Kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele
Menschenrechtslage in China und Sorge vor falsch-positiven Tests treiben Athleten um
Es sind nur noch wenige Tage bis zu den Olympischen Winterspielen in Peking – doch die Stimmung im Vorfeld der Spiele ist mehr als angespannt. Gleich mehrere Faktoren belasten die Athletinnen und Athleten. Einerseits überschattet die Corona-Krise die Olympischen Spiele, zum anderen fordern viele einen Boykott der Wettbewerbe wegen der Menschenrechtslage in China. Doch Experten warnen die Sportler und Sportlerinnen davor, ihre Meinung in China frei zu äußern – warum, zeigen wir im Video.
Amnesty International prangert Menschenrechtslage in China an
Aus Sicht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International geschehen in China „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ - mit Blick auf Inhaftierung, Verfolgung und Folter. Beispiel sei die Nordwestregion Xinjiang, wo vorwiegend muslimische Uiguren oder Kasachen betroffen seien.
„Da geht es vor allem darum, diesen Menschen ihre ethnische und religiöse Identität zu nehmen.“ Mindestens eine Million seien seit 2017 ohne rechtliche Grundlage interniert worden. „In den Lagern ist es absolut furchtbar.“
Manipulation durch falsch-positive Tests?
Aber nicht nur Sorge um fehlende Meinungsfreiheit und die Menschenrechtslage treibt die Athleten um. Auch in China gibt es derzeit wieder einige Fälle der Omikron-Variante des Corona-Virus – viele Sportler und Sportlerinnen fürchten deshalb, positiv auf das Virus getestet zu werden. Immer mit schwingt dabei auch die Angst, dass China die Spiele mit falsch-positiven Coronatests manipulieren könnte.
Neureuther äußert Bedenken vor Olympischen Spielen
Die Athleten und Athletinnen seien der Willkür der chinesischen Gesundheitsbehörden ausgeliefert und könnten einfach aus den Wettkämpfen gezogen werden, warnt auch der ehemalige Slalomweltmeister Felix Neureuther. "Wie geht's leichter Konkurrenz auszuschalten, als mit einem positiven Coronatest? Keiner kontrolliert, wie die Tests kontrolliert werden und so weiter. Es ist ein leichtes diese Spiele zu manipulieren“, meint er.
„Man hat natürlich immer die Sorge, dass ein falsches Ergebnis kommt“
Auch der Kapitän des deutschen Eishockey-Olympia-Teams, Moritz Müller, äußerte Furcht vor möglichen falsch-positiven Corona-Tests. „Man hat natürlich immer die Sorge, dass ein falsches Ergebnis kommt“, so der 35-Jährige. Müller ist auch ein Kandidat als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier.
„Mein Verständnis ist aber so, dass es nicht alleine in den Händen der chinesischen Organisatoren liegt, sondern dass es auch noch eine Nachtestung des IOC gibt“, sagte Müller. Nach Kritik hatten die chinesischen Organisatoren ihre schärferen Testregeln beim CT-Wert jüngst etwas gelockert. Doch wies ein westlicher Gesundheitsexperte in Peking darauf hin, dass es nicht allein um den CT-Wert gehe, sondern dass Testsysteme im Ausland und in China auch verschieden seien.
Athleten komplett von chinesischer Bevölkerung abgeschottet
Während die Pandemie anderswo gerade Höhepunkte erreicht, verzeichnet das bevölkerungsreichste Land der Erde nur einige Dutzend Infektionen pro Tag. Am Donnerstag wurden nur 25 lokale Infektionen gemeldet, davon fünf in Peking. Mit strikten Maßnahmen wie Ausgangssperren für Millionen, Massentests, Kontaktverfolgung und Zwangsquarantäne hat China das Virus seit mehr als eineinhalb Jahren weitgehend im Griff. Dafür hat sich China auch weitgehend vom Ausland abgeschottet.
Zu den normalen Bürgern und Bürgerinnen in China werden die Athleten und Athletinnen darum keinen Kontakt haben. Wer - egal in welcher Form - an den Olympischen Spielen teilnimmt, bewegt sich in einem "closed Loop", einem abgeschlossenen Bereich. Ohne Kontakt zur Außenwelt, um Ansteckungen in der lokalen Bevölkerung zu vermeiden. (vdö/jst, mit dpa)