Prozess um Horror-Crash in Bad Langensalza mit sieben Toten

Angehörige zwingen Andre H., den Unfallopfern ins Gesicht zu schauen

Mutmaßlicher Unfallfahrer Andre H. vor Gericht
Andre H. soll den schweren Unfall in Bad Langensalza verursacht haben, bei dem sieben Menschen starben.
RTL
von Johanna Grewer und Titus Lang

Er soll sieben Menschen auf dem Gewissen haben...
Im Gerichtssaal muss Andre H. (35) in ihre Gesichter sehen, denn die Angehörigen haben Fotos der Opfer mitgebracht und aufgestellt. Der 35-Jährige hält den Kopf gesenkt oder schaut angestrengt zur Seite, als er mit seinem Anwalt den Gerichtssaal betritt und gegenüber von den Menschen Platz nimmt, deren Leben er am 1. April 2023 zerstört haben soll.
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ARCHIV - 01.04.2023, Thüringen, Bad Langensalza: Ein ausgebrannter Pkw und ein weiteres verunfalltes Fahrzeug stehen an der Unfallstelle auf der B247. (zu dpa: «Angeklagter räumt Vorwürfe nach Unfall mit sieben Toten ein») Foto: Silvio Dietzel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Mehrere Tote nach schwerem Unfall im Norden Thüringens
dpa, Silvio Dietzel

Bilder der Toten stehen auf dem Tisch der Nebenklage

Ohne Führerschein und mit 1,3 Promille im Blut soll Andre H. im April 2023 einen fürchterlichen Crash auf einer Landstraße bei Bad Langensalza verursacht haben. Jetzt steht er wegen Fahrlässiger Tötung in Mühlhausen vor Gericht.

Auch Angehörige der sieben Todesopfer sind zum Prozess gekommen. Äußern möchten sie sich zum Prozessauftakt nicht, aber ihren Schmerz kann sich trotzdem jeder im Saal ausmalen. Wortlos blicken sie in die Kameras der anwesenden Pressevertreter, teilweise halten sie sich an den Händen. Die Bilderrahmen mit lachenden jungen Menschen vor ihnen auf den Tischen machen ihre Botschaft klar: Wir sind hier für die Menschen, die nicht mehr sprechen können, weil sie durch den Unfall brutal aus dem Leben gerissen wurden.

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Angehöriger der Opfer von Bad Langensalza
Beim Prozess um den Unfall in Bad Langensalza haben die Angehörigen im Gerichtssaal Fotos der Todesopfer aufgestellt.
RTL

Angeklagter gesteht alle Vorwürfe vor Gericht

Der Verhandlungssaal ist klein und überfüllt. Der Angeklagte versucht, alle Blicke zu meiden und lässt seinen Verteidiger sprechen. Zwischendurch antwortet Andre H. kurz auf Fragen: Er könne sich nicht mehr an den Unfall erinnern. Dieser sei ganz aus seinem Gedächtnis gelöscht. Er gestehe die Vorwürfe, sagt er mit sehr leiser, gedrückter Stimme.

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Urteil gegen Andre H. könnte noch im Februar fallen

Andre H. soll bei dem Unfall in den Gegenverkehr geraten und mit zwei anderen Autos zusammengestoßen sein. In einem davon saßen fünf 19-jährige Freunde – sie alle hatten keine Chance. Ihr Wagen ging sofort in Flammen auf und die fünf jungen Leute verbrannten. Genau wie der 60 Jahre alte Fahrer des anderen Autos, in das Andre H. krachte. Das siebte Todesopfer – ein 44-jähriger Mann – saß im Wagen des Unfallverursachers. Der Angeklagte selbst wurde bei dem Crash lebensgefährlich verletzt, überlebte aber. Ein Urteil könnte schon am 16. Februar fallen, wie ein Gerichtssprecher auf RTL-Anfrage mitteilte. (mit dpa)

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