Kampf gegen Rechts

Nach mutigem Brandbrief: Lehrer von Skandal-Schule in Brandenburg vertrieben

Schüler, die den Hitlergruß zeigen; jeden diskrimieren, der scheinbar „anders“ ist – und niemand, der sie davon abhält.
Im Frühjahr sorgte der „Nazi-Skandal“ an einer Schule im unscheinbaren Burg (Brandenburg) für bundesweite Schlagzeilen. Zwei mutige Lehrer riefen öffentlich um Hilfe. Jetzt wird regelrecht Jagd auf sie gemacht. Bei RTL packen beide aus.
Welche drastischen Konsequenzen der Kampf gegen Rechts für die zwei Lehrkräfte hat und welche Zustände vor Ort wirklich herrschen, sehen Sie im Video.

Anfeindungen und Einschüchterungsversuche gegen Lehrkräfte an Brandenburger Skandal-Schule

Im April machen sie noch anoym auf die rechtsextremen Ausfälle aufmerksam: Laura Nickel und Max Teske, die beide jahrelang an der Oberschule Burg (Kreis Spree-Neiße) unterrichtet haben, sind die Nazi-Parolen und Hitlergruß-Paraden auf dem Schulhof leid. Viel schlimmer noch: Tagtäglich müssen sie laut eigenen Angaben diskriminierte Schüler vor rechter Gewalt schützen. In einem öffentlichen Brandbrief beklagen sie „demokratie-feindliche Strukturen, sowohl in der Schüler- und Elternschaft als auch bei den Kollegen.“ Zeitgleich werden Fotos öffentlich, die fast ein Dutzend Jugendliche aus dem Ort mit zum Hitlergruß ausgestreckten Armen zeigen.

Das Medienecho auf den „Nazi-Skandal“ ist riesig. Getan hat sich danach offenbar aber nicht viel, wie RTL-Recherchen nahelegen. Stattdessen werden Nickel und Teske selbst Opfer einer Hetzjagd. In der 5.000 Einwohner-Gemeinde kleben Sticker mit ihren Gesichtern. Auch im Netz wird zur „Jagd“ gegen Nickel und Teske aufgerufen. Und: Sogar die Elternvertreterschaft fordert, dass die beiden entlassen werden sollen. „Wir sind jetzt in einer Lage, in der wir unseren Arbeitsort verlassen müssen, weil wir das öffentlich gemacht haben“, so Nickel im RTL-Interview.

Lese-Tipp: Polizei ermittelt: Rechtsextreme reißen Mädchen Kopftuch weg und treten auf sie ein

Die Lehrer Max Teske und Laura Nickel wurden in Burg (Brandenburg) zur Zielscheibe von Hasskampagnen.
Die Lehrer Max Teske und Laura Nickel wurden in Burg (Brandenburg) zur Zielscheibe von Hasskampagnen.
RTL

Lehrer kündigen und flüchten aus Burg

Nickel und Teske arbeiten und leben mittlerweile nicht mehr in Burg. Für sie und ihre Familien habe es sich dort nicht mehr sicher angefühlt. Für das kommende Schuljahr haben sie weit weg von ihrer ehemaligen Schule eine neue Stelle als Lehrer gefunden. Trotzdem betont Teske: „Wir werden weiterhin laut sein. Wir werden politisch weiterhin wirken und die Rechten haben nicht gewonnen.“

ARCHIV - 27.04.2023, Brandenburg, Burg (Spreewald): Die Grund- und Oberschule in Burg (Spreewald). Die Bus-Haltestelle «Burg Schule» steht vor einer Grund- und Oberschule im Spreewaldort Burg. Ein Lehrer und eine Lehrerin hatten vor etwa drei Monaten einen zunächst anonymen Brandbrief über rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule in Burg veröffentlicht und damit ein breites Medienecho ausgelöst. Am Mittwoch erklärten beide, dass sie die Schule wegen starker Anfeindungen aus der rechten Szene verlassen wollen. (zu dpa «Zwei Brandbrief-Lehrer aus Burg wollen Schule verlassen») Foto: -/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Grund- und Oberschule in Burg: Hitlergruß und Hakenkreuz sollen hier Alltag sein.
fht mre trh bsc, dpa, -
Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Burg (Brandenburg): "Nazi-Kinder" haben Schule offenbar weiter im Griff

Als sich RTL im Mai vor Ort auf Spurensuche begiebt, will niemand von den Zuständigen reden. Sowohl die Schulleiterin als auch der Bürgermeister weisen uns ab.

Dabei zeigen sich Schüler an der Burger Schule offenbar auch nach Bekanntwerden der Vorfälle rechtsradikal – und weiterin scheint es so, als würden alle wegschauen. Eine Schülerin (18) aus der Region schildert im Juli: „Der Rassismus, Sexismus, Transfeindlichkeit, Homofeindlichkeit, Diskriminierung gegenüber Leuten mit verschiedenen sozialen Herkünften oder anderen Hautfarben ist auf jeden Fall extrem.“

Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung, kritisiert, dass seit dem Brandbrief sowohl in der Bildungsverwaltung als auch im Schulamt „nichts passiert“ sei. Derweil zweifelt Dennis Hohloch von der AfD-Fraktion Brandenburg den Wahrheitsgehalt der Aussagen von Laura Nickel und Max Teske an. „Das, was die Lehrer hier getan haben, war nichts anderes als Denunziation“, so Hohloch. (Ibrahim Kayed, Bella Christophel, Markus Frenzel, lmc)

Lesen Sie auch: Nazi-Problem an Brandenburgs Schulen? Schüler in Cottbus zeigen auf Abifeier Hitlergruß

In Burg im Spreewald sollen Nazi-Parolen in einer Schule zum Alltag gehören.
Trügt die Idylle? Lehrer und Schüler klagen über rassistische, homophobe und sexistische Ausfälle an einer Schule im Spreewald.
RTL