Ines R. tötete in einem Pflegeheim vier Menschen
Todespflegerin von Potsdam über Vierfach-Mord: „Meine dunkle Seite kam hervor“
Potsdam: Gericht verurteilt Ines R. zu langer Haftstrafe
Im April griff Ines R. in einem Behindertenwohnheim vier wehrlose Bewohner an und schnitt ihnen die Kehle durch. Am Mittwoch wurde die 52-Jährige zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Sie selbst spricht von einer „dunklen Seite“, die hervorkam. Eine Gutachterin glaubt, die Pflegerin werde weiter töten wollen.
Ines R. sollte sich alleine um zehn schwerstbehinderte Menschen kümmern
Es ist eine Tat, die fassungslos macht. Die Kaltblütigkeit und Erbarmungslosigkeit mit der Ines R. vorging, als sie vier Bewohnern in ihrer Pflegeeinrichtung das Leben nahm, ist erschreckend.
Ines R. fühlte sich überlastet und nicht ausreichend unterstützt, als sich die Pflegerin im April allein um zehn schwerstbehinderte Patienten kümmern sollte. Ihre Wut ließ sie ausgerechnet an den Menschen aus, die sie eigentlich unterstützen sollte.
Potsdam: Pflegerin tötete vier Patienten mit einem Messer
Die 52-Jährige würgte zwei ihrer Patienten, Christian S. und Martina W. - als sie das Gefühl bekam, dass S. sie auslachte, holte sie ein Messer aus ihrer Tasche und tötete ihn sowie drei weitere Patienten. Eine Frau überlebte schwerverletzt. Einem Kollegen sagte sie kurz zuvor noch, sie gehe „nur kurz Kippen holen.“
Nachdem sie vier Bewohner in dem Behindertenwohnheim getötet hatte, fuhr Ines R. nach Hause, wo sie die Tat ihrem Mann aus freien Stücken gestand. Dieser rief sofort in der Einrichtung an – von den schrecklichen Taten hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand etwas gemerkt.
Hör-Empfehlung zur Todespflegerin von Potsdam: Crime and the City - der Crime-Podcast
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Richter spricht von „brutaler und extremer Gewalt“
All das erzählte Ines R. der Polizei aus freien Stücken. „Meine dunkle Seite kam hervor“, berichtete sie gegenüber einer Gutachterin. Diese stellt eine Persönlichkeitsstörung sowie eine Impulskontrollstörung bei der 52-Jährigen fest. Mit Wut, Ärger oder Traurigkeit könne diese nicht umgehen.
"Auch wenn ich hier nicht weine oder zusammenbreche, ist es so, dass ich immer noch nicht glauben kann, was ich gemacht habe“, erklärte Ines R. in ihrem Schlussplädoyer am Freitag. „Es tut mir ganz doll leid." Reporterin Franca Pörsch war für RTL beim Prozess vor Ort.
Auch der zuständige Richter Theodor Horstkötter betonte bei der Urteilsverkündung die psychische Belastung der Angeklagten. Ines R. wurde als Kind misshandelt, ihre beiden Schwestern starben an Krebs, sie selbst versuchte sich Hilfe zu holen – vergebens. "Sie ist Pflegerin mit Leib und Seele", glaubt Horstkötter. Dem gegenüber stünden allerdings "die brutale und extreme Gewalt" gegenüber "den schwächsten und hilflosesten Menschen".
Potsdam: Gericht stellt verminderte Schuldfähigkeit bei Ines R. fest
Für komplett schuldunfähig, wie von der Verteidigung gefordert, hielt das Gericht in Potsdam die vierfache Mörderin nicht: Es stellte eine verminderte Schuldfähigkeit fest und ordnete die Unterbringung der Verurteilten in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Es sei „ein Fall, der uns alle irgendwie beschäftigt“, erklärte Horstkötter.
Ines R. gilt weiterhin als sehr gefährlich. In der Klinik, in der sie aktuell untergebracht ist, soll sie ihr Pflegepersonal angreifen. „Da sie jetzt einmal angefangen hat zu töten und eine neue Eskalationsstufe erreicht wurde, wird sie es weitermachen“, glaubt die zuständige Gutachterin. Richter Horstkötter hofft derweil noch auf eine andere Wendung. „Ich wünsche Ihnen, dass sie Ihren inneren Frieden finden“, sagte er an die Verurteilte gewandt. (jda)