Heute will er anderen Mut machen
Panikattacken durch ungesunden Lifestyle: Hamun (35) krempelt sein Leben um und nimmt 50 Kilo ab

Man weiß, dass man zu viel Gewicht auf die Waage bringt und die eigene Gesundheit bereits darunter leidet. Aber wie schafft man es, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen? Diese Frage kann der 35-jährige Hamun Bahadorvand aus Siegburg mittlerweile beantworten. 2019 bringt er 140 Kilo auf die Waage, leidet unter Panikattacken und Angstzuständen. Höchste Zeit also, etwas zu verändern. Heute ist er glücklich – aber nicht nur wegen seines Abnehmerfolgs, sondern weil er anderen Menschen mit seiner Geschichte Mut machen kann.
Hamun geht DEN Schritt, den sich viele nicht trauen zu gehen - den ersten
Hamun Bahadorvand weiß, wie es sich anfühlt, übergewichtig zu sein: „Mein Lifestyle war einfach nur ungesund. Ich war unzufrieden mit meinem Leben und mit mir selbst. Ich habe nur schlecht gegessen und meine Gesundheit ging ganz schön den Bach runter.“ Unter anderem als er merkt, dass er sich aufgrund seines großen Bauches nicht mal mehr die Schuhe zubinden kann, fasst er den Entschluss: So geht es nicht mehr weiter. Hamun, der von sich selbst sagt, er sei nie der sportlichste Mensch gewesen, hat „einfach mal angefangen.“ Und damit geht er letztendlich genau den Schritt, den sich viele von uns nicht trauen zu gehen: den ersten.
„Ich hab mich für Kampfsport entschieden, weil ich das cool fand, sofort Interesse daran hatte und sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining damit vereinen kann. Am Anfang bin ich nur sonntags hingegangen, dann wurde auch mal ein Dienstag draus und irgendwann kam noch ein Tag dazu, sodass ich plötzlich drei Mal die Woche zum Sport ging – für mich eine echte Seltenheit“, erzählt der 35-Jährige im RTL-Interview. Doch irgendwie ist ihm das Ganze nicht geheuer: Was, wenn die Motivation plötzlich verschwindet? „Ich kannte das von anderen: Man kauft sich für viel Geld neue Sportklamotten und Supplements, Proteinpulver und Co. – und dann hat man auf einmal keine Lust mehr.“ Er will genau das vermeiden und setzt sich daher viele kleine Ziele, will nicht direkt übertreiben. Und genau das scheint zu funktionieren: Durch den Sport nimmt Hamun ab, er achtet auf seine Ernährung und die Kilos purzeln gefühlt von alleine.
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Seine Reise – zu dem Zeitpunkt noch unwissend, wohin es gehen soll – dokumentiert er zudem auf seinem Instagram-Profil. Dann, im September 2019, meldet er sich – als waschechter Amateur – beim „German MMA Championship“ (GMC), einer Kampfsportveranstaltung in Köln, an. Und die verändert alles.
Eins ist sicher: Selbst wenn etwas schiefgeht - es zu probieren geht immer!
„Meine Freunde meinten, ich solle mich doch da mal anmelden, aber ich war mir noch unsicher. Aber selbst wenn etwas schief geht, dann habe ich trotzdem viel erlebt auf dem Weg dahin. Diese Einstellung hatte ich früher nicht, da hätte ich viel früher aufgegeben und wäre frustriert gewesen. Aber ich wollte es einfach ausprobieren“, sagt er. Hamun besteht die Sport- und auch die ärztlichen Tests und bekommt einen Gegner zugewiesen, der zu ihm passt; kann also an der Veranstaltung teilnehmen.
