Auch an eigener Tochter verging sich Michael W.Sex-Täter macht sich über Mütter an ihre Kinder ran: Jetzt sprechen seine Opfer

von Frank Vacik und Nina Büchs

Er verging sich an Kindern, zog nach seiner Haft in ein anderes Bundsland und schlug nun angeblich erneut zu!
Kommt der Sex-Täter Michael W. (54) nun nie mehr aus dem Knast raus? Das erhoffen sich seine Opfer – zuletzt sollen es laut Anklage vier minderjährige Jungen im Alter zwischen elf und 15 Jahren gewesen sein. Die Akte des bereits vorbestraften Sexualstraftäters, der nun erneut wegen 28 Fällen von sexuellen Missbrauchs angeklagt ist, schockiert zutiefst. RTL war beim Gerichtsprozess dabei.
Im RTL-Interview sprechen die Opfer und ihre Angehörigen über die perfide Masche des Angeklagten und die Taten, für die er angeklagt ist. Mehr dazu im Video!

Michael W.: Er saß sechs Jahre im Knast, nun soll er erneut Kinder missbraucht haben!

Dennis S. spricht im Interview über seinen Kontakt mit Michael W. und den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch.
Dennis S. soll ebenfalls von Michael W. missbraucht worden sein.
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Es sind schockierende Details über die Vorgehensweise von Michael W., die im Gerichtsprozess offengelegt werden: Michael W. soll sich als freundlicher und hilfsbereiter Nachbar ausgegeben und das Vertrauen der Mütter erschlichen haben, um an ihre Kinder heranzukommen. Dann soll er die Kinder sexuell missbraucht haben. Passiert ist dies zuletzt offenbar auch Dennis S. Er und seine Mutter schildern im RTL-Interview, wie sie den Angeklagten kennenlernten und wie es zu den widerwärtigen Taten gekommen sein soll.

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„Mein Sohn hat ihn auf dem Spielplatz kennengelernt und ein paar Tage später hat er mich angerufen, weil ich einen Unfall hatte. Da war ich nicht so beweglich und er hat angeboten, mich zum Arzt und zum Einkaufen zu fahren“, erzählt Silke S., die Mutter von Dennis. Michael W. lebte in der Nachbarschaft, der Kontakt wurde enger – irgendwann soll er zum Kaffee oder zum Mittagessen vorbeigekommen sein. Silke S. war froh um die Hilfe, Verdacht habe sie damals nicht geschöpft.

Sex-Täter Michael W.: Kinder sollen ihn befriedigt haben

Von dem, was ihrem Sohn widerfahren sein soll, wenn er mit seinen Freunden bei Michael W. ist, erfährt seine Mutter zunächst nichts. Tatsächlich kam es damals häufiger vor, dass Dennis mit seinen Kumpels W. in seiner Wohnung besuchte. Als die Jungen bei ihm übernachteten, soll W. dann zur Tat geschritten sein – die Kinder sollten ihn anfassen, so der Vorwurf.

Was Dennis im RTL-Interview detailliert schildert, ist so grausam, dass wir es an der Stelle nicht wiedergeben wollen. Klar wird: Der mutmaßliche Sex-Täter, der sich auch an ihm vergangen haben soll – soll nichts unversucht gelassen haben, um sich selbst zu befriedigen.

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Sexueller Missbrauch: Mutmaßlicher Täter soll Kindern gedroht haben, ihnen ihre Eltern wegzunehmen

Jemandem anvertraut haben sich die Jungen damals nicht – denn W. hielt sie laut Dennis Aussage offenbar mit einer bösen Erpressung in Schach. „Er hat uns gesagt, dass wenn wir irgendwas Falsches machen oder wenn wir irgendjemandem etwas sagen, dass er uns dann unsere Eltern wegnehmen wird mit dem Jugendamt. Und deshalb haben wir uns gedacht, dann machen wir das lieber, anstatt unsere Eltern zu verlieren. Zudem soll er die Kinder belohnt haben – mit Ausflügen, Essen, Trinken, der Möglichkeit seine Spielkonsole zu nutzen, und mit vermeintlichen Partys im Anschluss an die Taten.

