Pferde, Geldprobleme, Rache: Tat wie aus einem Krimi

Doppelmord von Fischerhude - 65-Jähriger muss lebenslang ins Gefängnis

ARCHIV - 07.07.2022, Niedersachsen, Verden: Ein wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes angeklagter Mann wird in einen Gerichtssaal des Landgerichts Verden geführt. Der Mann soll am 28.12.2021 in Fischerhude eine 73-jährige Frau und ihren 56 Jahre alten Sohn mit einer Schusswaffe getötet haben. Er schoss auch einer damals 53-jährigen Freundin der Familie in den Kopf, die aber überlebte. (Zu dpa: «Rache als Motiv? - Urteil zu Doppelmord von Fischerhude erwartet») Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Angeklagte galt als Lebemann - und war wirtschaftlich am Ende. (Archivfoto)
ass jai fko, dpa, Mohssen Assanimoghaddam

Genau vor einem Jahr schockte die grausame Tat das beschauliche Dörfchen Fischerhude in Niedersachsen. Jetzt wurde das Urteil gegen den 65-Jährigen gesprochen: Er wird wegen zweifachen Mordes und eines versuchten Mordes zu lebenslanger Haft mit besonderer Schwere der Schuld verurteilt.

Handlung wie aus einem schlechten Kriminal-Film

29.12.2021, Niedersachsen, Fischerhude: Der Mittelarm des Flusses Wümme plätschert in unmittelbarer Nähe eines Fachwerkhauses, in dem am Vorabend zwei Tote aufgefunden wurden. Die Polizei ermittelt nach dem Fund der Leichen in Fischerhude nahe Bremen weiter zu den Hintergründen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In diesem beschaulichen Wohnhaus wurden die Toten gefunden/Archivfoto dpa
jst fdt, dpa, Julian Stratenschulte

Kurz nach Weihnachten soll der 65-Jährige in dem Künstlerort eine 73-jährige Frau und deren 56-jährigen Sohn erschossen haben. Eine 53-jährige Cousine der Frau, die zufällig anwesend war, überlebte schwer verletzt einen Kopfdurchschuss. Doch die Opfer waren angeblich nur Mittel zum Zweck. Vorausgegangen sei laut der Deutschen Presse-Agentur ein Zerwürfnis mit einem anderen Sohn der 73-jährigen. Denn dieser hatte den Angeklagten samt Frau und Kindern auf seinem Gestüt in Wehldorf, im Landkreis Rotenburg, aufgenommen, nachdem dieser wirtschaftlich gescheitert war. Dort habe der Angeklagte seinen Helfer angeblich ausgenutzt und um Geld betrogen. Diesem wiederum wird ein Verhältnis mit der jüngeren Frau des Gastes nachgesagt. Am Ende sei ein Streit so eskaliert, dass der 65-Jährige den Pferdehof verlassen musste. An Weihnachten 2021 durfte er Frau und Kinder besuchen. Danach eskalierte die Lage in Fischerhude: Mutter und Bruder des ehemaligen Freundes aus Wehldorf habe er laut Anklage aus Rache getötet, die anwesende Cousine sei eher ein Zufallsopfer gewesen.

Argumentation der Verteidigung überzeugte Richter nicht

Die Verteidigung hat in ihrem Plädoyer nicht von einer geplanten, sondern einer Tat im Affekt gesprochen. Die Lage sei für den 65-Jährigen emotional extrem belastend gewesen. Der Angeklagte selbst entschuldigte sich im Verfahren nur kurz bei seinem überlebenden Opfer. Die Staatsanwaltschaft fordert neben einer lebenslangen Haftstrafe auch eine Verurteilung wegen besonderer Schwere der Schuld. Dieser Forderung wurde mit dem Urteil nachgegeben.

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Friedlicher Künstlerort erschüttert

Der Angeklagte war nach der Tat zunächst auf der Flucht. RTL-Reporter trafen damals in dem beschaulichen Örtchen verstörte Anwohner, die teilweise Zeugen der Tat geworden waren. Die 53-Jährige, angeschossene Frau hatte sich blutüberströmt zu Nachbarn gerettet, konnte sogar noch Aussagen über den Täter treffen. Später stellte sich der 65-Jährige auf einer Polizeiwache. (dpa/lsi)