Prozess wegen versuchten Totschlags
Ehefrau nach Autobahn-Unfall mit Schraubenzieher attackiert – sie überlebt nur knapp

Petik A. (36) zieht auf einer dreispurigen Autobahn von der linken Spur nach ganz rechts. Dort kracht er mit mindestens 140 km/h in einen Lkw – und geht dann mit einem Schraubenzieher auf seine Ehefrau (26) auf dem Beifahrersitz los und würgt sie. Jetzt steht er wegen versuchten Totschlags vor Gericht.
A1 bei Wuppertal: Zeugen eilten Beifahrerin zur Hilfe
Für die Ermittler war schnell klar, dass es sich um keinen gewöhnlichen Unfall handelt. Zeugen hatten laut Polizei gesehen, wie der Fahrer seine Begleiterin auf dem Beifahrersitz würgte und biss und eilten ihr zur Hilfe. Sie zogen die Frau aus dem Wagen, die schwer verletzt ins Krankenhaus kam. In Lebensgefahr schwebte sie nicht.
Beifahrerin überlebte Angriff mit Schraubenzieher wohl nur knapp
Zum Auftakt des Prozesses am Wuppertaler Landgericht am Montag kam heraus: Die Beifahrerin überlebte den Angriff am 14. Februar wohl nur knapp – weil der Schraubenzieher, mit dem Petik A. sie angriff, nicht in ihren Hals eindrang. Ansonsten hätte die Hauptschlagader der 26-Jährigen Schaden nehmen und sie verbluten können, erklärte eine medizinische Gutachterin. Es hätten auch ihre Luftröhren beschädigt werden und sie Atemnot bekommen können. Das Opfer habe verhältnismäßig wenige Verletzungen erlitten.
Außerdem hatte die Frau wohl Glück, dass sie eine dicke Daunenjacke trug. Die Medizinerin erkannte keine Anzeichen dafür, dass sie gewürgt wurde – dabei hatte die Beifahrerin berichtet, dadurch fast bewusstlos geworden zu sein.
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Ehefrau nach Unfall auf A1 gewürgt und gebissen: Petik A. spuckte Hautfetzen aus
Die 26-Jährige, die nach eigenen Angaben mit Petik A. kirchlich verheiratet ist und zwei Kinder mit ihm hat, will im Prozess offenbar nicht aussagen. Doch die Richterin schilderte am Montag, was die Frau bei ihr ausgesagt hatte. Demnach sah Petik A. seine Frau nach dem Aufprall auf den Lkw an, löste seinen Gurt, beugte sich zu ihr rüber und nahm sie in den Schwitzkasten. Sie wehrte sich, indem sie ihm auf die Hoden schlug; daraufhin löste er seinen Griff.
Dann würgte er sie erneut – und griff nach einem Schraubenzieher in der Mittelkonsole. Mit dem Werkzeug stach Petik A. seiner Ehefrau zweimal in den Hals und biss sie in den Hals. Sie hatte den Eindruck, dass er ihre Arterie durchbeißen wollte. Petik A. spuckte dem Opfer zufolge sogar Hautfetzten aus.
In den Wochen vor der Tat habe Petik A. zunehmend geglaubt, verfolgt zu werden, sagte die 26-Jährige der Richterin. Er sei davon ausgegangen, abgehört zu werden und habe eine Verschwörung gegen sich vermutet, an der sogar Freunde und Eltern beteiligt sein sollten. Kurz vor dem Unfall sei die Stimmung im Auto noch gut gewesen, dann aber gekippt. Petik A. habe ihr unter anderem gesagt, wenn er sterbe, würde auch sie sterben.
Angeklagtem droht geschlossene Psychiatrie
Der Angreifer kam in Untersuchungshaft, im Verfahren geht es jedoch nicht um eine Gefängnisstrafe. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Petik A. zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war. "Eine fachärztliche Untersuchung hat ergeben, dass er unter einer wahnhaften Störung leidet, sagt Staatsanwalt Patrick Penders zu RTL. "Wir sehen darin das Motiv für die Tat."
Deshalb hat die Staatsanwaltschaft ein sogenanntes Sicherungsverfahren angestrengt: Falls das Gericht feststellt, dass der 36-Jährige gefährlich ist, dürfte er auf unbestimmte Zeit in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden. Ein Urteil soll Ende August fallen.