Sex-Täter erneut vor Gericht: Michael W. saß zuvor bereits sechs Jahre im Knast

Was Dennis S. und seine Mutter damals noch nicht wissen: Michael W. ist vorbestraft – sechs Jahre saß er damals wegen sexuellem Missbrauchs an Kindern eine Haftstrafe ab. Vor dieser Strafe verhängte die Justiz immer wieder Bewährungsstrafen gegen ihn, ebenfalls wegen sexuellen Straftaten. Nach seiner Haftstrafe zog W. dann in ein anderes Bundesland – nach Thüringen. Dort soll er seine perfide Masche nun fortgesetzt haben.

Frühere Missbrauchsopfer im Gerichtsprozess ebenfalls dabei – W. missbrauchte sogar eigene Tochter

Im Gerichtssaal wird ihm nun der Prozess gemacht. Ruhig sitzt der kahlköpfige, kräftige Mann auf der Anklagebank, zeigt sein Gesicht. Sein Verteidiger versucht, ihm die Aktenmappe vor den Kopf zu halten – doch W. schiebt sie weg. Er zeigt sich den Prozessbeteiligten, will die Taten gestehen, sagt der 54-Jährige.

Sichtlich aufgelöst ist W.’s Tochter Sharon, die ebenfalls zum Prozess angereist ist. Heute ist sie 17 Jahre alt, damals wurde sie als Sechsjährig von ihrem eigenen Vater missbraucht. 2016 zeigte sie ihn an. An ihrer Seite: Ihre Mutter Stefanie, sie lebte zehn Jahre mit W. zusammen. Immer wieder wischt sich die Tochter im Gerichtssaal Tränen aus den Augen. „Sie hat damit zu kämpfen. Es ist ja eigentlich ihr Vater und dass er sowas macht und auch mit ihr gemacht hat, ich sage mal, es ist halt dreifach so schwer“, sagt ihre Mutter im Gespräch mit RTL-Reporter Frank Vacik.

Missbrauchsopfer Angelina reist ebenfalls zum Prozess an

Missbrauchsopfer Angelina ist ebenfalls beim Prozess dabei - sie will mit den Taten abschließen.
Missbrauchsopfer Angelina W. ist ebenfalls beim Prozess in Thüringen dabei - sie will zeigen, dass Michael W. sie nicht zerstört hat.
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Neben W’s Ex-Frau und seiner Tochter sitzt auch die heute 22-jährige Angelina. Michael W. hat für die damals 11-Jährige eine Art väterliche Rolle eingenommen, sich ihr Vertrauen so erschlichen und sie über Jahre hinweg sexuell missbraucht. Im RTL-Interview spricht sie gefasst über ihre Tortur. Sie geht auch heute, 10 Jahre später, noch zur Therapie.

2014 zeigt sie Michael W. an, nachdem sie sich zuerst einer Freundin und dann einem Schulpsychologen anvertraut hatte. Ihre Mutter wird damals in die Schule zitiert, dort erzählt Angelina es ihr. Es kommt zu einem Gerichtsverfahren, Michael W. wird sechs Jahre weggesperrt. Dass W. nun angeblich erneut Kinder missbraucht haben soll – für Angelina ein Schock. „Es war mir, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Ich war erstmal am ganzen Körper am Zittern und konnte es gar nicht so glauben“, schildert sie.

Sicherheitsverwahrung für Michael W.?

Auch W.‘s Ex-Frau Stefanie ist schockiert darüber, dass W. Kinder angeblich wieder rückfällig geworden sein soll. Der Justiz macht sie deshalb große Vorwürfe, sie fordert eine härtere Bestrafung und härtere Bewährungsstrafen – mehr Kontrolle. „So konnte er halt auch weitermachen wie vorher. Das finde ich nicht richtig, man muss Straftätern hinterher sein“, sagt sie.

Das Verfahren rund um die neuen Aklagepunkte dauert an – wann mit einem Urteil zu rechnen ist, ist noch unklar. Die Familien wünschen sich nach einer möglichen Verurteilung auch eine Sicherungsverwahrung. Das könnte bedeuten, er muss auch nach seiner abgesessenen Haftstrafe im Gefängnis bleiben. Für seine Opfer und mögliche weitere Kinder wäre das ein wünschenswertes Ergebnis.