Dem "Kalletal-Killer" wird der Prozess gemacht

"Ich habe Angst, dass er lacht" - Nadine F. sieht den mutmaßlichen Mörder ihres Mannes wieder

Nadine F. im Gespräch mit ihrem Anwalt Thorsten Frühmark
Nadine F. im Gespräch mit ihrem Anwalt Thorsten Frühmark
RTL

Wie muss sich Nadine F. an diesem Montag wohl fühlen? Im Juni 2022 verliert sie ihren Mann – er wird mit einer Spaltaxt brutal umgebracht. Die Behörden sind sich sicher: Elchin A. (37) ist der Mörder! Offenbar konnte er es nicht verkraften, dass seine Ex-Freundin eine mutmaßliche Beziehung mit dem Opfer hatte. Jetzt sieht seine Witwe den vermeintlichen Mörder zum Prozessauftakt am Landgericht Detmold wieder.

Nadine F.: Lebenslange Haft für Elchin A.!

„Wir machen das Beste daraus, aber gut geht es uns nicht“, sagt Nadine F., wenige Minuten vor Prozessbeginn im exklusiven RTL-Interview. Sie rede viel über die Geschehnisse, das helfe ihr. Zum ersten Mal sieht sie Elchin A. jetzt wieder. „Ich habe Angst, dass er keine Reue zeigt. Angst, dass er lacht sogar.“ Die Frage nach dem „Warum“ beschäftigt Nadine F. am meisten. Sie hofft, dass der mutmaßliche Mörder ihres Mannes lebenslang ins Gefängnis muss und „dass er niemals wieder die Möglichkeit hat, jemanden zu verletzen.“

Eifersuchtsdrama nach Flucht aus Ukraine

Die ganze Geschichte spielt vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine. Im März 2022 nimmt der 39-jährige Andrej den Angeklagten und seine Partnerin (25) sowie die beiden Söhne (6, 2) der Frau bei sich in Kalletal auf, nachdem er ihnen laut Staatsanwaltschaft bei der Flucht nach Deutschland geholfen hatte. Anfangs läuft wohl auch alles gut – dann trennen sich Elchin A. und seine Freundin und es entwickelt sich wohl eine Beziehung zwischen der damals 24-Jährigen und dem späteren Opfer. Das konnte Elchin A. offenbar nicht verkraften. In einem RTL-Interview im Juli glaubt Nadine F. nicht, dass ihr Mann ein Verhältnis hatte.

Elchin A. am Montag im Gerichtssaal
Elchin A. am Montag im Gerichtssaal
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Mord im Schlaf mit einer Spaltaxt

Mitte Juni 2022 eskaliert dann die Situation: Laut Anklage geht Elchin A. am frühen Morgen in die Wohnung von Andrej, er hat eine Spaltaxt dabei. Auf sein schlafendes Opfer schlägt er demnach so heftig ein, dass die Axt im Kopf stecken bleibt. Der Mann ist sofort tot. Und Elchin A. macht wohl einfach weiter: Seine Ex-Freundin, die neben dem Opfer gelegen hatte, bedroht er mit einem Küchenmesser, zerrt an ihren Haaren und vergewaltigt sie im Badezimmer. Der Angeklagte selbst bestreitet diesen Vorwurf.

Das Dramatische: Noch einen Tag vorher, so erzählt Nadine F. damals, streitet sie mit ihrem Mann, sagt, dass sie Angst habe und Elchin A. nicht mehr in ihrer Nähe haben wollte.

Festnahme nach einmonatiger Flucht

Kalletal-Mörder Elchin A. gefasst - Haftvorführung
Elchin A. (Mitte) bei seiner Festnahme im Juli 2022
RTL

Nach der Tat nimmt Elchin A. seine Ex-Freundin und die gemeinsamen Kinder und flüchtet mit dem Auto. Bei Rinteln (Niedersachsen) gerät er sogar in eine Autokontrolle, kann aber zu Fuß flüchten. Die Frau erzählt den Ermittlern dann von der Leiche in Kalletal.

Es dauert einen weiteren Monat, bis Elchin A. dann im brandenburgischen Brieskow-Finkenheerd nahe der polnischen Grenze festgenommen wird – am Geburtstag des Sohnes von Nadine F.. Auf seine Spur waren die Ermittler, RTL-Informationen zufolge, über eine Telefonüberwachung gekommen. Für den Prozess sind bisher insgesamt nur drei Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil könnte schon Anfang Februar fallen. Und schon kurz nach der Festnahme sagt Nadine F. zu dem Prozess: „Ich werde definitiv an der Verhandlung teilnehmen, ich will ihm ins Gesicht sehen.“ (dka)