Sie hängen ihre Politiker-Karriere an den Nagel
Nicht mehr dabei: Diese Polit-Promis kandidieren nicht mehr für den Bundestag

Der neue Bundestag könnte nach der Wahl ganz anders aussehen - das entscheiden die Wählerinnen und Wähler. Einige bekannte Politiker haben aber schon angekündigt, ihr Mandat abzugeben. Eine davon ist die vielleicht prominenteste Politikerin des Planeten.
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Angela Merkel

Ihr Ausstieg ist eine Zäsur für die Bundespolitik, nach 16 Jahren als Kanzlerin kehrt Angela Merkel dem Tagesgeschäft den Rücken. Sie wurde 1954 in Hamburg geboren und wuchs in der DDR auf. Zur Politik kam die promovierte Physikerin in der Umbruchzeit der DDR 1989/1990. Seit 1990 sitzt sie im Bundestag, Kanzler Helmut Kohl holte sie bald darauf ins Bundeskabinett - erst als Frauenministerin, dann als Umweltministerin bis zur Wahlniederlage der Union 1998.
Nach dem Bruch mit Kohl in der CDU-Spendenaffäre rückte sie an die Parteispitze. 2005 zog Merkel ins Kanzleramt ein. In ihrer Amtszeit fielen weitreichende Entscheidungen wie der Atomausstieg, die Aussetzung der Wehrpflicht und der Kohleausstieg. Vor allem aber wurden ihre Kanzlerinnenjahre von Krisen geprägt. Merkel steuerte das Land durch Weltfinanz- und Eurokrise, mit ihrer Willkommenspolitik in der Flüchtlingskrise 2015 polarisierte sie. Die Schlussphase ihrer Kanzlerschaft stand dann ganz im Zeichen des Coronavirus.
LESE-TIPP: Diese Krisen hat Angela Merkel in ihrer Amtszeit gemanaged
Martin Schulz

Der als Buchhändler ins Berufsleben gestartete Rheinländer, der seit 1974 SPD-Mitglied ist, errang Spitzenpositionen auf sämtlichen politischen Ebenen - vom Bürgermeisteramt im heimischen Würselen bis zum Präsidenten des Europäischen Parlaments (2012-2017) - scheiterte aber 2017 krachend als Kanzlerkandidat. Die SPD fuhr ihr schlechtestes Ergebnis in der Nachkriegsgeschichte ein.
Nach einem knappen Jahr als Bundesparteichef kündigte Schulz, der mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen ins Amt gehoben worden war, im Februar 2018 seinen Rücktritt an. Der 65-Jährige ist Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bei seiner Abschiedsrede im Bundestag, dem er seit 2017 angehört, sagte Schulz, er werde sich weiter einsetzen „für eine klare Haltung gegen Rechts, für eine gerechte Gesellschaft, für Vielfalt, für Respekt und Toleranz und vor allen Dingen für ein starkes, ein friedliches, soziales und demokratisches Europa“.
Hermann Otto Solms

Der FDP-Politiker ist Alterspräsident der laufenden Legislaturperiode. Der Ehrenvorsitzende seiner Partei gehörte von 1980 bis 2013 über den Wahlkreis Gießen dem Bundestag an. In die FDP war der 80-Jährige schon 1971 eingetreten. Nach vierjähriger außerparlamentarischer Opposition der Liberalen zog der Schnurrbartträger und Finanzexperte 2017 wieder ins Parlament in Berlin ein. Von 1985 bis 1991 war er Fraktionsvize und von 1991 bis 1998 Vorsitzender der Fraktion. Von 1998 bis 2013 war Solms, der aus dem mittelhessischen Lich stammt, Vizepräsident des Bundestages.
Vor der Bundestagswahl 2009 produzierte Solms gemeinsam mit seinem Parteikollegen Otto Fricke die populäre Internet-Serie „Fricke & Solms“ und war damit selbst deutlich jüngeren Politikern im Netz einen Schritt voraus.
Ulla Schmidt

