich Medien gegenüber am Mittwoch nicht äußern. Dem Angeklagten Bernhard H. drohen bis zu zehn Jahre Haft. Für den Strafprozess sind sieben Verhandlungstage geplant. Ein Urteil soll es Ende Juni geben.

Maria verschwand aus der gemeinsamen Wohnung in Sizilien und kehrte zu ihrer Mutter zurück

Der Angeklagte war im September letzten Jahres in Italien festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert worden. Seitdem sitzt er in U-Haft. Maria war zuvor zu ihrer Mutter nach Freiburg zurückgekehrt und hatte bei der Polizei ausgesagt. Maria erzählte, dass sie mit dem 40 Jahre älteren Mann durch Europa gereist war und die letzten zwei Jahre in einer Wohnung auf Sizilien gelebt hatte. Die Polizei hatte den Mann mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Weltweit gingen die Beamten mehr als 1.000 Hinweisen nach.