Was ein Arzt zu den Auswirkungen sagt

Oktober 2022 mild wie nie! Was machen die hohen Temperaturen mit unserem Körper?

14.10.2018, Saarland, Saarbrücken: Ann-Kathrin und Patrick sonnen sich inmitten herbstlich bunter Blätter in ihrem Garten. Ungewöhnlich hohe Temperaturen laden auch im Oktober noch zum Sonnenbad ein. Foto: Oliver Dietze/dpa
Temperaturen von 20 Grad und mehr sind im Oktober in Deutschland absolut ungewöhnlich. Wie wirkt sich das Wetter auf unsere Gesundheit aus?
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Die dicken Rollkragen-Pullover können wir momentan getrost im Schrank liegen lassen. Denn mit bis zu 20 Grad und mehr gehört der Oktober 2022 schon jetzt zu den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Das ist vielleicht nicht schlecht für die Halbwertszeit unsere Spätsommer-Outfits, doch wie wirkt sich das milde Herbst-Wetter auf unsere Gesundheit aus? Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ordnet das aktuelle Wetter-Phänomen gesundheitlich ein.
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Milder Oktober bricht alle Rekorde: „Das ist eigentlich eine Wohlfühltemperatur“

Welche Auswirkungen hat dieser Oktober auf unseren Organismus? Dr. Specht hat dazu im Gespräch mit RTL zunächst einmal gute Nachrichten. „Grundsätzlich sind solche höheren Temperaturen für unsere Gesundheit wesentlich unproblematischer als sehr heißes oder sehr kaltes Wetter.“

Und weiter: „18 bis 20 Grad sind eigentlich eine Wohlfühltemperatur für unseren Körper und für unsere Gesundheit eher zuträglich. Doch wenn zu hohe Temperaturen in unserem Schlafzimmer ankommen, wird es problematisch.“ Die ideale Schlaftemperatur liege bei 18 Grad. Wenn diese Temperatur allzu stark überschritten werde, so wie es aktuell aufgrund der Energiekrise ohnehin nicht sein sollte, könnten Schlafstörungen auftreten. Konkret heißt das: Wir bekommen Durchschlafprobleme, das Einschlafen wird erschwert und die Schlafqualität kann nachlassen.

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Rekord-Oktober: Wetterfühlig? Dann melden sich wahrscheinlich vorhandene Schwachstellen

Insbesondere wetterfühlige Menschen könnten aktuell Probleme haben. Krank macht aber nicht das Wetter selbst. Es greift nur bereits vorhandene Schwachstellen an. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gelenkschmerzen sind für wettersensible Menschen denkbar. Migräne habe jedoch aktuell aufgrund des Wetters keine Hochphase, da hier in der Regel andere Auslöser eine Rolle spielen. Für die Allgemeinheit seien die warmen Oktober-Temperaturen jedoch bei richtiger Kleidung kein Anlass für Kreislaufprobleme & Co.

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„Manche reagieren auf den warmen Fallwind aus den Alpen, in der Voralpenregion ist der rasante Temperaturanstieg umso deutlicher zu spüren. Man spricht dann von Föhn, einem trockenen Fallwind. Man braucht dafür ein Gebirge, über das er darüber strömt. Eine besonders föhnintensive Region in den Alpen ist das Tiroler Inntal. Von dort aus reicht der Föhn dann auch Richtung bayrische Alpen. Ebenso gehören generell die Voralpenregionen zu den klassischen Föhngebieten“, schildert der Experte.

Dr. Christoph Specht schaut in die Kamera.
Dr. Christoph Specht gibt eine aktuelle Einschätzung ab.
Moritz Jansen, photoMo
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Grippe – und Corona-Welle: Wie wirkt sich der milde Oktober auf die Ansteckungen aus?

Doch wie wirkt sich der warme Herbst auf die Grippe-Saison und die Corona-Krankheitswelle aus? Laut Dr. Specht gibt es zwei unterschiedliche Auswirkungen, die das aktuelle Wetter auf die Ausbreitung von Atemwegserkrankungen haben kann.

„Die Infektionsgefahr ist bei den aktuellen Temperaturen geringer als bei einem ‚normalen Oktober‘. Die Menschen gehen eher mal nach draußen und halten sich nicht durchweg in Innenräumen auf. Dadurch ist eher damit zu rechnen, dass es zu weniger Infektionen kommt – das ist aber nur eine Momentaufnahme“, erklärt Specht. Jedoch sei dies nur unter der Voraussetzung so, dass man sich richtig anziehe und nicht zu warm, der Fall. Andererseits sei nämlich auch noch eine andere Auswirkung zu beobachten.

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Ihre Meinung ist uns wichtig: Macht Ihnen das aktuelle Herbst-Wetter zu schaffen?

Negativ-Effekt im milden Herbst: Wer draußen ins Schwitzen kommt, ist anfälliger für Viren

„Was bei den jetzigen Temperaturen nachteilig sein könnte ist, dass man, wenn man Sport treibt, oder sich zu warm anzieht, schneller ins Schwitzen kommt und wer dann noch draußen ist, kühlt nach der Anstrengung leichter aus“, erklärt der Mediziner. Daraus resultiere eine indirekte Ansteckung und man sei anfälliger gegenüber Viren. Umso wichtiger sei es, diesen Negativ-Effekt zu vermeiden und sich temperaturgerecht zu kleiden.

Fazit: Das aktuelle Wetter könnte sich durchaus positiv auswirken und zu weniger Ansteckungen führen – die befürchtete Corona-Welle, Grippe-Saison und zahlreiche grippale Infekte könnten weniger stark ausfallen als angenommen, skizziert der Experte.

Aber: Das alles kann zunichtegemacht werden, wenn es wieder kälter wird. Aktuell bleibt abzuwarten, wie sich das Wetter im November und Dezember entwickelt.

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