Mit der gebürtigen Aachenerin Ulla Schmidt verlässt ein SPD-Urgestein den Bundestag. Den Höhepunkt ihrer Karriere erklomm die Tochter einer alleinerziehenden Fabrikarbeiterin, als der damalige Kanzler Gerhard Schröder (SPD) sie 2001 als Gesundheitsministerin in sein Kabinett berief. Dort blieb sie in unterschiedlichen Koalitionen und Ressortzuschnitten bis 2009. Von 2013 bis 2017 war die frühere Sonderschullehrerin Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. Ihren großen Erfahrungsschatz im Bundestag sieht Schmidt als Vorteil. „Aber 31 Jahre sind denn auch mehr als ausreichend. Jetzt sollen Jüngere im Parlament entscheiden“, sagte die 72-Jährige der dpa. Sie wolle aber erneut für den Bundesvorsitz der Lebenshilfe kandidieren, weiter das Kuratorium des Aachener Hospizes führen und sich sozial engagieren.
Thomas de Maiziere

Der frühere CDU-Bundesminister kandidiert nach zwölf Jahren nicht mehr fürs Parlament. „Ich bin jetzt 67 und war lange genug dabei, da sollten Ältere den Jüngeren Platz machen, gerade in so einer Krise“, sagte er der dpa. Der gebürtige Bonner begann als Redenschreiber des damaligen Westberliner Bürgermeisters und späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, verhandelte 1990 den Einigungsvertrag mit und wechselte nach vielen Jahren in Mecklenburg-Vorpommern 1999 nach Sachsen, wo er später Finanz-, Justiz- und Innenminister wurde. 2005 holte ihn Angela Merkel als Chef ins Kanzleramt, danach war er zwei Mal Bundesinnen- sowie ein Mal Verteidigungsminister. De Maizière will sich weiter in verschiedenen Funktionen engagieren, aber auch mehr Zeit zum Reisen und für die Familie haben - er und seine Frau sind kürzlich zum ersten Mal Großeltern geworden.
Christine Lambrecht

Die SPD-Politikerin und Bundesjustizministerin stammt aus Südhessen und war 1998 zum ersten Mal für den Wahlkreis Bergstraße als Abgeordnete in den Bundestag gewählt worden. Zuvor war sie schon viele Jahre in der Lokalpolitik aktiv. Seit Juni 2019 ist die Rechtsanwältin Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz. Nach dem Rücktritt von Franziska Giffey übernahm sie im Frühjahr auch das Familienressort. Ihren Entschluss, nicht mehr zu kandidieren, begründete Lambrecht so: „22 Jahre Bundestag bedeuten 22 Jahre zweiter Wohnsitz, 22 Jahre aus dem Koffer leben. Mit 55 bin ich in einem Alter, wo man noch was Neues beginnen kann.“
Gerd Müller

Für den deutschen Entwicklungsminister ist das Ende der politischen Laufbahn in Berlin zugleich ein Anfang. Im Juli gewann der 65-Jährige die Wahl zum neuen Chef der UN-Organisation Unido, die sich um die industrielle Entwicklung ärmerer Staaten kümmert und dabei Armutsbekämpfung und Nachhaltigkeit im Blick hat. Müller bleibt also bei seinem zentralen Thema der Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt, mit dem er acht Jahre lang das Christliche in der Union bekräftigte und - baumlang gewachsen - auch in fernen Ländern zur Marke wurde. Er selbst fasst es so: „Unser Ziel ist eine gerechte Globalisierung, eine nachhaltige industrielle Entwicklung sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen und Zukunftsperspektiven in den Entwicklungsländern.“
Auch diese Politiker sind nicht mehr dabei

Außerdem verlassen Silvia Kotting Uhl (Grüne), Ulla Jelpke (Linke), Eckardt Rehberg (CDU) und Fabio de Masi (Linke) den Bundestag.