Piotr Specht erzählt uns seine Geschichte

Piotrs Eltern beschimpften ihn als „Schwuchtel“ - dann verließ er Polen

Händchenhaltend mit einem anderen Mann durch Polen laufen? Das käme für Piotr Specht nicht in Frage. Sein Heimatland schneidet beim Thema Rechte von queeren Menschen am schlechtesten in Europa ab. Und das erfuhr er auch als Teenager am eigenen Leib, in seiner eigenen Familie.
Dass Piotr als schwuler Mann jetzt offen seine Liebe lebt, seinen Freund inzwischen sogar geheiratet hat, können seine Eltern nicht verstehen. Es kommt zum endgültigen Bruch. Im Video erzählt Piotr Specht seine ganze Geschichte.

Nur seine Oma steht noch zu ihm - so wie Piotr ist

"Als ich denen (Anm.: meinen Eltern) das gesagt habe, haben die erstaunt geguckt, waren erstmal sprachlos. Dann haben sie mich fast schon beschimpft, also Worte wie ,Schwuchtel’ kamen dann. Das war am Abend, von daher haben sie mir Handy und Laptop weggenommen, dann kam die Nacht. Am nächsten Morgen haben sie mich geweckt und beschimpft."

Piotr ist damals 17, seine Eltern machen Druck. Am Tag seines 18. Geburtstags bricht er endgültig mit seinen Eltern und kommt nach Deutschland. Hier hatte die Familie ein paar Jahre gelebt, hier hatte er sich auch in seinen jetzigen Mann verliebt. In Hamburg fühlt er sich frei, kann sein, wie er ist. Vier Mal im Jahr besucht er seine Oma in Polen, die steht zu ihm.

In Warschau fällt ihm immer wieder auf, dass es dort anders ist: "In Polen hat man das Gefühl man wird beobachtet. Man kriegt einen schiefen Blick, man würde nicht händchenhaltend durch die Straße laufen. Es ist schon anders. Man verstellt sich...", erzählt er.

Doch auch in Deutschland ist noch einiges zu tun. Im Ranking beim Thema Rechte von queeren Menschen liegen wir mit Platz 15 im oberen Drittel. Am schlechtesten schneidet Polen ab, gefolgt von Russland, der Türkei und Aserbaidschan.

Sven Lehmann ist Queer-Beauftragter der Bundesregierung. Er bemängelt, dass in Deutschland nicht überall gleich viel Akzeptanz herrscht. Der gesellschaftliche Weg in Deutschland ist noch weit. Eine aktuelle Forsa-Studie zeigt zum Beispiel: 44 Prozent der Deutschen würden ihr eigenes Kind nicht dabei unterstützen entsprechend seiner sexuellen Orientierung zu leben. Es gibt also auch hier noch einiges zu tun. (eku/chs)

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