Und dann geht’s in die Lanxess-Arena! 300 seiner Freunde, Familie, Kollegen und Bekannten nimmt er mit, es ist einer der verrücktesten Momente überhaupt: „Ich bin in eine Art Starre geraten. Da waren überall so viele Leute und ich habe mich gefragt: ‘Was mache ich hier eigentlich?’“ Hamun verliert den Kampf. Doch richtig enttäuscht ist er nicht, denn: „Der Stolz hat überwogen. Wir haben trotzdem gefeiert, als hätte ich gewonnen.“ Und: Er bleibt sich treu. Schließlich erreicht er genau das, was er sich vorher vornimmt: Hauptsache er macht mit, springt über seinen Schatten und probiert es.
„Keine drei Monate wagte ich einen neuen Versuch bei einer anderen Veranstaltung. Und was soll ich sagen? Diesmal habe ich sogar gewonnen, worüber ich sehr erleichtert war, denn letztendlich habe ich mein Ziel dann doch noch erreicht“, erinnert sich der gebürtige Kölner. Genau das ist es, was er seitdem an seine „Community“ zurückgegeben will: „Ich habe durchweg so viel positive Resonanz bekommen, dass ich das einfach an die Leute weitergeben will. Diese Dankbarkeit, diese Motivation und das Gefühl, dass man es einfach versuchen soll. Irgendwas erreicht man immer! Und das möchte ich vermitteln.“
2021 macht er beim „Hyrox“-Event mit: „Ich habe eine Anfrage dafür erhalten, etwas, mit dem ich noch Jahre zuvor im Leben nicht gerechnet hätte.“ Genau diese Erfolgserlebnisse seien es, die seine Follower feiern und ihn somit antreiben. „Es muss auch nicht immer um Sport gehen. Vielleicht ist es eine Kanada-Reise, die man schon immer mal antreten wollte, nur war bis dato der Flug im Flugzeug das Hindernis. Aber auch hier gilt: Man kann alles schaffen.“ Auch in seinem Arbeitsleben verändert Hamun vieles: „Ich habe meinen Mut zusammen genommen und mache jetzt nochmal eine neue Ausbildung, da mir mein alter Beruf nicht mehr gefallen und ausgereicht hat.“
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Stellen Sie sich vor den Spiegeln und fragen Sie sich: "Warum habe ich eigentlich angefangen?"
Während des Corona-Lockdowns, als die Fitnessstudios geschlossen sind, versorgt Hamun seine Follower mit einem selbst verfassten E-Book, um zu signalisieren: Gebt nicht auf, auch Zuhause könnt ihr auf eure Ernährung achten und somit eurem Ziel näherkommen. „Ich bin allerdings kein Ernährungswissenschaftler, da möchte ich niemandem reingrätschen. Mir ging es um meine Geschichte und mein Mindset. Und beides wollte ich weitergeben. Denn manchmal reicht schon ein kleiner Stupser, ein kleines bisschen Hilfe – und dann funktioniert es.“
Insgesamt hat der Siegburger 50 Kilo abgenommen – und damit ist er auch zufrieden. „Doch wie das immer so ist, muss man das Gewicht natürlich jetzt auch halten, daran scheitern ja viele. Mir fällt das auch häufig schwer.“ Für all diejenigen, die diesen kleinen Stupser oder eine Extra-Portion Durchhaltevermögen gebrauchen können, hat Hamun einen Tipp: „Meist ist man ehrlich zu sich selbst, die innere Stimme im Kopf kann man meist schlecht belügen. Wenn es schwierig wird und man vor Herausforderungen gestellt wird, sollte man sich vor den Spiegel stellen und sich fragen: ‘Warum habe ich mit dieser Sache angefangen?’“ Dies funktioniere in allen Lebenslagen und könne ganz einfach auf alle Dinge bezogen werden. Hat man die Antwort gefunden, solle man diese nutzen, um am Ball zu bleiben. Einfach eine Nacht drüber schlafen und am nächsten Tag weitermachen.
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„Zwischendurch Selbstzweifel zu haben ist normal. Aber man macht das alles nur für sich selbst – und für niemand anderen. Abnehmen zu wollen, sein Leben zu ändern und gesünder leben zu wollen, das ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“