Ärzte-Ehepaar in Mistelbach erstochen
Praxiskollege von getötetem Arzt fassungslos: "Dass gerade er zum Opfer wird, ist absurd"
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Von Sandra Blösch und Michaela Johannsen
Nach dem mutmaßlichen Doppelmord an einem Ärzte-Ehepaar im fränkischen Mistelbach ist der engste Kollege des getöteten Kinderarztes fassungslos. „Er war sehr verständnisvoll, gerade für die Probleme der Kinder, der Eltern, der Familien. Dass so jemand selbst zum Opfer wird, ist eigentlich absurd“, sagt Dr. Gerald Hofner im Interview mit RTL. Besonders tragisch ist für ihn auch der Zeitpunkt des Todes. Denn die Beiden standen kurz vor der Eröffnung ihrer neuen Praxis – ein Herzensprojekt. Mehr dazu im Video.
"Und plötzlich ist er nicht mehr da": Kollege trauert um getöteten Kinderarzt aus Mistelbach
„Ich bin aus dem Umfeld der Kollegen informiert worden und konnte es zunächst gar nicht glauben“, sagt Hofner mit tränenerstickter Stimme. „Wie will man so was auch glauben?“ Im letzten halben Jahr habe er mit seinem 51-jährigen Kollegen 60 bis 70 Stunden die Woche gearbeitet, um eine Gemeinschaftspraxis mit insgesamt elf Ärzten zu eröffnen. Alles war gerade fertig und „plötzlich ist er einfach nicht mehr da“.
Seiner Trauer hatte Hofner zuvor bereits Online freien Lauf gelassen. In einem Tweet nannte er seinen toten Kollegen einen "wunderbaren Menschen und einen großartigen Arzt". Dort beschrieb er auch, wie er in der nagelneuen Praxis saß, bereit für die Patienten und einfach nicht glauben konnte, was passiert war. "Es laufen die Tränen wie ein Strom", schilderte er, "weil einer nicht mehr da sein kann, der sie zusammen mit mir geplant hat".
Trauer um Arzt aus Mistelbach: "Er war ein Familienmensch"
Seinem toten Kollegen hätte man blind vertrauen können, beschreibt Hofner ihr Verhältnis. „Er war ein unglaublich sanfter Mensch. Wir hatten nie größere Meinungsverschiedenheiten (...) Vieles unserer Zusammenarbeit basierte auf Handschlag. Wir haben nur wenig Schriftliches gebraucht.“ Privat hatten die Ärzte allerdings wenig miteinander zu tun. „Er war ein Familienmensch (…) Er war eher zurückgezogen auf seine Familie und den engeren Freundeskreis“, sagt Hofner.
Wichtig sei jetzt aber, dass es weiterginge. Denn das hätte auch sein Kollege nach Monaten der harten Arbeit so gewollt. Wie er alles verkrafte, werde sich wohl erst in der nächsten Zeit zeigen, sagt Hofner sichtlich betroffen im RTL-Interview. Im Moment "funktioniere“ er nur. „Ich stehe hier abends alleine in der Praxis wenn alle gegangen sind und denke mir, das kann nicht wahr sein. Wie kann so was sein? Wie kann er einfach weg sein? Ich bin dann versucht, das Telefon in die Hand zu nehmen, und ihn anzurufen, (...) aber da geht niemand mehr ran“.
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