Er tötete Trans-Mann Malte C., der in Münster einen Streit schlichten wollte

Mutter des mutmaßlich CSD-Totschlägers Nuradi A.: „Mein Sohn ist kein Killer“

03.09.2022, Nordrhein-Westfalen, Münster: Eine Frau entzündet an der Gedenkstätte für Malte C auf den Stufen des historischen Rathauses am Prinzipalmarkt eine Kerze. Ein 25 Jahre alter Mann war bei einer Christopher-Street-Day-Versammlung in Münster brutal niedergeschlagen und schwer verletzt worden. Später ist er im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Im historischen Rathaus befindet sich der Friendenssaal, in dem in Verhandlungen der Dreißigjährige Krieg beendet wurde. Foto: Bernd Thissen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Münster gedenkt dem getöteten Malte C.
bt htf, dpa, Bernd Thissen

Nuradi A. (20) sitzt in Untersuchungshaft: Er soll am 27. August Transmann Malte C. während des Christopher Street Day in Münster zusammengeschlagen haben. Wenige Tage später starb der 25-Jährige an seinen schweren Verletzungen. Im „Spiegel“-Interview äußerte sich jetzt die Mutter des mutmaßlichen Täters. Sie sei entsetzt – und sagt über ihren Sohn: „Er ist kein Killer.“

Polizei ermittelt wegen politisch-motivierter Straftat

Wie der „Spiegel“ berichtet, ist der mutmaßliche Täter, Nuradi A., bereits polizeibekannt und mehrfach wegen Körperverletzungen vorbestraft.

Auch gegenüber Malte C. trat der Verdächtige extrem gewalttätig gegenüber – als dieser zwei Frauen verteidigte. Zuvor habe Nuradi A. die beiden Frauen beim CSD als „lesbische Huren“ beleidigt. Unvermittelt schlug Nuradi A. dem 25-Jährigen ins Gesicht, beleidigte auch ihn. Malte C. verlor das Gleichgewicht, ein weiterer Faustschlag traf ihn. Er verlor das Bewusstsein, schlug mit dem Kopf auf den Asphalt auf. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt, aus dem er nicht mehr erwachte. Am 2. September wurde Malte C. für tot erklärt.

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Da es sich bei Malte C. um einen Trans-Mann handelt, ermittelt die Polizei nun auch im Hinblick auf eine politisch motivierte Attacke. Es läge nahe, so die Ermittler, dass es sich um eine queer-feindliche Attacke gehandelt habe.

Nuradi A.: Deutscher Meister im Boxen

Schockiert von der Tat ihres Sohnes ist auch Nuradi A.s Mutter, Rizuana A. Ihr Sohn sei tolerant, habe nie etwas gegen Homosexuelle gesagt. „Das hätte ich auch nicht geduldet, jeder soll doch sein und machen, was er will“, sagt sie dem Wochenmagazin. Jetzt denke sie „die ganze Zeit an den toten Jungen, an seine Familie. Es tut mir unendlich leid.“ In ihrem Sohn will sie aber keinen Killer sehen.

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Mehrere Jahre soll Nuradi A. in dem Integrationsprojekt „Farids QualiFighting“ in Münster geboxt haben. Das Projekt habe ein „sozial-integratives Sport- und Bildungskonzept“ und richtet sich an Jugendliche aus sozialen Brennpunkten. Wer mitmachen möchte, muss regelmäßig sein Zeugnis vorweisen und gute schulische Leistungen mitbringen. Mehrfach wurde das Projekt zur Integration sozial benachteiligter Jugendlichen ausgezeichnet.

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Mutter spricht über ihren Sohn

Zunächst soll Nuradi A. sehr erfolgreich gewesen sein, wurde mit 14 Jahren Deutscher Meister in der Gewichtsklasse bis 44 Kilogramm. Doch dann führte sein Weg offenbar abwärts. Wirtschaftsprofessor Farid Vatanparast, Gründer des Projekts und zeitweise Betreuer von Nuradi A. sagte dem „Spiegel“, Nuradi A. habe irgendwann nur noch die Fäuste sprechen lassen wollen. Seine schulischen Leistungen brachen wohl ein. Beim Boxen durfte er daher nur noch zusehen. Schließlich verließ A. das Projekt. Er sei nicht mehr „verantwortungsvoll mit sich und dem Sport umgegangen“, zitiert der „Spiegel“ den Professor. Von 2015 bis 2019 war Nuradi A. in dem Projekt.

Nuradi A. sitzt mittlerweile in U-Haft. Die Polizei nahm ihn nach Auswertung zahlreicher Fotos und Videoaufnahmen am Samstagmittag (3. September) fest. Ihm drohen zwischen drei und fünfzehn Jahre Haft. Sollte er nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, bis zu zehn. (eon)