Lebenslang für heimtückischen Mord

Paar ermordet Ehemann der Frau mit Giftcocktail: Urteil in Bielefeld

15.06.2023, Nordrhein-Westfalen, Bielefeld: Zwei Angeklagte (vorne l und hinten r) sitzen im Gerichtssaal im Landgericht Bielefeld. Jeweils daneben sitzen die Anwälte Bettina von Hindte (hinten l) und Sven Karsten (vorne r). Hier beginnt der Prozess um einen mutmaßlichen Giftmord. Die beiden Angeklagten sollen eine außereheliche Beziehung geführt haben. Gemeinsam sollen die Frau aus Bielefeld (50) und ihr Freund aus Hamburg (45) am 30. April 2022 den Plan umgesetzt haben, den Ehemann mit einem Gift zu töten. Laut Anklage hat die Frau dem Mann ein toxisches Gemisch in ein Wasserglas neben sein Bett gestellt. Foto: Friso Gentsch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Angeklagten (vorne l. und hinten r.) im Landgericht Bielefeld.
frg sei, dpa, Friso Gentsch
von Valerio Magno und Ulrich Vonstein

Lebenslang für das Mörderpaar - so lautet das Urteil und so lange dauert auch der Schmerz der Mutter ihres Opfers.
Das Landgericht Bielefeld verurteilte eine 51-Jährige und ihren Ex-Geliebten (45) wegen heimtückischen Mordes. Die beiden hatten den Tufan Y., den Ehemann der Frau, vergiftet. Die Mutter von drei Kindern hatte dem 39-Jährigen einen Giftcocktail mit in einem Glas Wasser untergeschoben, das sie ihm ans Bett stellte.
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Richter: „Wir können nicht feststellen, wer die Idee ursprünglich hatte“

Arglos trinkt Tufan Y. davon. Das tödliche Gemisch aus dem Drogenersatzstoff Methadon und anderen Arzneimitteln bringt ihn um, er stirbt in der Nacht des 30. April 2022. Scheinheilig ruft seine Frau einen Notarzt, der nur den Tod des Mannes feststellen kann. Die Obduktion der Leiche bringt keinen Hinweis auf die Todesursache.

Anfang 2023 geht die Witwe zur Polizei, um ein Geständnis abzulegen. Später widerruft sie es. Doch die Ermittlungen kann sie nicht mehr aufhalten. Am 17. Januar 2023 nimmt die Polizei den damaligen Freund der Frau fest. Sie hatte den Mann aus Hamburg beschuldigt, ihr das Gift besorgt zu haben. Angeblich habe er von ihr verlangt, dass sie ihren Ehemann umbringt.

„Meine Trauerarbeit geht immer weiter. Bis ich sterbe“

Opfermutter
Opfermutter Naile Kanar. In dem Anhänger um ihren Hals ist etwas Erde vom Grab ihres ermordeten Sohnes

Für das Gericht steht fest, sie sind gemeinsam für die Tat verantwortlich. „Wenn ich nach dem Motiv gefragt werde, so geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass ein vorwiegendes Motiv der Hass der Angeklagten auf deren Ehemann war“, erklärt Sprecher Guiskard Eisenberg. Der Richter sagt in der Begründung des Urteils: „Wir können nicht feststellen, wer die Idee ursprünglich hatte.“ Aber Tufan wurde absichtlich vergiftet. Das Gift verabreicht ihm die Ehefrau, besorgt hat es der Geliebte aus Hamburg.

Mit dem Urteil ist der Fall juristisch abgeschlossen, der Schmerz der Angehörigen bleibt. Opfermutter Naile Kanar erzählt, dass sie ihren Sohn immer bei sich trägt – in einem Anhänger mit etwas Erde von seinem Grab. „Meine Trauerarbeit geht immer weiter. Bis ich sterbe. Dieses Leid kann ich nicht erklären. Das ist unbeschreiblich“, erzählt sie. Sie empfinde seit der Todesnachricht einen sehr großen Schmerz. „Das kann man nicht erklären als Mutter.“ (mit dpa)